Nach einem weiteren Tag an Deck, sichteten wir endlich die große Yacht meines Onkels. Sorgsam hatten wir die weißen Flaggen gehisst und erwarteten ihn als versammelte Mannschaft. Zen und ich standen vorne an der Reling.
Das andere Schiff wendete, sodass wir Seite an Seite lagen. Auf der anderen Seite stand mein Onkel. Schräg hinter ihm Drake. Um sie herum über hunderte Soldaten.
Schauer der Abscheu riselten durch meinen Körper und hinterließen eine Gänsehaut, als ich Samuel anblickte.
Grinsend blickte er zu uns.
,,Willste aufgeben, Leah?", rief er uns grausig lachend zu.
Ich spürte wie meine Freunde sich hinter mir anspannten. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf.
,,Ich möchte dir einen Tausch vorschlagen.", meinte ich.
Samuel grinste immernoch.
,,Na dann lass mal hören. Kann ja nur lustig werden...", spottete er.
Ich nickte zu Zen.
,,Ich heiße Zen und bin ebenso wie Leah ein Gesegneter. Doch anders als sie, vermag ich meine Unsterblichkeit zu übertragen. Ich bin sehr alt und habe schon viel von der Welt gesehen, man könnte mich sogar weise nennen. Leah war unwissend, du hast deine Zeit und Kraft in sie verschwendet sie zu foltern, um herauszubekommen wie das Übertragungsritual geht. Sie wusste es nicht. Doch ich weiß es. Und ich werde es dir sagen. Unter einer Bedingung.", sprach der Mönch.
Er sprach leise aber deutlich und sogar ich, die in die Täuschung eingeweiht war, war geneigt ihm zu glauben.
Auch mein Stiefonkel kam ins Nachdenken. Auf seiner Stirn bildeten sich hässliche Falten und seine eingefallenen Wangen strafften sich über den hohlen Wangenknochen. Misstrauisch kniff er seine blutunterlaufenden Augen zusammen und diese fixierten erst mich, dann Zen, haargenau.
Er suchte nach einer Falle. Doch er würde sie nicht wittern. Diesmal nicht.
Ich wusste nicht, ob er als Seelenmagier Gedanken lesen konnte, doch ich ging stark davon aus. Wie er sonst von unserem Hinterhalt auf dem Dreimaster hatte erfahren können, konnte ich mir anders nicht erklären. Ich hatte mir zusammengereimt, dass er wohl Verwirrungszauber auf die gesamte Mannschaft ausgeübt hatte, als er durch das Gedanken lesen davon erfahren hatte. Deswegen waren Tarek und Rhyz auch so untypisch unvorsichtig und unreflektiert gewesen. Doch nur Zen und ich wussten diesmal von dem gesamten richtigen Plan. Und uns schützten unsere Gesegneten-Gene. Alle anderen dachten, dass der Mönch die Wahrheit sagte. Geistesgegenwärtig war Zen dieser Sicherheitsplan eingefallen, als ich alleine in dem Krähennest saß. Er hatte mir später dann davon erzählt. Es behagte mir nicht, den Jungs nicht die Wahrheit zu erzählen, doch wir konnten kein Risiko eingehen.
Dies war unsere letzte Chance.
,,Was ist die Bedingung?", riss mich Samuels Stimme aus meinen düsteren Gedanken.
,,Drake.", meinte Zen schlicht. ,,Und die Sicherheit von jedem anderen meiner Freunde."
,,Ich könnte dich und deine Freunde hier und jetzt, auf der Stelle erschießen. Was würdest du dann machen, he?", drohte Samuel.
,,Ich würde nicht sterben. Leah ebenso wenig. Jedoch würde ich mich dann weigern, dir das Geheimnis zu verraten. Nicht ohne den Handel."
Mein Onkel schnaubte.
,,Dann komm rüber auf mein Schiff und danach schick ich den Jungen hinüber.", versuchte er zu betrügen.
Ich lächelte grimmig.
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Der Segen der Zeit
Fantasy{Abgeschlossen} ~ [wird überarbeitet] Leah ist eine Gesegnete. Und somit hat sie etwas, was ihr gefürchteter Stiefonkel Samuel unbedingt haben will. Doch sie flieht und geht bei Zen, einem Mönch des Kampfes, in die Lehre. Aber ihr Onkel spürt sie e...