Der Segen der Zeit

9. Kapitel

Keran zischte.

,,Ihr alle wisst nichts! Gar nichts!", schrie er.

Das konnte ich ihm insgeheim nur bestätigen.

Aber Timus lächelte nur.

,,Achja? Und warum ist deine kleine Flamme denn jetzt schon wieder ausgegangen? Könnte es vielleicht daran liegen, dass Elementmagier ihr Element nur sehr kurz komplett kontrollieren können?"

Mein Cousin schnaufte.

,,Ihr kommt hier trotzdem nicht durch. Das hättet ihr wohl gerne!  Einfach so fliehen, wenn Samuel nicht da ist!", beschwerte er sich, wie ein kleines Kind.

Es wirkte etwas fehl am Platze. Wenn ich genau hinsah, konnte ich ein gewissen Grad an Wahnsinn in seinem Blick erkennen. Ich schluckte.

,,Oh doch lieber Lord. Wir werden hier durchkommen...", säuselte Manfred und im gleichen Moment lag Keran schon auf dem Boden.

Timus hatte ihn mit einer speziellen Technik zu Fall gebracht.

,,Wir müssen ihn fesseln und knebeln und dann nichts wie weg.", ordnete der Schmied an.

Wir anderen nickten nur und halfen anschließend den bewusstlosen Körper zurück zu Samuels Gemächern zu schleifen.
Dort angekommen suchten wir Seile zum Fesseln und als Knebel verwendeten wir eine benutzte Servierte von meinem Onkel, die noch in seinem Zimmer lag. Ein Schauer lief mir über den Rücken.

All das hier war viel zu verrückt um wahr zu sein.

Anschließend hasteten wir nebeneinander die Gänge entlang. Immer auf der Hut. Nach einigen Momenten mussten wir eine Pause machen, da mein Körper von dem wenigen Essen und der Folter noch komplett ausgelaugt war. Aber schon nach zwei Minuten drängten die beiden Männer zum Weitergehen. Ich stöhnte. Später würde ich noch an Blutverlust sterben wenn ich mich weiter so überlastete und mir das warme Blut weiter den Rücken hinunterlief.

Keuchend blieben wir vor einer unscheinbaren Tür stehen. Sie hatte nur schlichte Verzierungen und fiel in dem übrigen Prunk nicht weiter auf. Wahrscheinlich eine Dienstbotentür.

,,Was befindet sich dahinter?", schaufte ich fragend.

,,Ein Dienstbotengang."

Hah! Ich hatte Recht gehabt!

,,Wo führt er hin? Worauf muss ich mich einstellen?"

,,Es führt eine Wendeltreppe nach unten in den Nordflügel. Dort sind Wachen stationiert. Also müssen wir jetzt ein bisschen Theater spielen..."

Ich runzelte die Stirn.

Theater spielen?

Darin war ich nicht sonderlich gut...

,,Was müssen wir denn machen?"

Unsicher blickte ich zu Manfred.

,,Ich werde euch hier verlassen und zurück in meine Schmiede gehen. Ich wünsche euch beiden noch viel Glück." Er wandte sich an Timus. ,,Wir werden uns dann ja vielleicht ja noch öfter bei den Kontrollrunden wiedersehen."

Er betonte es, als wäre es ein Kodewort, mit einer anderen Bedeutung als es schien. Wahrscheinlich Widerstand.

Dann drehte sich der gutmütige Mann wieder mir zu.

,,Dir, liebe Leah, wünsche ich alles Glück der Welt, dass du es schaffst von hier zu fliehen und dir ein neues Leben aufzubauen. Ich kann leider nicht mitkommen, um deine unausgesprochene Frage zu beantworten, ich werde für immer hier bleiben müssen. Also dann, hoffentlich auf kein Wiedersehen."