33. Kapitel

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Castor kam herein.

,,Ah Leah. Du bist wach. Wie geht es dir?", fragte er erfreut.

,,Passt schon.", meinte ich schulterzuckend.

Drake blieb an meiner Seite sitzen, sagte aber nichts. Ich spürte seinen bohrenden Blick auf mir.

,,Drake, du bist jetzt schon seit zwei Tagen hier drin. Willst du nicht auch mal schlafen?", fragte Castor.

,,Zwei Tage?! Solange war ich bewusstlos?", fragte ich entgeistert.

Beide nickten.

Ich sagte nichts mehr. Die unmenschliche Kraft des Steines warf mich, im wahrsten Sinne des Wortes, um. Nur ein kleiner Schnitt am Hals und ich war für ganze zwei Tage kampfunfähig.

,,Ihr solltet beide noch etwas schlafen, bevor wir zurück fahren...", ordnete der General an und ging zur Tür.

Drake stand auf und ging zu ihm. Doch bevor sie zusammen den Raum verließen, drehte er sich noch einmal um und warf mir einen glühenden Blick zu. Ich erwiderte ihn.

Am nächsten Tag fühlte ich mich soweit wieder erholt, dass ich, zwar etwas umständlich, in das Auto klettern konnte und wir die Fahrt zurück ins Hauptquartier schafften. Tarek war mich ebenfalls noch besuchen gekommen und Drake und Castor auch noch mal. Von Azriel hatte ich es zwar nicht erwartet, aber auch er war einmal kurz gekommen und hatte in das Zimmer gespäht. Dann hatte er mir zugenickt und war wieder gegangen. Der Einzige, der nicht gekommen war, war Rhyz. Auch jetzt im Auto sagte er kein Wort zu mir und mied meinen Blick. Ich nahm mir vor, ihn nach der Ankunft auszuquetschen.

Mein Plan ging auf. Nachdem wir in die unterirdische Garage des Quartiers gefahren waren, stiegen wir alle aus und ich fing ihn ab, bevor er verschwinden konnte.

,,Rhyz.",sprach ich ihn ruhig an.

Er zuckte zusammen. Dann drehte er sich langsam zu mir um.

,,Es war nicht deine Schuld. Es war niemandes Schuld. Wenn dann, von Samuel dem alten Sack. Aber ganz sicher nicht deine.", legte ich direkt die Karten offen auf den Tisch.

Die anderen wandten sich ab und fanden plötzlich den Boden und das Auto allzu interessant. Ich knirschte mit den Zähnen. Auf ein bisschen Unterstützung ihrerseits hatte ich gehofft. Doch das konnte ich anscheinend knicken. Denn sie fühlten sich wohl alle schuldig.

Rhyz verzog das Gesicht.

,,Versuch nicht, die Schuld von mir zu nehmen, Leah.", meinte er bestimmt.

,,Doch, genau das werde ich tun, denn du hast keine Schuld!!!", echauffierte ich mich.

Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Ich seufzte.

,,Wie hättest du denn ahnen können, dass Samuel seine Krieger mit Zauber gegen moderne Waffen schützt?"

Er zuckte die Schultern.

,,Ich hätte einfach besser vorbereitet sein müssen."

,,Wie denn? Eine Ausbildung in den alten Kampfkünsten dauert drei Jahre! Das hättest du also schon vor drei Jahren wissen müssen. Und das konntest du nicht."

Er knurrte.

,,Ich bin auch eine Kämpferin, Rhyz. Ich weiß um die Risiken. Ich kenne den Schmerz. Ich kenne die Schuld.", meine Stimme war leise geworden. Ich spürte ein allbekanntes Brennen in mir.

Ich hatte sie nicht retten können. Das alles war meine Schuld. Ich hätte es verhindern müssen, dass sie alles starben.

Ich atmete tief durch und riss mich zusammen. Rhyz sah mich mit großen Augen an. Ich erwiderte den Blick. Ich versuchte nicht, die Tränen in meinen Augen zu verstecken. Er sollte sehen, dass auch mich diese Schuld immer verfolgen würde. Und das es Schlimmeres gab. Ich lebte schließlich noch.

Nicht so wie meine Familie.

Verständnis und Verwunderung lag in seinem Blick.

,,Ich weiß zwar nicht, was du durchgemacht hast, aber es muss schlimm gewesen sein.", antwortete er leise.

Ich nickte.

,,Du bist nicht alleine mit Schuldgefühlen. Schau dich um. Alle anderen trauen sich nicht etwas zu sagen, weil sie sich ebenfalls schuldig fühlen, weil ich fast gestorben wäre."

Ich hörte Drake ein paar Meter weiter scharf einatmen. Mein Blick zuckte zu ihm.

,,Doch du lernst damit zu leben. Und es gibt Schlimmeres, als jemanden, der nur fast gestorben ist.", redete ich leise weiter.

Diesmal unterdrückte ich die Tränen und blickte Rhyz in die Augen. Dieser nickte.

,,Wenn du willst, kann ich dich die Grundlagen der Kampfkunst lehren. Doch das wird zusätzliches Training bedeuten. Vielleicht solltet ihr alle dazu kommen.", richtete ich das Wort an die anderen. ,,Wenn die Krieger von Samuel alle gegen moderne Waffen geschützt sind, sind sie klar im Vorteil, wenn ihr nur mittelmäßig mit den Waffen aus ihrer Zeit umgehen könnt."

Alle nickten.

,,Das ist eine hervorragende Idee Leah.", meinte Castor nachdenklich.

,,Doch jetzt lässt uns erstmal zu Veeran gehen und uns seine Unterstützung sichern. Denn wenn wir diese nicht bekommen, brauchen wir erst gar nicht mit dem Training anfangen, denn das würde er nicht erlauben.", holte uns Tarek auf den Boden der Tatsachen zurück.

Alle nickten etwas niedergeschlagen. Angespannt setzten wir uns im Bewegung, Richtung Ausgang aus der Tiefgarage und Eingang in das Hauptquartier.

Der Segen der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt