42. Kapitel

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Ich nahm nichts mehr von meiner Umgebung wahr. Am Rande bekam ich mit, wie ich in den Helikopter geschleift wurde und wir anschließend abhoben. Es gab keine Explosionen, woraus mein Unterbewusstsein schloss, dass die Kinder und die Agenten noch lebten.

Ich blickte nicht nach draußen. Ich achtete nicht auf die Landschaft über die wir flogen. Mich interessierte es nicht, dass ich von dem Hubschrauber durchgeschüttelt wurde und mir Wunden an den Knien schlug. Ich achtete ebensowenig darauf, als Samuels Leute mich umher schubsten und mich beleidigten. Nichts interessierte mich mehr. Außer er.

Er saß etwas von mir entfernt auf einem Hocker und starrte vor sich auf den Boden. Ich beobachtete ihn ganz genau. Sein Blick zuckte immer wieder zu mir herüber. Immer wenn er das tat, flackerte die Flamme, unsere Verbindung, kurz auf.

Mein Kopf sackte wieder gegen die harte Metallwand hinter mir. Ich ignorierte den Schmerz. Nichts war mehr wichtig.

Irgendwann landeten wir und ich wurde über einen kleinen Flugplatz in ein Taxi geschleift.

Nach circa einer halben Stunde Fahrt, kamen wir an einem belebten Hafen an. Dort lagen sehr große und protzige Jachten vor Anker.

Trotz meiner inneren Abwesenheit und meinen gedämpften Gefühlen, nahm ich das alles war.

Doch nichts davon war wichtig.

Weder meine Umgebung, noch die diversen Fluchtmöglichkeiten die sich mir boten, waren von Bedeutung. Denn das Wichtigste in meinem Leben hatte sich als Verrat entpuppt.

Auch, dass ich auf eines dieser gigantischen Schiffe geschleppt wurde und dort in eine kleine, mit nur einem Bullauge versehene, Kabine gesteckt wurde, war mir unwichtig. Ich setzte mich einfach auf den Boden und rollte mich zu einer Kugel zusammen. So blieb ich liegen und nahm nichts mehr wahr, außer das rhythmische Schaukeln des Bootes unter mir. Irgendwann, driftete mein leeres Bewusstsein, in dem nur noch ein Gedanke kreiste, nämlich, dass Drake uns verraten hatte, langsam in einen gefühllosen Schlaf ab.

Ich wurde davon wach, dass ich getreten wurde. Ich krümmte mich zwar, zeigte aber sonst keine Reaktion. Grob wurde ich hochgezerrt und auf meine Beine gestellt. Ich wankte kurz. Dann fing ich mich wieder. Meine Hände wurden lose aneinander gefesselt und dann wurde ich ins Freie geschleift.

Das helle Licht blendete mich kurz, nach dem schummrigen Licht aus der Kajüte, obwohl der Himmel bedeckt war und es merklich kühler geworden war. Der Herbst hatte Einzug gehalten.

Wir befanden uns auf offener See, mit ruhigem Wellengang.

Zügig liefen wir über das Deck. Alles war sehr sauber und sah teuer aus. Da gab es einen großen Pool und einen kleinen, ganz viele Liegestühle und Sonnenschirme. Außerdem eine Couchecke und eine Außenküche. Dann noch einen Sitzbereich. Wir befanden uns auf einem der obersten Decks. Weiter unter konnte ich noch Billiardtische, einen Minigolfplatz, mehrere Grille, weitere Liegen, einen Essbereich und eine Coktailbar erkennen. Und das war alles nur draußen. Was es drinnen noch alles geben musste, wollte ich mir gar nicht vorstellen.

Auch wenn ich das alles nicht richtig wahrnahm, kotze ich innerlich bei dieser Angeberjacht. Ihre Gesamtfläche, mit allen Decks zusammen, nahm locker ein ganzes Fußballfeld ein.

Irgendwann gelangten wir in das Innere des Decks. Dort wurde ich dann in einen Raum geschoben. Er war über und über mit Klamotten bedeckt. Alle erdenklichen Farben waren vertreten. Doch ich starrte nur teilnamslos auf eine kleine gedrungene Frau, die in der Mitte stand. Man konnte sie fast nicht sehen. Sie winkte mich heran und wuselte um mich herum. Meine Wache wurde am Eingang platziert. Die Frau redete kein Wort mit mir, was mir ganz recht war. Doch als sie sich dann an meinen Kleidern zu schaffen machte, schlug ich unsanft ihre Hand weg. Sie schnaufte empört. Ich runzelte die Stirn.

Der Segen der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt