Der Segen der Zeit

4. Kapitel

,,Wann hast du Geburtstag?", quetschte mich Samuel aus.

Komplett verwirrt schüttelte ich den Kopf.

Das war ja mal so unheimlich! Wie ein Junkie hatte er auf mein Blut gestarrt! Hier war doch mal was oberfaul!

Als ich nicht antwortete, zeichneten sich rote Wutflecken auf seinem Gesicht ab.

,,Wachen! Bringt mir Handketten." , befahl er den immernoch im Raum stehenden Männern.

Einer von ihnen nickte und verließ fluchtartig den Raum. Ängstlich wich ich zurück.

Handketten?

Er kam langsam auf mich zu.

,,Ich habe dich etwas gefragt!", knurrte er.

Als ich ihm dann schließlich mein Geburtsdatum verriet, nickte er lächelnd.

,,Und wie alt bist du jetzt?"

Was sollten all diese Fragen?!

,,17 Jahre.", beantwortete ich auch diese Frage.

Mein Onkel brach in ein irres Gelächter aus.

Gut das war es dann jetzt. Hier hatte ich den Beweis dafür, dass er vollkommen verrückt war.

,,Kunoe! Wir haben hier einen sehr seltenen Fang gemacht!", schrie er laut.

Sein Berater streckte seinen Kopf durch die Tür und musterte mich.

,,Ein Reinblut?", fragte er abschätzend.

Schon wieder dieses Wort.

Reinblut. 

,,Nein viel besser! Sie ist in der Mond-Pluto-Phase geboren!", säuselte er.

Kunoe riss die Augen auf.

,,Sie? Eine Gesegnete?", sprachlos kam er ebenfalls zu mir.

Samuel schnaubte nur.

,,Zweifelst du etwa ein meiner Urteilskraft?"

,,Nein! Oh nein Mylord!", schleimte der Berater.

,,Du weißt ja: meine Zeit ist überschritten. Ich brauche eine Lösung. Und wir haben sie gefunden. Bereite alles auf das Ritual beim übernächsten Vollmond vor. Bis dahin begnüge ich mich nur mit ihrer Gabe ...", ordnete er an.

Samuel drehte sich zur Wache.

,,Gebe bekannt, dass beim übernächsten Vollmond ein großes Fest veranstaltet wird. Doch vorher möchte ich niemanden mehr hier im Westflügel sehen oder hören. Außer ein paar Dienern. Die du persönlich als vertrauenswürdig erachtest. Kümmer dich drum und gib mir danach Bescheid. Du bist entlassen."

Mit einer Handbewegung vollendete er seinen Befehl und schickte die Wache los. Kunoe starrte mich die ganze Zeit über immernoch sprachlos an.

Ritual? Vollmond?  Gesegnete?  Mond-Pluto-Phase? Gabe?

Verstolen schaute ich zur Tür. Anscheinend war ich hier nur von Psychopathen und Spinnern umgeben. In mir war nur noch ein Gedanke: Flucht!

Flink drehte ich mich auf dem Absatz um und stürmte zur Tür. Als mich ein plötzlicher Schmerz im Bein überwältigte und zum Stolpern brachte. Ich keuchte und blickte hinunter. Das rechte Bein tat höllisch weh. Schnell zog ich den Rock hoch. Ein hässlicher Schnitt zog sich über meine Wade. Ich spürte wie das Blut darüber lief. Hinter mir schnaufte Samuel. Als ich mich umdrehte schreckte ich zurück. Mein Onkel stand direkt hinter mir und starrte schon wieder auf das Blut. Ebenso wie Kunoe. Beide bekamen einen seltsamen Glanz in den Augen. Mir traten die Tränen in die Augen.