30. Ein Vampir gegen drei Menschen

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„Lasst uns mal nachsehen, ob sich der Arsch hier versteckt hat." Dom erhob sich und streckte Harry die Hand hin, um ihn unter dem Piano hervorzuziehen. Alexander hatte eine Taschenlampe aus der hinteren Hosentasche gezogen und drehte an einer Kurbel, um genug Energie zu erzeugen, damit er sie anschalten konnte. Allerdings machte die Kurbel ein ziemlich lautes Geräusch und Dave schnappte ihm die Taschenlampe schnell aus der Hand: „Lass das bleiben, das ist viel zu laut", wies er ihn zurecht und sah sich um. „Wollen wir die anderen Räume absuchen, ob wir den Type finden?" Harry biss sich auf die Lippe und sah die drei an: „Ich weiß nicht, ich glaube das ist keine gute Idee. Wollt ihr nicht lieber warten, bis es wieder Tag ist? Im Dunkeln ist das doch total gefährlich außerdem glaube ich gar nicht, dass hier außer mir Jemand ist. Es ist doch so still hier, dass ich das kleinste Geräusch gehört hätte..." Die Jungs sahen noch nicht überzeugt aus und Harry legte rasch nach: „Auf meinem Weg hierher bin ich an einem Dorf vorbeigekommen, das verlassen war. Da könnte er sich auch versteckt halten." Alexander schien überzeugt zu sein und nickte, Dom jedoch schüttelte den Kopf: „Ich will mich erst vergewissern, dass hier wirklich Niemand ist, bevor wir weiter suchen."

Das war nun nicht unbedingt Harrys Plan gewesen und er überlegte fieberhaft, wie er die Jungs doch noch davon abhalten könnte, das Gebäude zu durchsuchen. Leider fiel ihm so schnell nichts ein und so musste er mitansehen, wie sich die Drei der Tür zur Eingangshalle näherten.

Ob seine Begleiter schon wach waren?

Ein Blick hinaus aus dem Fenster zeigte, dass es bereits dunkel genug war und der Mond am Himmel stand. Was, wenn sie gerade die Treppe hinunterkamen, wenn die Jungs die Eingangshalle betraten? „Harry, kennst du dich hier im Haus aus?", fragte Dave und er nickte schnell. Er würde die Jungs in einen Raum führen, der so weit wie möglich vom Turmzimmer entfernt war und vielleicht gelang es ihm dann, Adam und Eve zu warnen, sodass sie sich verstecken konnten, bis die Jungs wieder weg waren. „Ich hab mich noch nicht in die erste Etage getraut, das ist sehr gruselig, allein in so einem großen Gebäude, aber hier unten gibt es auch einige Zimmer, in denen man sich sicherlich gut verstecken kann", antwortete Harry und ging ihnen voraus in die leere Eingangshalle. Sofort huschten seine Augen zur Treppe, doch glücklicherweise stand dort niemand.

Er führte Dom, Alexander und Dave in einen Flur, von dem mehrere Zimmertüren abgingen. Hoffentlich gab es einen Raum, der voll gestellt genug war, damit sie lange damit beschäftigt waren, zu suchen.

„Wir müssen sicherlich die ganze Nacht suchen und wenn wir kein Licht haben, dann wird das sicherlich nicht unbedingt leichter werden", stellte Dom fest, als Harry einen Raum fand, der voller Sperrmüll war. Ausrangierte Sessel, Regale und anderer Krempel standen dort herum und es boten sich wunderbare Verstecke. „Wir wären schneller, wenn du mir erlaubt hättest, die Lampe zu benutzen", meckerte Alexander Dave an, als sie die Unordnung im Mondlicht, das durch ein Fenster fiel, nur schemenhaft erkennen konnten. „Dann fangen wir am besten schon an, damit wir irgendwann fertig werden", beschloss Dom und öffnete die Türen eines Schrankes, um hineinzuschauen.

Es dauerte nicht lange und die drei waren mit der Suche beschäftigt. Harry überlegte gerade, ob nun der passende Moment war, um zu Adam zu laufen, als er Schritte hinter sich hörte. Er fuhr herum und lenkte damit die Aufmerksamkeit der Jungs auf die Person im Türrahmen. „Was machst du hier, Harry?", fragte der Vampir, noch bevor Harry ihm ein Zeichen geben konnte. „Ich habe Menschen gerochen, was..."

„DAS IST ER!", schrie Alexander mit einem mal und deutete mit dem Finger auf Adam, der zwischen den Jungs und Harry hin und her sah. In seinen Augen spiegelte sich Misstrauen. „Harry, was wird das hier?", fragte er, doch Alexander redete weiter: „Du hast meine Schwester im Pub vergewaltigt!", schrie er und stürzte mit gezücktem Messer auf Adam zu.

Der ließ sich allerdings nicht so leicht angreifen, sprang Alexander entgegen und griff ebenfalls an. Das alles geschah so schnell, dass selbst Harrys gute Augen es nicht genau erkennen konnten. In einem Wirbel aus Farben verschwanden Adam und Alexander, dann gab es ein dumpfes Geräusch und der Junge lang reglos am Boden - eine klaffend offene Wunde am Hals.

Der Tumult hatte Eve auf sie aufmerksam gemacht und sie kam ebenfalls ins Zimmer gestürzt. „Adam, was ist los?", fragte sie und riss die Augen auf, als sie den toten Jungen sah. „Er hat mich angegriffen", keuchte Adam mit leicht geöffneten Lippen und man konnte seine scharfen Eckzähne sehen, die beim Kontakt mit dem Blut lang und spitz geworden waren. Dom und Dave bekamen nun Panik und versuchten, sich über die Schränke zum Fenster zu retten, doch Adam setzte ihnen nach. Harry wollte ihn aufhalten, doch der Vampir stieß ihn von sich und er krachte gegen ein paar Holzbretter. Eve zog ihn am Arm wieder auf die Beine und sagte: „Wir haben keine andere Wahl. Sie haben gesehen, was wir sind. Sie dürfen nicht entkommen."

Doch Harry machte sich los und wollte Adam hinterher stürmen. „Ihr könnt sie nicht umbringen! Sie sind so alt wie ich", jammerte er und blickte mit Tränen in den Augen auf Alexander hinunter, der zwischen den Trümmern lag und sich nicht mehr bewegte. Seine Augen waren noch geöffnet und das Mondlicht spiegelte sich in ihnen. „Es geht nicht anders", wiederholte Eve und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, doch er schüttelte sie ab. Wie konnte man so gefühlskalt sein? Für Harry war es vollkommen unverständlich und er wischte sich die Tränen aus den Augen, während es weiter hinten im Zimmer schreckliche Geräusche von reißender Haut und brechenden Knochen gab. Adam war ein Monster und Harry war schuld am Tod der Jungs. Wenn er sie doch nur hätte überzeugen können, weiter zu ziehen. Dann wären sie vielleicht wieder zu ihren Familien nach Hause zurückgekommen. Aber so, würde man sie mit schweren Verletzungen in einem verlassenen Haus finden und ihre Familien hätten ein Mitglied verloren.

Mit einem Mal war es still im Raum.

Die Stille schien auf die Ohren zu drücken und Harry senkte den Kopf. Gleich würde Adam wieder zu ihnen kommen und ihm Vorwürfe machen, wieso er die Jungs hereingelassen hatte. Er wollte ihm nicht in die Augen sehen und stürzte zur Tür. Doch bevor er sie erreicht hatte, packte Adam ihn am Kragen und drückte ihn so fest gegen die Wand, das die Holzvertäfelung knackte. Seine Finger gruben sich fest in Harrys Hals und er bemerkte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, als der Vampir ihn hoch hob.

„Was sollte das?", zischte er und besprühte Harry dabei versehentlich mit kleinen Blutströpfchen. „Du hast diese Jungs hier reingelassen? Was hattest du mit ihnen vor? Wolltest du, dass sie mich und Eve umlegen? War das dein Plan?"

„N-nein...ich wollte sie davon überzeugen, dass hier....niemand ist...damit sie wieder gehen....und...euch nicht finden...", krächzte Harry, denn Adam drückte ihm so fest gegen den Hals, dass er kaum sprechen konnte und ihm die Tränen in die Augen stiegen. „Und wie wolltest du das anstellen? Wir haben die Jungs fast sofort gerochen. Wie konntest du davon ausgehen, dass wir nicht herunterkommen, um nachzusehen?"

„Adam, lass ihn runter, damit er sprechen kann", forderte Eve ihn auf und die beiden sahen einander kurz an. Adam schien nicht nachgeben zu wollen, doch die blonde Vampirfrau hatte etwas in ihrem Blick, dem er offenbar nichts entgegenzusetzen wusste und so öffnete er die Hand und Harry fiel auf den Boden, wo er zusammengekrümmt sitzen blieb und sich den Hals rieb. „Ich wollte verhindern, dass sie euch finden und dachte, wenn ich es nur schaffe, sie zu überzeugen, dass das Gebäude leer ist, dann gehen sie wieder...ich wollte euch nicht in den Rücken fallen. Ich hab versucht euch zu schützen, das musst du mir glauben."

Umzug mit Folgen IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt