25. Eine gemeinsame Nacht

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Louis:

Den ganzen Tag über hatten Louis und Liam ihren Freund allein gelassen. Zayn wollte seine Ruhe, das hatte er mehr als deutlich klargemacht.

Doch als Zayn auch am frühen Morgen nicht aus seinem Zimmer kam, beschloss Louis nach ihm zu sehen.

Vorher musste er sich allerdings erst einmal unauffällig aus dem Staub machen. Doch das war einfacher gedacht, als getan, denn seit dem Abendessen unterhielten sich Liam und Elisabeth durchgehend und er fand einfach keinen passenden Moment, um sich davon zu machen. So blieb ihm lange Zeit nichts anderes übrig, als sich anzuhören, wie Liam um die Gunst der Kaiserin buhlte.

Elisabeth wirkte von der Aufmerksamkeit des jungen Mannes sehr angetan und unterhielt sich angeregt mit Liam über alle mögliche. Gelangweilt, weil er den Themen der Beiden keine Beachtung schenken wollte, beschäftigte sich Louis eine Weile mit einer der Kerzen, die in einem silbernen Leuchter steckten. Er drückte das weich gewordene Wachs am Docht ein und nach und nach hatte er die Kerze ziemlich verunstaltet.

"Oh, es ist so ein schöner Morgen. Wollen wir hinaus auf die Wiese gehen und einen Spaziergang machen? Ich habe mich heute noch viel zu wenig bewegt", schlug die Kaiserin vor und Liam sprang sofort auf. "Ich begleite Sie gerne, wenn Sie möchten", sagte er und bot ihr seinen Arm an. Das war die Gelegenheit für Louis und er erhob sich ebenfalls. "Ich gehe dann mal zurück in mein Zimmer", sagte er und Liam wirkte erleichtert. Offenbar schien er für einen Moment gedacht zu haben, er wollte sie ebenfalls begleiten.

So schlug Louis den Weg nach Oben ein, wärend Elisabeth sich von Liam in einen Mantel helfen ließ und sie dann gemeinsam die Treppe hinunter gingen, um durch die Küche hinaus in den Garten zu gehen.

In Flur, der zu den Schlafzimmern führte, war es still und der dicke Teppich dämpfte Louis Schritte, als er an Zayns Tür trat. Kurz zögerte er, klopfte dann aber doch und wartete darauf, dass man ihm gestattete, das Zimmer zu betreten.

Nichts.

Louis klopfte noch einmal und drückte dann die Klinke herunter – immerhin war nicht abgeschlossen. Im Zimmer war es dunkel, aber die Morgensonne kroch langsam über den Fußboden und es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis sie das ganze Zimmer erhellt hätte.

Das Zimmer war nicht minder edel eingerichtet, als Louis eigenes, doch hier hatte Zayn offenbar seine Wut ausgelassen und zwar gründlich. Das Himmelbett stand zwar noch, doch zwei der Bettpfosten waren zersplittert, wodurch der Balldachin ebenfalls heruntergekommen war. Der glänzende Stoff aus dunklem Blau, hing in Fetzen und über dem ganzen Chaos lag eine dünne Schicht aus Federn. Von dem Punk war nichts zu sehen. "Zayn?", fragte Louis vorsichtig und bekam aus den Untiefen des Bettes ein Brummen. Er hob den Seidenstoff an, doch Zayn lag nicht im Bett. "Ähm, wo bist du?"

"Hier unten", kam es dumpf aus dem Bettkasten. Erst jetzt fiel Louis auf, dass die Schublade unter dem Bett ein wenig hervorragte und er bückte sich. Tatsächlich lag sein Freund hier im Dunkeln. In seinem dunklen Haar hingen Federn und er sah traurig und gleichzeitig wütend aus. "Darf ich...darf ich reinkommen?"

"Klar, hier ist genug Platz", antwortete Zayn, rutschte zur Seite und Louis kletterte umständlich zu ihm in den Bettkasten. Tatsächlich war der erstaunlich geräumig, denn das Himmelbett war höher, als ein normales Bett und er fühlte sich nicht sonderlich eingeengt. Das wenige Licht, das durch die Ritzen zu ihnen hineinfiel reichte aus, um einander gut zu erkennen. Eine Weile war nichts zu hören und Louis wollte darauf warten, dass Zayn das Wort ergriff, doch als das nicht passierte, konnte er sich nicht zurückhalten und sagte: "Die Kaiserin wird nicht erfreut über dein Werk sein."

"Das ist mir ziemlich egal", brummte Zayn und schob einen Arm unter seinen Kopf. "Es hat gut getan, ein wenig Frust abzulassen."

"Du bist noch immer in Liam verliebt."

"Nein, bin ich nicht. Wir haben uns in gegenseitigem Einverständnis getrennt", protestierte Zayn, doch Louis glaubte ihm nicht. Der Zustand des Zimmer sprach da eine andere Sprache.

"Sorry, aber das sieht mir leider nicht so aus. Du magst Elisabeth nicht, weil..."

"....Liam kann machen, was er will und mit wem er will. Wir sind kein Paar mehr..."

"....und trozdem geht es dir gegen den Strich, wenn er Interesse an jemand anderem zeigt."

Zayn schwieg kurz, dann zuckte er die Schultern und sagte: "Ja, schon."

Louis musste sich sehr am Riemen reißen, nicht allzu triumphierend zu klingen und drehte sich zu ihm hin: "Hab ichs doch gewusst. Und was willst du mit dieser Erkenntnis nun anfangen?"

"Ich habe keine Ahnung. Ich kann ja wohl schlecht zu Liam hingehen und sagen: hey, ich weiß, wir haben uns getrennt, aber ich hätte dich gerne zurück. Ich vermisse dich in meinem Leben und habe immer gehofft, dass es dir genauso geht. Verdammt!" Frustriert trat er mit dem Fuß gegen das Holzbrett am Fußende des Bettes, das promp zersplitterte und krachend aus seiner Halterung flog.

Louis konnte nicht anders, es musste kichern, wenn er sich Elisabeths Gesicht vorstellte, sollte sie dieses Zimmer jemals zu sehen bekommen. "Sie wird uns dafür rauswerfen, das ist dir schon klar, oder?," gluckste Louis und sah zu dem Loch hin, das sich jetzt zu ihren Füßen befand und durch das die ersten Sonnenstrahlen zu ihnen in den Bettkasten sickerten. "Ach, soll sie doch. Mich hält nichts hier, wenn Liam hier bleiben will, soll er das tun und ich gehe mit dir. Wir müssen sowieso zusehen, dass wir Harry wieder finden. Dir sieht man nämlich auch an, dass er dir fehlt, Louis."

"Dann haben wir ja etwas gemeinsam", seufzte Louis und streckte sich ein wenig. Obwohl er lange geschlafen hatte, hatte er schon wieder das Bedürfnis danach und gähnte. "Lass uns einfach hier bleiben, bis wir uns überlegt haben, was wir unternehmen wollen". schlug Zayn vor und rollte sich auf die Seite. "Ich versuche jetzt auch mal zu schlafen." Louis nahm Zayn in die Arme, drückte seine Stirn gegen die Schulterblätter seines Freundes und schloss die Augen.

Hier im Bettkasten war es trotz des aufkeimenden Tages angenehm dunkel und so störte sie kein Sonnenlicht. Zayn ging es nicht gut, er vermisste Liam. Louis vermisste Harry und er fühlte sich mit seinem Freund noch enger verbunden, als sowieso schon. Sie saßen im selben Boot und das Boot schien ebendieser Bettkasten zu sein. Es tat gut, dass sie beide gerade offenbar dasselbe verspürten und sich dadurch gegenseitig Halt geben konnten. "Ich bin froh, dass ich dich habe Louis", sagte Zayn, dem offenbar genau derselbe Gedanke gekommen war.

.-.-.-.

Schön, dass die beiden einander gegenseitig Halt geben.

Umzug mit Folgen IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt