10. Newbattle

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Hey ihr Lieben,

wenn ihr die Routen von Harry, sowie Louis, Zayn und Liam verfolgen wollt, dann gebt einfach die Ortsnamen, die über den Kapiteln stehen, bei Google Maps ein.

LG

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Nachdem er die Stadtgrenze Edinburghs im Südosten passiert hatte, lagen vor Harry nichts mehr, außer einigen Dörfern, geisterhaften Kleinstädten und Wäldern. Die Sonne ging auf und der regennasse Asphalt der Schnellstraßen, die sich wie ein Gitter kreuz und quer über das Land zogen, spiegelte die warmen Strahlen in glühendem Orange wieder. Weil es keine Autos mehr gab, wurden die Straßen nur ab und zu von Kutschen genutzt und waren daher entsprechend leer.

Wenn er sich sicher war, von Niemandem gesehen zu werden, beschleunigte er seine Schritte und rannte los. Weil er keine Hindernisse umgehen musste, kam Harry recht schnell voran. Sich zu orientieren, war allerdings nicht so einfach, wie das Vorankommen, denn die Straßenschilder hatte man bereits kurz nach dem Krieg abgebaut, um das Aluminium zu anderen Dingen zu verarbeiten. Wer brauchte schon Autobahnschilder, wenn es keine Autofahrer mehr gab, die sie lesen mussten?

Gerade jetzt wäre Harry sehr froh über das ein oder andere Schild gewesen, denn so hätte er eine grobe Orientierung gehabt. So blieb ihm nichts anderes übrig, als nach einer Weile auf einen Baum zu klettern, der am Straßenrand wuchs und von dort aus über die Landschaft zu schauen. Ganz in der Ferne konnte er das Edinburgh Castle gerade noch so erahnen. Er musste sich schon fast 7 Meilen von der Stadt entfernt haben. Erleichterung darüber, ein wenig Abstand zwischen sich und die Vampirjäger gebracht zu haben, überkam Harry. Gleichzeitig verspürte er Wehmut, denn Louis würde er so schnell nicht wiederfinden. Sie hatten ja keine Möglichkeit miteinander Kontakt aufzunehmen. Harry seufzte und dachte zum ersten Mal seit langer langer Zeit wieder an die Mobiltelefone zurück. Wie einfach es doch gewesen wäre, Louis eine SMS zu schicken und zu fragen, wo er sich befand.

Frustriert darüber, dass ihm einfach nicht einfallen wollte, packte er eine Handvoll Blätter und riss sie von den Ästen und sah zu, wie sie zu Boden schwebten. Wie sollte es ihm gelingen, Louis jemals wieder zu finden? Jemanden zu finden, der sich irgendwo verbarg war schon schwer genug, aber Harry war sich sicher, dass auch Louis sich durchs Land bewegte und das machte die ganze Sache nicht gerade leichter. Ein heftiger Windhauch fegte über ihn hinweg und Harry duckte sich ein wenig, um der Kraft des Luftstroms zu entgehen. Regentropfen wurden mit dem Wind mit getragen und schlugen Harry hart ins Gesicht, sodass er sich rasch wieder in den Schutz der Blätter zurückzog und den Baum hinunterkletterte. Der Regen wurde stärker und er beschloss kurzerhand, im nächsten Dorf nach einem Unterschlupf zu suchen. Sicherlich waren die Nachrichten aus Edinburgh noch nicht bis in die Dörfer vorgedrungen. Hier hätte er ersteinmal seine Ruhe.

Der Weg führte Harry nun auf eine ausgetretene Kiesstraße. In den tiefen Schlaglöchern stand das Regenwasser und verwandelte den Kies rasch in eine matschige, weiße Kalkpampe, die an Harrys Stiefel kleben blieb. Obwohl es Tag war, war der Himmel durch die Wolken dunkel und man hatte eher das Gefühl, es sei bereits früher Abend. Die Häuser hier schienen den Krieg gut überstanden zu haben, denn sie waren noch sehr gut intakt und aus den Fenstern schien Licht hinaus auf die Straße. Es wirkte sehr einladend und als ein kleines Pub in Sicht kam, drückte Harry die Holztür auf und trat in die angenehme Wärme.

Das Pub war brechend voll, was vermutlich an dem Kamin lag, der angefeuert worden war. Die Tische standen eng beieinander und waren fast alle besetzt. Natürlich schienen die Tische am Feuer am begehrtesten zu ein, denn dort drängten sich die Menschen zusammen und die Männer, die mit ihren Biergläsern vom Tresen zu ihrem Platz gehen mussten, hatten sich ordentlich durchzukämpfen. Niemand beachtete Harry, der mit durchnässter Jacke und tropfenden Haaren in den Pub getreten war. Das Licht hier drin war schummrig und die vielen Kerzen, die entzündet waren, verliehen den Menschen und auch ihm einen gesunden Farbton im Gesicht. Harry schälte sich aus seiner Jacke und schüttelte sie unauffällig ein wenig aus, um die gröbsten Wassertropfen loszuwerden, dann sah er sich nach einem Platz um. Vor dem Kamin war es sinnlos, aber in der Nähe des Tresens gab es einen schmalen Tisch, an dem ein Pärchen saß. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und schienen sich zu unterhalten. Neben ihnen waren noch zwei Plätze frei und Harry trat näher an den Tisch heran. "Darf ich mich setzen?" fragte er und der Mann hob den Kopf. Er hatte dunkles, leicht verfilztes Haar, aufmerksame Augen und Augenbrauen, die ihm einen leidenen Ausdruck im Gesicht verliehen. Er musterte Harry kurz und schien zu zögern. Die Frau sah Harry ebenfalls an und lächelte den Mann an: "Adam, jetzt hör auf nachzudenken. Setze dich, junger Mann." Sie strich sich das weißblonde Haar aus den Augen, das mindestens genauso durcheinander und verfilzt war, wie das von Adam.

Harry bedankte ich und zog sich einen Stuhl unter dem Tisch hervor, dann setzte er sich. Vorsichtig breitete er seine Jacke über den anderen Stuhl auf und hoffte, sie würde ein wenig trocknen. Die Frau beobachtete ihn interessiert und fragte dann: "Bist du auf der Durchreise?" - "Eve, er sieht nicht so aus, als ob er sich unterhalten möchte." warf Adam ein und sah Harry fragend an. Doch der war durchaus in Plauderlaune und fand es freundlich von Eve, sich mit ihm unterhalten zu wollen. Er ging nicht auf Adam ein und antwortete: "Ich komme aus Edinburgh und suche eine neue Unterkunft." Eve lächelte mild und sagte: "Das trifft sich gut. Wir suchen auch gerade eine neue Bleibe. Ab und zu braucht man einen Tapetenwecheln, nicht war, Adam?" Adam blähte nur die Nasenflügel und sagte nichts.

Umzug mit Folgen IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt