13. Blackness Castle

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Louis POV:

Sie waren lange unterwegs gewesen und direkt an der Küste entlanggegangen. Wenn sich das Meer in der Ebbe zurückzog, wurden dunkle Steine sichtbar zwischen denen sich  kleine Wasserpfützen bildeten. Zwischen den dunklen Steinen und einem asphaltierten Fußweg, lag ein schmales Stück Sandstrand über den sie langsam gingen. Die Sonne ging über dem Meer auf und auf einer Landzunge, die ins Meer hinausragte, waren die Umrisse eines stattlichen Herrenhauses zu sehen.

"Wollen wir einfach mal dorthin gehen?", fragte Liam und deutete darauf. "Was sollen wir denn da?", seufzte Zayn und sah nicht sonderlich überzeugt aus. Der Wind fegte über den leeren Strand und Louis zog sich rasch die Kapuze seiner Jacke über den Kopf und wandte sich vom Meer ab, um dem Wind zu entgehen. Liam schien jedoch recht überzeugt von dem Herrenhaus zu sein und er deutete nocheinmal darauf. "Och jetzt lasst es uns doch wenigstens mal versuchen. Sollte es uns nicht gefallen, dann können wir ja immernoch gehen", murrte er und warf noch einen Blick zu den Umrissen des Gebäudes. Louis und Zayn tauschten einen Blick, dann sagte Louis: "Nun, wir hätten immerhin eine Bleibe und sie wäre nicht allzu weit von Edinburgh entfernt...wodurch die Chance, dass uns Harry wiederfindet...." - "...nicht ganz bei Null läge", beendete Zayn seinen Satz und beide wandten sich Liam zu, der sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Seid ihr euch jetzt einig? Können wir endlich gehen? Es ist wirklich ungemütlich hier draußen." Er wandte sich um und ging geradewegs auf das Herrenhaus zu. Zayn folgte ihm, legte Liam dann den Arm um die Schulter. Er neigte den Kopf und säuselte ihm etwas ins Ohr, doch Louis konnte es nicht verstehen, denn das stehte Meeresrauschen und das Knirschen der kleinen Steine unter seinen Füßen drang zu laut an seine Ohren.

Die Landzunge kam näher, je höher sich die Sonne aus dem Osten über den Himmel schob und als es endlich hell genug war, erreichten sie ein ebenes Stück Rasen. Früher war es sicher einmal liebevoll gepflegt worden, doch nun unterschied sich der Rasen nicht mehr von den wilden Wiesen der Umgebung.

Die drei steuerten auf das Herrenhaus zu und Louis musste zugeben, das es beeindruckend war. In den Mauern aus dunklem Stein waren viele hohe Fenster eingelassen, die fast alle noch über intakte Glasscheiben verfügten. Eine niedrige Mauer grenzte den Innenhof und den Vorplatz des Hauses ein, der seltsam gepflegt aussah. Zwischen den Steinchen des Kiesbodens war kein Unkraut zu sehen.

Louis runzelte die Stirn und bemerkte, dass auch Zayn und Liam die ungewohnte Ordnung aufgefallen war. "Ich dachte, hier lebt niemand mehr", sagte Louis und in diesem Moment öffnete sich die hölzerne Portaltür und ein Mann trat heraus. Sie bemerkten ihn zu spät und hatten keine Zeit mehr, sich zu verstecken und so standen sie wie angewurzelt auf dem Vorplatz und starrten den Mann an, der da mit sicheren Schritten auf sie zuging.

"Das ist keiner von uns", murmelte Louis, als der Mann näher kam, ohne die Augen von seiner gedrungenen Gestalt zu nehmen. Sicherlich war auch den anderen beiden der unverkennbare Geruch entgegengeschlagen, den nur ein Mensch verströmte.

"Ihr seht aus, als könntet ihr ein Dach über dem Kopf und eine warme Mahlzeit gebrauchen. Die Herrin des Hauses hat euch von ihrem Fenster aus schon eine ganze Weile beobachtet und mich gebeten euch ins Haus zu holen. Kommt mit", sagte er ruhig. Als ein erneuter Windstoß über sie hinwegfegte und Regentropfen mit sich trug, zog Louis den Kopf zwischen die Schultern. Der Regen wurde immer mehr, doch die drei zögerten. Der Mann schien sich jedoch ziemlich sicher zu sein, dass sie ihm folgen würden, drehte sich auf dem Absatz um und ging durch die Tür zurück ins Haus.

"Los, gehen wir mit." Liam machte Anstalten ihm zu folgen, doch Zayn packte seine Hand und hielt ihn fest. Kaum war Liam stehen geblieben, ließ er seine Hand los, als hätte er sich verbrannt. Um den peinlichen Moment zu überspielen, sagte er ein wenig genervt zu Liam: "Du bist so naiv. Wir wissen doch nicht, was das für ein Typ ist. Was, wenn er uns was tun will?" Jetzt war es an Liam, spöttisch zu grinsen: "Zaynee, wir sind Vampire, wir können uns verteidigen." Bei diesen Worten musste sich Louis auch einmischen und lachte: "Ja, tolle Vampire sind wir. Harry musste uns bei der letzten Begegnung mit einem Menschen den Arsch retten." Seine Stimme triefte dabei nur so vor Sarkasmus. "Einer? Das war ne ganze Truppe!", warf Zayn ein. "Jaaah, aber hier ist es nur einer und wir sind zu Dritt", beharrte Liam stur und deutete auf das Herrenhaus. "Wie können wir da so sicher sein? In dem Haus wäre genug Platz, um einen Hinterhalt mit 200 Mann zu planen." Zayn klang fast schon ein wenig zickig und verschränkte die Arme vor der Brust.
Die Diskussion zog sich dahin und anstatt sich ins Trockene zu begeben, blieben Louis, Zayn und Liam auf dem Vorplatz mitten im feinen Nieselregen stehen und konnten sich einfach nicht einigen. "Ich will doch einfach nur aus diesem Regen raus", jammerte Liam, dem das Wasser nun schon die Nase heruntertropfte, legte den Kopf in den Nacken und machte eine bittende Bewegung zum Himmel hin, als hoffte er, Gott möge ihn erhören. Zayn seufzte und es war das Seufzen, das Louis nur allzu gut kannte. Es bedeutete, dass er sich geschlagen gab. "Na gut, dann gehen wir rein." Zayn deutete mit dem Finger auf Liam: "Aber auf deine Verantwortung!"

Endlich setzten sie sich in Bewegung und traten durch das massive Holzportal in den ersten Raum des Hauses.

Sie befanden sich in der Eingangshalle und vor ihnen wandt sich eine ausladende, hölzerne Treppe hinauf in eine Galerie im ersten Stock. An den holzvertäfelten Wänden hingen Kerzenhalter und warmes Licht flackerte durch den großen, offenen Raum.
Der Boden bestand aus einem abgetretenen Mosaik, das von den vielen Stiefeln, die es im Laufe der Jahrhunderte betreten hatten, schon ganz glatt poliert worden war. Der Regen war heftiger geworden und prasselte gegen ein hohes Fenster, das sich hinter der Treppe befand. Draußen war es noch so dunkel, dass es keinen großen Nutzen hatte. "Wow, das sieht toll aus. Hier scheint schon länger Jemand zu wohnen." stellte Louis fest und zum ersten Mal seit Tagen dachte er nicht an Harry, sondern bewunderte diese beeindruckende Eingangshalle.

Liam schloss die Tür hinter ihnen und sah sie mit Genugtuung im Blick an. "Also, wenn das hier ein Hinterhalt wäre, dann hätte man uns sicherlich schon längst überfallen."  - "Oder man wartet, bis ihr euch in Sicherheit wiegt." Eine melodische Stimme ertönte und die Drei fuhren herum. Am obersten Treppenabsatz war eine Frau erschienen und Louis klappte der Mund auf. Es war die schönste Frau, die er je im Leben gesehen hatte.

Sie war schlank – unglaublich schlank, ja er würde sie fast schon als dürr bezeichnen. Sie trug ein Korsett und ihre Taille sah aus, wie die einer Wespe. Ihre Haut war hell und rein. Sie fast aus, wie ein Mädchen. Dunkles Haar fiel ihr offen und schwer über den Rücken und reichte ihr bis zu den Kniekehlen. Langsam und grazil schritt sie die Treppe hinunter, eine Hand dabei locker auf dem Geländer abgestützt. Die Jungs starrten sie wie gebannt an. Es war kein Herzschlag zu hören und sie wussten sofort, dass sie eine Vampirfrau vor sich hatten. Louis kannte ihr Gesicht, doch er konnte nicht genau sagen, woher. "Ich grüße euch. Ich bin Elisabeth", sagte sie.

Umzug mit Folgen IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt