~ Vierundzwanzig ~

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„Hey Niall, na gibt´s Stress?“, fragte Harry, als Niall aufgelegt hatte.

Er wollte gar nicht wissen, wie wütend Ali jetzt auf ihn war. Er hatte sie einfach abgewürgt, dass würde sie ihm niemals verzeihen.

„Was?“, fragte Niall gedankenlos, während er in ein paar Papieren blätterte. Warum er es tat, wusste er nicht, er musste einfach irgendetwas tun, um seine Gedanken abzulenken. 

„Dreimal darf ich raten“, witzelte Harry weiter. 

„Das am Telefon war Ali, oder?“

„Wenn du dir da so sicher bist, musst du mich ja nicht fragen“, erwiderte Niall wütend und pfefferte die Papiere, die er gerade noch in der Hand gehalten hatte auf den Boden.

„Ruhig Blut“, antwortete Harry beschwichtigend, der vermutlich ein Abonnement für sein unauslöschliches Lächeln gemacht hatte. 

Manchmal ging Niall sein Sunnyboy - Lächeln echt auf die Nerven, vierundzwanzig Stunden am Tag glücklich zu sein war krank.
Da konnte man ihm von innerer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit erzählen was man wollte.

„Sie wird sich schon wieder einkriegen, wenn du dich bei ihr entschuldigst.“ 

Niall lachte kurz auf, da kannte er die Kleine aber schlecht.
Er konnte froh sein, wenn sie noch zu der Übungsstunde mit Louis kommen würde. beziehungsweise, wenn sie sich überhaupt noch einmal blicken ließ.

„Na, hat Aleyna dich jetzt vollkommen um den Finger gewickelt?“, fragte Louis spöttisch, als er zur Tür herein kam. „Hatte ich ja überhaupt nicht erwartet.“ 

Louis warf Nialk einen Blick zu, der so viel sagen sollte wie: 
„Ich hab´s dir doch gesagt.“

Danke, Louis, du Idiot. Du bist echt ein toller Kumpel.  

„Weißt du Louis, du könntest dich einfach da raushalten, du weißt doch gar nicht worum es geht“, antwortete Niall ihm aufbrausend, während er seine E – Gitarre aus dem Koffer holte und sie beinahe gegen die Wand prallen ließ.

„Wow, scheint ja ganz schön schlimm gewesen zu sein“, schaltete sich nun auch Liam ein und setzte sich auf einen der Barhocker im Proberaum. 

Niall hatte gar nicht mitbekommen, dass er schon anwesend war. Seine Stimme war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn schon wieder aus dem Konzept gebracht.

„Ich vermute, dass Niall sie mal wieder herumkommandieren wollte und die kleine Aleyna sich endlich mal gegen ihn gewehrt hatte“, sagte Harry anerkennend zu Liam, der zustimmend nickte. 

Seit wann waren die Beiden denn so Dicke? 
Niall hatte Harry und Liam eigentlich immer als Einzelgänger gesehenen, aber wenn es darum ging ihm Intrigen anzuhängen, konnten sie ihre Ideale wohl nicht schnell genug an den Nagel hängen. 
Alles Verräter hier.

„War sie nicht heute Einkaufen mit Ava?“, fragte Liam Harry, welcher sofort begann breit zu grinsen und laut zu lachen.

„Das ist ja Drama pur, Ava hat ihr bestimmt eins ihrer extravaganten Kleider aufgedrückt und Ali hat das nicht mit sich machen lassen“, mutmaßte Harry.

„Da ist gut!“, rief nun wieder Liam aus, während Harry sich zu ihm auf einen zweiten Barhocker gesellte. 

Louis war irgendwo in eine der hinteren Ecken des Raumes verschwunden, um weiter zu schmollen oder seine Wut an einen, der dort hängenden Boxsäcke auszulassen.

„Und dann hat Ava bei Niall angerufen, damit sie zusammen Aleyna unterdrücken können“, fuhr Liam begeistert seine Fantasie fort, während er mit seinen Finger auf seinem Bein trommelte.

„Wow, das ist ja besser als jeder Hollywood – Blockbuster“, gab nun wieder Harry seine Meinung kund. 

Die waren schimmer als jede High – School Zicke. 

„Und wie geht es weiter?“, fragte Harry und sah Liam weiterhin begeistert an.

„Na ja, ich denke mal, dass eins zum anderen führte und dann Aleyna mit unserem aufbrausenden Niall telefoniert hat. Und die Beiden sind eine ganz gefährliche Mischung, wie wir von Ava wissen“, führte Liam seine kleine Anekdote zu Ende, dann warfen sie beide Niall einen fragenden Blick zu, der ihr Gerede so gut es eben ging, versuchte zu ignorieren.

Zugegeben, die Erfolgsquote dieses Versuches war so gering, wie die Wahrscheinlichkeit, dass diese beiden Trottel aufhören würden solchen Mist zu erzählen. 

„Also Boss, wie ging es weiter?“, sprach Harry die Frage aus, die den Beiden schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatten, sie sich aber einfach nicht getraut hatten, auszusprechen. 

Bevor Niall allerdings den Beiden sagen konnte, dass sie sich zum Teufel scheren sollte, tauchte Louis plötzlich auf.

„Na, was schon, Niall wird die Kleine auf Knien anflehen, wieder zurück zu kommen, und der ganze Mist wird weiter gehen. Und das nennt sich dann Musik machen“

„Louis“, stieß Niall nun zähneknirschend aus. „Was ist dein verdammtes Problem?“

Niall kam Louis immer näher, doch seine Wut verrauchte nicht, im Gegenteil, jeden Schritt, den er auf seinen Freund zumachte, bestärkte ihn nur noch in diesem verrückten Gefühl, dass nun Schluss mit dem Verständnis war. 
Das nun auch er sich nicht mehr an sich halten musste, sondern klipp und klar sagen konnte, was ihn störte. 

„Kannst du mir nicht einfach mal vertrauen? 
Was denkst du, warum ich diesen ganzen Kram erst ins Laufen gebracht habe? 
Weil es mir Spaß macht? 
Weil ich mir denke, dass ich sonst nichts zu tun habe, und deswegen mir irgendein x – beliebiges Mädchen von der Straße kralle, damit sie in der Band singt, die nebenbei bemerkt unsere einzige Einnahmequelle, unser Job ist. 
Ich weiß worum es hier geht, und der einzige Grund, warum Aleyna Teil dieser Band ist, ist das Ava sie gut findet. 
Und wie ihr hoffentlich nicht vergessen habt, ist Ava Besitzerin eines Plattenlabels. 
Und genau ihr Plattenlabel hatte es bisher nicht für nötig gehalten eine Platte von uns zu produzieren. 
Bis Aleyna kam, beziehungsweise bis Ava ihre Stimme gehört hatte. 
Und wenn wir durch Aleyna die Chance haben eine Platte zu produzieren, dann werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, damit es mit ihr funktioniert.“ 

Niall sah sich im Raum um und konnte in drei offene Münder starren, die ihn fassungslos ansahen.
Er sah wieder hinunter auf seine geballten Fäuste, aus denen bereits die Knochen heraustraten. 
Louis machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und hob seine Hand hoch.
Eine friedvolle Geste, er wollte sich entschuldigen. 
Aber dafür war Niall noch nicht bereit, nicht nachdem ihm die Jungs sein Geheimnis so entlockt hatten. 
Sie hatten ihm nicht vertraut und dass obwohl sie schon so lange ein Team waren, jetzt war er es leid, immer den Verzeihenden zu spielen.
Er hatte sie nur ein einziges Mal darum gebeten, ihm zu vertrauen und ihn einfach machen zu lassen und sie hatten ihm bewiesen, dass sie es nicht konnten. 

Jetzt konnte er ihnen einfach nicht mehr ins Gesicht sehen. Hatten sie wirklich geglaubt, dass er etwas tun würde, dass die Band, ihre Existenz, in Gefahr bringen würde? 
Niall trat ein paar Schritt von Louis zurück und streckte den Arm aus, um Abstand zwischen ihnen zu schaffen. 
Er wusste nicht, was diese immer wieder aufwallende Wut, mit ihm anstellen würde. 
Und auch wenn Louis ihn bis aufs Blut gereizt hatte, das war unter seiner Würde und auf keinen Fall der Mensch, der Niall sein wollte. 

„Bleib mit bloß vom Leib, Alter. Ich habe mich schon lange nicht mehr so richtig geprügelt und in meinen Fäusten kitzelt es schon ganz merkwürdig“, sagte Niall, als Louis ihm dann trotzdem ein Schritt entgegenkam, wich er ihm sofort aus und machte sich zum Rückzug bereit. 
Kurz bevor er die Tür verlassen hatte, rief er ihnen zu, „Ich hoffe ihr habt verstanden, worum es hier geht. 
Falls Ali doch auftauchen sollte, was ich nicht denke, haltet sie bitte einfach auf Trab.
Ich kann mich jetzt nicht auch noch mit ihr auseinandersetzen.“

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So nun wisst ihr warum Niall das mit Aleyna so wichtig ist.

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