~ Zweiundfünfzig ~

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Schön, dass wir es heute alle geschafft haben pünktlich zu kommen“, murmelte Ava wütend, als sie sich alle um den Tisch im Proberaum gesetzt hatten. 
Es war Montagmorgen nach einem Konzertwochenende, also eigentlich eine recht beachtliche Leistung, dachte Aleyna schmunzelnd. 
Eigentlich wollten sie schon anfangen zu proben, ein Duett stand immerhin noch aus und sie mussten noch eine Schippe an Gefühl und Präzession draufsetzten, um den Song echt zu performen, aber Ava hatte kurzerhand entschlossen ein so genanntes „Bandmeeting“ einzuberufen. 
Was das genau sein sollte, wusste niemand so genau, abgesehen von Ava. Denn obwohl Aleyna mittlerweile seit ein paar Wochen Mitglied dieser Band war, war sie noch nie Teil eines solchen Treffens gewesen.
Die anderen Jungs aber vermutlich auch nicht, tröstete sie sich grinsend.

„Ich denke wir sollten gleich zu Sache kommen“, fuhr Ava beschäftigt fort und strich sich eine unnachgiebige Strähne hinters Ohr, die aus ihrer lockeren Hochsteckfrisur gefallen war. 
Heute war es noch ein Stückchen wärmer draußen geworden und obwohl der Proberaum immer kühl war, hatte Ava auf einen kurzen braunen Rock und ein weißes Spitzentop nicht verzichten können.
Alle anderen – sie eingeschlossen – trugen die übliche Kombination aus Jeans und T – Shirt. Aleyna eher aus Protest gegen die Menschen, die sobald die Temperatur die 15 Grad Grenze erreichte, anfingen ins Freibad zu gehen und Shorts zu tragen. 
Sie hingegen musste man bei 30 Grad Hitze noch dazu zwingen, eine etwas kürzere Hose anzuziehen. Aleyna war einfach kein Fan von kurzer Kleidung, vor allem in dieser Zeit nicht. 
Sie war kaum draußen gewesen, sondern hatte ihre Zeit immer im dunklen Proberaum verbracht und so war ihre Haut sicherlich noch käseweiß und nicht besonders absehbar.

„Ich muss auch gleich wieder los“, versuchte Ava die Anderen erneut zu motivieren, endlich zum Wesentlichen zu kommen.
Aber die Jungs schienen ihre verzweifelten Versuche eher zu demotivieren, als zu appellieren, sodass sie sich nur in mäßiger Geschwindigkeit auf die Stühle niederließen und sich miteinander unterhielten. 
Ava ging das natürlich vollkommen gegen den Strich, sodass sie wie ein aufgescheuchtes Huhn im Raum umher lief und Notizen aus ihrer Tasche holte.

„Was ist mit der denn schon wieder los“, murmelte Louis belustigt, sodass nur sie es hören konnten. 

„Keine Ahnung“, entgegnete Liam ihm ahnungslos.

„Hast du wieder etwas angestellt, Niall?“, fragte Harry grinsend und kassierte sofort einen Schlag in den Nacken von Niall.

„Halt dich zurück“, murmelte Niall noch. „Ihr Ego leidet nur, weil ihr neues Opfer sich nicht gegen uns behaupten konnte.“

Mit „Opfer“ meinte er wohl den armen Cole, der es im Verlaufe des Abends nicht besonders einfach mit den Jungs gehabt hatte. 
Manchmal wussten die vier gar nicht, wie verschlossen und abschreckend sie auf andere wirkten.
Ali konnte ein kurzes Lachen nicht zurückhalten. Niall hatte sicherlich nicht unrecht. Auch wenn sie Ava noch nicht so lange kannte, so hatte sie sich trotzdem ein gutes Bild von ihr machen können.
Sie war unabhängig, ehrgeizig und stark, da konnte nun mal nicht jeder Mann mithalten. 
Die anderen Jungs bekräftigten Nialls Theorie und unterfütterten sie mit weiteren – wohl gemerkt – spekulativen Details, bis Ava sich wiederlaustark auf einen Stuhl sinken ließen und jedes weitere Gespräch verstummte.

„Also, ihr wisst Bescheid“, begann sie seufzend. „Nächsten Samstag ist wieder ein Auftritt in einem Club hier in der Nähe. Da solltet ihr das zweite Duett singen“ 
Sie warf einen Blick zu Niall und Aleyna, die beide wissend und ernst zugleich nickten.
„Habt ihr sonst noch Ideen für Songs?“ Die Jungs sahen einander ratlos an bis Aleyna sie perplex ansah. 

„Was plant ihr neue Songs nicht im Voraus ein, damit ihr immer welche im Petto habt?“, fragte sie sie vorwurfsvoll.

„Schlag du doch einen Song vor, Leyna?“, entgegnete Niall ihr in seinem „Aleyna – hat –meine-Ehre – gekränkt“ Ton. 
Mist, voll drauf reingefallen, dachte sie beschämend. Sie hatte ihm auch eine Steilvorlage geliefert.

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