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Taehyung

Verzweifelt fahre ich mir durch die Haare, als es endlich klingelt. Den ganzen Tag über haben Jungkook und Yoongi mich ignoriert und egal, was ich versucht habe, um mit auch nur einem der beiden ein Gespräch zu führen, es ist mir nicht gelungen. 

Ich weiss, dass Jungkook verletzt sein muss. Nicht nur äusserlich, vor allem innerlich habe ich ihm weh getan. So sehr, dass er bereit war, mir das mit seinen Tränen zu zeigen, obwohl er das doch nicht einmal wollte, als Shiwoo ihn verprügeln wollte.

Alleine diese Tatsache sorgt dafür, dass ich mich noch schlechter fühle, als ohnehin schon. Lustlos trotte ich den Gang entlang zu meinem Spind, räume meine Bücher hinein und höre, wie jemand den eigentlich bereits leeren Gang entlang läuft. Ich drehe desinteressiert meinen Kopf zu dem Geräusch, als ich den Spind schliesse und blicke einen Sekundenbruchteil direkt in Jungkooks Augen, bevor dieser seinen Blick abwendet und seine Schritte noch ein kleines bisschen beschleunigt.

Doch ich habe es gesehen, selbst wenn er den Kopf nun gesenkt behält. Als ich ihn heute Morgen gesehen habe, war auf seiner Wange genau eine kleine, längliche Schramme, von meinem Ring verursacht.

Doch nun ist sein Gesicht mit blauen Flecken verziert, ein kleines Rinnsal Blut läuft aus seinem Mundwinkel und überall hat er kleinere Schürfwunden. 

Augenblicklich ist die Motivationslosigkeit wie verschwunden, stattdessen bin ich hellwach und darin bekräftigt, den Jungen zu beschützen, selbst wenn ich ihm ja auch weh getan habe. "Jungkook!", will ich ihn laut zum Stehen auffordern, doch wie bereits erwartet bleibt er nicht stehen, nein, er beginnt zu rennen, hält seine Schultasche fest gegen seine Brust gepresst und rennt auf die Glastüren zu.

"Verdammt, Jungkook!", fluche ich los und nehme die Verfolgung auf. Er stösst die Türen auf, bevor er ein "Lass mich in Ruhe!", über seine Schulter schreit und vor lauter Hast über seine Füsse stolpert. Er verliert das Gleichgewicht, lässt die Tasche fallen und rudert mit den Armen, in der Hoffnung, sich im letzten Moment zu fangen - doch Fehlanzeige.

Er stürzt zu Boden und zischt leise, als er sich vermutlich die Hände aufschürft.

Ich nehme die letzten Meter zu ihm, gebe neben ihm in die Knie und lege ihm vorsichtig die Hand auf den Rücken. "Jungkook", sage ich leise, doch augenblicklich drückter seinen Rücken durch und dreht sich, sodass er nun auf dem Boden sitzt und von mir weg robbt. "Lass mich in Ruhe, Taehyung!", faucht er und ich erkenne in seinen Augen neben der Wut und der Trauer genauso Angst.

Und das teile ich ihm mit. "Du hast Angst."

Er legt verwirrt den Kopf schief und runzelt die Stirn. "Wovor?", frage ich leise, "Wer hat dich so verletzt, dass du denkst, ich tue dir genauso weh, wenn ich dich anfasse? Oder hast du davor Angst, dass ich dein Geheimnis verrate?"

Langsam rappelt der Jüngere sich auf und schenkt mir einen vernichtenden Blick. "Ich habe nicht Angst angefasst zu werden", sagt er leise und schultert seine Tasche, "Ich will nur nicht, dass du mir wieder wehtust.."

"Wer war das mit deinem Gesicht, Jungkook?", gehe ich nicht weiter auf seine Worte ein, die mich tatsächlich treffen. Ich wusste, ich habe ihn verletzt, aber ich wusste nicht, dass ich so grob war.

Er schüttelt nur den Kopf und dreht sich mit einem leisen: "Lass mich einfach in Ruhe, Taehyung." um, bevor er das Schulgelände mit schnellen Schritten verlässt.

~~~

"Wow, du siehst echt scheisse aus", kichert Hoseok und mit einem Satz ist er auf mich draufgesprungen. Ich keuche auf und spüre sein Gewicht auf mir, während ich wie eine Leiche auf dem Sofa meines besten Freundes liege.

"Ich fühl mich auch scheisse", brummle ich erschöpft. "Wieso denn?", fragt der Ältere verwundert und klettert von mir runter. Seufzend richte ich mich auf und setze mich richtig hin, bevor ich die Beine an meinen Körper ziehe und meinen Kopf auf meinen Knien abstütze. "TaeTae", versucht der Schwarzhaarige mich aufzumuntern, kniet vor der Couch und piekst mir in die Wange. 

Genervt sehe ich ihn an. Er scheint zu merken, dass mich etwas bedrückt. "Was ist los?", fragt er deshalb, "Wir sind beste Freunde, erzähl mir, was geschehen ist."

"Sowon ist wieder aufgetaucht", murmle ich heiser, "Gestern. Sie hat mit mir gesprochen, ich bin abgehauen und Jungkook ist mir nachgerannt. Aber ich hab ihn geschlagen, Hoseok. Ich habe ihn verletzt und jetzt ist er wütend auf mich. Er wird sowieso immer verprügelt und mir hat er vertraut."

Hobi zieht die Luft ein. "Diese kleine Hexe", murmelt er zischend und ich lache kalt auf. "Es war trotzdem ich derjenige, der ihn verletzt hat", erwidere ich leise. Hoseok steht auf. "Na komm"; meint er, "Wir werden jetzt zu dem Jungen fahren, dann haust du den kitschigsten Bullshit raus, der dir in den Sinn kommt und am Ende liegt ihr euch heulend in den Armen. Am nächsten Tag heiratet ihr, adoptiert ein Baby und jeder ist glücklich!"

Seine dummen Worte entlocken mir tatsächlich ein schwaches Grinsen. "Du Idiot", murmle ich leise und verstecke mein Gesicht hinter meinen Beinen. Hoseoks warmes, angenehmes Lachen ist zu hören. "Na los, Taehyung. Gehen wir zu ihm, damit du das klären kannst."

"Was, wenn er trotzdem nichts von mir wissen will?", frage ich unsicher und sehe nicht auf.

"Taehyung, wenn du es von Herzen so meinst, dann wird er dir verzeihen - das wird schon, vertrau mir!"

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Eventuell schaffe ich bis 1 Uhr noch ein Kapitel, sonst ist dieses hier das Letzte^^

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt