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Taehyung

Krachend fliegt die Tür auf und sorgt dafür, dass ich überrascht herumwirble. Da steht ein Mädchen, der die Tränen in immenser Geschwindigkeit über die Wangen fliessen, sie schluchzt und trotzdem ist ihr Blick voller Hass und Abscheu, mir gegenüber.

"Das ist alles nur deine Schuld!", kreischt sie und ballt die Hände zu Fäusten, "Nur deine, hörst du, Taehyung?!"

Perplex sehe ich sie an, erkenne endlich, wer das ist und hebe die Augenbrauen. "Wie bitte?!", erwidere ich harsch, "Ich habe nichts getan!"

"Natrürlich nicht!", spottet sie und legt kurz den Kopf in den Nacken, "Verdammter Lügner!", ruft sie dann und kommt auf mich zu, "Du bist Schuld! Du, du allein!"

In meinem Kopf herrscht ein riesiges Durcheinander. Wovon spricht sie? Das macht keinerlei Sinn. "Wie kann das meine Schuld sein?! Ich versuche doch zu helfen, verdammt!", fahre ich sie an. "Du machst alles nur noch schlimmer!", keift das Mädchen laut und schlägt mir gegen die Brust.

"Spinnst du?! Ich hab ihr doch gerade geholfen!"

"Du hast keine Ahnung!", ruft sie und sieht mich verachtend an, "Du zerstörst sie!" Damit schubst sie mich kräftig.

Mit einem leisen, erstickten Keuchen fahre ich aus dem Schlaf. Nachdem ich realisiert habe, wo ich bin, bemerke ich die unerträgliche Hitze, die in meinem Zimmer herrscht, weswegen ich schwer atmend die Decke von meinem Körper strample und mir den Schweiss von der Stirn wische. Danach setze ich mich an den Bettrand und starre zu Boden, während ich mich zu beruhigen versuche.

Es war ein Traum, es ist vorbei. Es war nicht meine Schuld... Oder hatte sie Recht und mir wurde eine Lüge erzählt?!

Ich zische leise und schüttle den Kopf, um die Gedanken zu verscheuchen, greife nach dem Wecker und sehe mir die Uhrzeit an. Halb drei, toll.

Mit einem tiefen Seufzen stehe ich auf und schalte das Licht ein.
Nachdem ich mich umgezogen habe, jetzt trage ich eine Jogginghose und einen Hoodie, verlasse ich mein Zimmer und gehe in die Küche. Morgen ist Samstag, also macht der Schlafmangel ohnehin nichts aus und meine Eltern sind auch nichr zuhause, also habe ich alles, was mir zur Verfügung steht, als Ablenkung.

Doch egal wie verbissen ich den Kühlschrank nach etwas zu Essen, um drei Uhr nachts durchforste, geht mir der Traum nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte so viel Hass in ihrem Blick, sie alle haben geglaubt, es sei meine Schuld gewesen.

Und mittlerweile glaube ich das auch...

"Verdammt!", fauche ich und schlage den Kühlschrank wieder zu, bevor ich seufzend den Kopf dagegen lehne. Das macht mich bald noch wahnsinnig!

Da ich nicht mehr einschlafen kann und mir langweilig ist, beschliesse ich, eine Runde draussen zu drehen. Wer weiss, vielleicht geht es mir dann besser...
Kaum habe ich das Haus verlassen, renne ich los, verlangsame mein Tempo aber bald darauf wieder und jogge dann durch die vergleichsweise ruhigen Strassen der Stadt. Überall blinken Hotel- oder Nachtclubschilder, Betrunkene torkeln herum, Lachen ist zu hören und ich schaffe es tatsächlich mich abzulenken.

Obwohl es für die Jahreszeit überraschend frisch ist, ist mir warm, was wohl an der Bewegung liegt.
Als ich aber weiter eine Strasse entlang jogge, verlangsame ich meine Schritte, als ich ein lautes "Nein!", höre. Verwirrt darüber laufe ich näher zu der Stimme, nehme eine zweite wahr und dann wieder die helle, wohl mit Angst erfüllte: "Ich will das nicht, verschwinden Sie!"

Ich runzle die Stirn und sehe in die kleine Gasse eines weiteren Clubs. Ganz hinten in der Ecke steht eine grosse Gestalt und redet auf jemanden ein, der sich anscheinend zu wehren versucht, aber scheitert. "Fassen Sie mich nicht an, verdammt!", faucht die Stimme weiter, klingt jedoch ziemlich verzweifelt.

Als der Kerl noch immer nicht vom anderen ablässt, greife ich ein. "Sind Sie taub? Sie sollen ihn in Ruhe lassen! Also gehen Sie gefälligst weg von ihm!"

Der Grössere tritt einen Schritt zurück und sieht mich an, wodurch ich die andere Person erkennen kann - Jungkook.
Der Schwarzhaarige steht zitternd an der Wand und starrt mich mit grossen Augen an, krallt seine Hände in den Übergrossen Mantel, der seinen zierlichen Körper umhüllt.

Mein Blick klebt förmlich an ihm, während der Unbekannte übel gelaunt das Wort an mich richtet: "Was ist das deine Sache?!"

Ich sehe weiterhin Jungkook an, als ich ruhig erwidere: "Es wird meine Sache, wenn ich die Polizei rufe, denn die will einen Grund dafür haben. So wie ich das sehe, geht das, was Sie gerade hier tun, unter sexuelle Belästigung und genau das werde ich diesen Leuten sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, in Anbetracht der Strafe, die Ihnen drohen wird, wenn ich zum Handy greife, ist es ein leichtes für Sie, ihn jetzt in Ruhe zu lassen."

Der Fremde starrt mich sichtlich verärgert an, tritt aber einige Schritte von Jungkook weg und rempelt mich anschliessend an, als er die Gasse verlässt. Einen Moment lang bleibe ich stehen und mustere Jungkook, der den Kopf gesenkt hat und noch immer seinen Körper gegen die Gassenwand presst.

"Hey", sage ich leise, woraufhin er zusammenzuckt, "Hat er dir was getan?"
Der Schwarzhaarige schüttelt den Kopf. "Was treibst du hier?", frage ich weiter.

"Geh einfach", presst er angestrengt hervor. Ich zucke mit den Schultern. "Okay", erwidere ich locker und drehe mich um, "Dann bleib da und lass dich weiter von dem Kerl vergewaltigen, wenn er wiederkommt, denn das wird er."

Ich kann keine zwei Schritte tätigen, als seine Stimme wieder ertönt. "Warte!"

Mit einem triumphierenden Grinsen bleibe ich stehen. "Was?", frage ich.

Er schweigt. Gott, sein Stolz ist echt ein Problem...

"Gut, wenn du mich nur hier herumstehen lässt - bis dann, Jungkook", grinse ich und mache einen neuen Schritt, als er wieder spricht, diesmal leiser, zerbrechlicher: "Bitte... Hilf mir..."

Ich drehe mich zu ihm um, sehe, wie er langsam den Kopf hebt und den Blick erwidert. Er sieht so hilflos aus. Im Grunde ist er mir völlig ausgeliefert - die Beute vor dem Jäger.

"Du willst meine Hilfe?", frage ich ihn und lege den Kopf schief, "Dann musst du mir vertrauen."

Jungkook scheint in sich zusammenzufallen, er senkt seinen Kopf wieder und holt zitternd Luft.
"Ich vertraue dir nicht", flüstert er und sieht wieder auf. Diesmal wirkt er entschlossen.

"Aber ich werde es versuchen."

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt