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Jungkook

Konzentriert trage ich das letzte Bisschen Eyeliner auf, als es an die Badezimmertür klopft. "Dad, ich bin gleich fertig!", rufe ich mit einem Hauch von Genervtheit in der Stimme. Seit zwanzig Minuten sagt er ständig, ich soll hier raus kommen.

"Das hoffe ich, Taehyung wartet nämlich."

Meine Augen weiten sich und ich lasse meine Hand mit dem Eyeliner sinken. "Warum sagst du das nicht gleich?!", blaffe ich aufgebracht und hebe meine Hand wieder, als ich das tiefe, amüsierte Lachen höre. "Weil ich gerade erst angekommen bin, Kookie. Lass dir ruhig Zeit", beruhigt Taehyung mich.

"Zeit lassen?!", rege ich mich auf, "Ich hab noch nicht einmal richtige Klamotten an! Du sagtest, du holst mich erst um Acht ab!" Wieder ertönt Lachen, diesmal jedoch auch das, meiner Vaters.

"Jungkook, es ist bereits fünf nach Acht", informiert mich die hörbar belustigte Stimme meines Freundes. "Auf keinen Fall!", brummle ich halblaut, sodass sie es gerade noch verstehen können und hole mein Handy hervor. "Als ob es schon-" ich halte mitten im Satz inne und starre die Acht an, die da prangt.

Habe ich echt so lange in der Dusche gebraucht?!

"Fuck, fuck, fuck!", jammere ich lauthals, woraufhin ich erneut ihr Lachen hören kann. "Eindeutig im falschen Körper geboren", zieht Dad mich auf, "Er benimmt sich wie ein Mädchen.

"Wie bitte?!"

"Ich finde, der Körper ist perfekt", lacht Tae nun, "Immerhin würde ich anders nicht mit ihm zusammen sein. Obwohl... für ihn würde ich vermutlich sogar hetero werden." 

"Wow, was für ein Kompliment", bemerke ich. "Bist du fertig?", erkundigt Tae sich draussen. "Warst du nicht derjenige, der mir sagte, ich soll mir Zeit lassen?!", erwidere ich hektisch und richte meine Haare.

Kaum zu glauben, ich stehe hier immer noch mit nichts weiterem als einem Handtuch um die Hüfte und dieser Idiot fragt mich tatsächlich, ob ich schon fertig bin. "Von mir aus hättest du alle Zeit der Welt, aber Hoseok kriegt Zustände, wenn wir um halb Neun nicht auf der Matte stehen", lacht er nun und ich stöhne auf.

Als ich meinen Eyeliner fertig aufgetragen habe, schnappe ich mir meinen Bademantel, ziehe ihn an und öffne  dann die Tür des Bades soweit, dass ich hinaus schauen kann. "Verzieht euch!", murmle ich und höre das amüsierte Lachen meines Vaters, der sich aber tatsächlich verdrückt. Taehyung allerdings steht weiter an der Wand und grinst frech. "Ach komm schon, ich bin dein Freund!", spottet er beinahe schon und ich verdrehe die Augen, bevor ich gänzlich aus dem Bad heraustrete und ohne weiteres an ihm vorbei rausche, in mein Zimmer.

"Was zieht man zu so einer Party überhaupt an?!", jammere ich und reisse meine Schranktüren auf. "Du könntest auch so dahin gehen und wärst atemberaubend schön, das weisst du doch", schmunzelt mein Freund, der mir gefolgt ist, vom Türrahmen aus. Ich werfe ihm einen kurzen, skeptischen Blick zu, woraufhin er die Lippen schürzt.

"Oder nein, du kannst nicht so da aufkreuzen. Weil sich dann jeder an dich ranmachen würde", überlegt er laut und ich seufze. "Hilf mir lieber, etwas Anständiges zum Anziehen zu finden!", bitte ich und lasse meinen Blick zum abertausendsten Mal über meine Klamotten wandern.

Ich höre sein leises Lachen, dann seine Schritte und schliesslich spüre ich, wie er sich von hinten an mich schmiegt und meine Kleidung ebenfalls genau unter die Lupe nimmt.

"Ich denke, das würde dir stehen", murmelt er leise und greift an mir vorbei in den Schrank, um ein graues, oversized Shirt herauszunehmen. "Und dazu die hier", fügt er hinzu und hält mir eine schwarze Skinny Jeans hin.

Skeptisch mustere ich die Kleidung, entscheide mich dann aber dazu, dass der Ältere guten Geschmack hat und nehme die beiden Stücke an mich. "Danke", seufze ich erleichtert und drehe mich zu ihm um.

Erst jetzt, wo ich ihn genauer ansehe, fällt mir die leichte Veränderung an ihm auf. "Du hast deine Haare nachgefärbt?", stelle ich fest und mustere das nun viel dunklere, eindrücklichere Rot, seiner Strähnen. Er nickt stolz und fährt sich durch die Haare. "Gefällt's dir?", fragt er mit einem kleinen Grinsen, wissend, dass dem so ist.

"Das wäre eine Untertreibung", erwidere ich lachend und stelle mich auf die Zehenspitzen, um durch seine weichen Haare zu fahren. Er trägt ein schwarzes Bandana und ein weisses Langarmshirt mit Löchern in den Ärmeln und einem Ausschnitt, der seine Schlüsselbeine leicht freigibt, dazu ebenfalls schwarze Jeans und ein Paar normaler Turnschuhe.

"Checkst du mich gerade aus?", lacht er plötzlich, "Ich weiss, ich bin unglaublich gut aussehend. Aber leider bin ich schon in einer Beziehung, tut mir leid", zwinkert er anschliessend und ich beschliesse auf sein Spiel einzugehen. 

"Ach?", grinse ich, "Wie schade. Ich habe nämlich grosses Interesse an dir gefunden."

"Dann muss ich dich wohl oder übel enttäuschen, junger Mann. Ich liebe meinen Freund über alles und nichts könnte mich dazu bringen, mich von ihm zu trennen", lächelt Taehyung halblaut und fährt durch meine inzwischen trockenen Haare. "Wie sieht er denn aus?", frage ich neugierig und entlocke ihm ein kleines Lachen. "Atemberaubend gut, sieht er aus. Ich liebe vor allem sein Lächeln. Es lässt seine Augen wunderschön strahlen."

"Tatsächlich?", frage ich und kann mein breiter werdendes Grinsen gar nicht mehr verstecken. Er nickt zustimmend. "Oh ja!"

"Das muss ich unbedingt einmal sehen", kichere ich. "Dann siehst du am besten in einen Spiegel", haucht der Ältere leise und küsst mich sanft. Mein Herz macht einen Satz und automatisch vergrabe ich meine Finger in seinem rot gefärbten Haar, bevor ich mich näher an ihn drücke. Die Hände des Älteren wandern zu meiner Hüfte und so stehen wir da, bis ich mich nach Luft schnappend von ihm lösen muss. "Die Lust auf diese Party sinkt mir jeder Minute, in der wir hier sind", murmle ich atemlos und sehe, wie er belustigt lächelt. Taehyung möchte mich in einen weiteren Kuss ziehen, als allerdings sein Handy klingelt.

Nun lässt er augenverdrehend von mir ab und entschuldigt sich mit einem kurzen Blick von mir, bevor er rangeht und aus dem Zimmer verschwindet, bereits mit dem Anrufer, vermutlich Hoseok, sprechend.

Ich dagegen sammle, die von mir fallen gelassenen Klamotten wieder auf und ziehe mich rasch um. Ich bin gerade dabei, meine Hose zu schliessen, als es klopft und Tae die Tür ohne weiteres öffnet.

"Ich hoffe, du bist fertig und wir können gehen, sonst dreht Hoseok uns noch den Hals um."

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt