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Jungkook

Mit einem schmerzerfüllten Laut drehe ich mich auf die andere Seite und  versuche das dumpfe Hämmern in meinem Schädel zu ignorieren, was jedoch gar nicht so einfach ist. Also gebe ich es schlussendlich doch auf und öffne schwerfällig meine Augen.

Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht und ich kneife sie direkt wieder zu, bevor ich mir mit der Hand über die Augen streiche und ins Licht blinzle, bis ich mich an dieses gewöhnt habe. Meine Vorhänge wurden nicht zugezogen, soviel ist nun schon sicher. Mit einem kurzen Blick auf den Wecker erkenne ich auch, dass ich viel länger als üblich geschlafen habe: Es ist halb elf.

Verwirrt lasse ich meinen Blick durch das Zimmer wandern und halte plötzlich inne. 

Wie bin ich eigentlich hier her gekommen?

Ich war auf der Party und das letzte, was ich weiss, ist, wie Shiwoo mir gesagt hat, ich soll mitkommen. Ich erinnere mich nicht daran, was danach geschehen ist, wer mir mein Oberteil ausgezogen und meine Jeans mit einer Jogginghose ersetzt und wer mich schlussendlich Heim gebracht hat.

Langsam setze ich mich auf und halte mir meinen leicht schmerzenden Kopf. Genug getrunken, um wirklich kotzend und mit den heftigsten Kopfschmerzen des Lebens über der Kloschüssel zu hängen, habe ich wohl nicht. Aber immerhin genug, um nahe dran zu sein. Übel ist mir zwar nicht, aber mein Kopf tut ganz schön weh und ich erinnere mich ebenfalls an nichts. 

Ich beschliesse, als erstes etwas gegen diese Schmerzen zu unternehmen und dann bei meinem Vater nachzufragen, wer mich hergebracht hat, damit ich mich kurz bei der Person bedanken kann. Und diese quetsche ich darüber aus, ob sie weiss, was ich letzte Nacht getrieben habe.

Also stehe ich auf und schlurfe mehr wie ein Toter aus meinem Zimmer in Richtung Badezimmer, wo die Medikamente in einem Schränkchen gelagert werden. Auf dem Weg dahin, begegne ich allerdings bereits Dad. "Ach, du bist auch mal aufgewacht?", lacht er leicht und knufft mich in die Seite. Brummelnd schlage ich seine Hand weg. "Wer hat mich hergebracht?", frage ich verwirrt und kratze mich am Kopf. Er grinst geheimnisvoll. "Wenn du dich daran nicht erinnerst, werde ich es dir bestimmt nicht sagen", erwidert er und ich verdrehe genervt meine Augen.

Er fährt weiter zum Wohnzimmer und ich zum Bad. Die Tür zu dem ich geschlossen, also gehe ich davon aus, dass Jinhyun wohl duscht. "Darf ich reinkommen?", frage ich durch die geschlossene Tür und mit der Hand auf der Klinke. Es dauert einen Moment, bis die Tür geöffnet wird und mir eine Welle von heissem Dampf entgegen schlägt.

Meine Güte, wer hat denn hier eine Sauna aus dem Bad gemacht?!

Ich schrecke etwas zurück, starre dann aber die Person an, die ich wohl als letztes in meinem Badezimmer erwartet hätte.

"W-was machst du denn hier?", frage ich recht taktlos und starre Taehyung an. Dieser steht mit einem frechen Grinsen vor mir, bloss in einer Jogginghose, während ein Handtuch lässig um seinen Hals gelegt ist und seine nassen Haarsträhnen in seine Stirn fallen. Er hat sich gar nicht richtig abgetrocknet, sein gesamter Körper ist voll mit Wassertröpfchen und auch der Bund der Jogginghose, welche er trägt, ist nass. Er sollte aufhören, in meiner Anwesenheit extra sexy zu sein. Das raubt mir irgendwann noch meinen ganzen Verstand.

"Ich dusche", lacht er leicht und tritt zur Seite, sodass ich das stickige Bad betreten kann, was ich dann auch mache. "Ja aber...", beginne ich, als der Groschen fällt, "Hast du mich etwa hergebracht?!", fahre ich schon wieder zu ihm herum. Er verdreht leise lachend die Augen, während er seine pitschnassen beginnt trocken zu rubbeln.

"Was dachtest du denn?", fragt er mich, "Natürlich war ich das."

"Danke", murmle ich leise und drehe mich zum Medikamentenschränkchen. "Was habe ich letzte Nacht überhaupt getrieben?", will ich dann unsicher wissen, während ich das Schränkchen öffne und zwischen den vielen Medikamtenschachteln nach Aspirin suche.

"Sagen wir, ich habe dich nach Hause gefahren, als dir jemand an die Wäsche wollte", weicht er leicht aus. Ich erstarre und richte mich auf, bevor ich zu ihm sehe. Taehyung lässt das Handtuch in seinen Händen sinken, als er meinen Blick erwidert. Seine Haare sind trockener als zuvor, doch mehr auch nicht.

"W-was?", flüstere ich heiser und er seufzt. "Es ist nichts geschehen, ich war schon rechtzeitig. Aber... der Anblick war nicht der schönste...", murmelt er. 

Ich schlucke leer und schliesse das Schränkchen, kaum habe ich mein Aspirin in den Fingern, bevor ich mich zu Taehyung begebe. "Danke", wiederhole ich mich und schlinge daraufhin meine Arme um seine Mitte. Bevor er allerdings diese Umarmung erwidern könnte, lasse ich ihn auch schon wieder los und mustere seinen leicht trainierten Oberkörper, an dem die Wassertropfen perlen, wie kleine, glitzernde Diamanten.

Ich räuspere mich leicht. "Du solltest dich besser abtrocknen", bemerke ich anschliessend heiser und ernte dafür ein tiefes, angenehmes Lachen seinerseits. "Oh, ich bin mir sicher, dir gefällt, wie ich aussehe, Baby~"

Überrascht sehe ich zu ihm auf, woraufhin er mein Gesicht in seine Hände nimmt. "Jungkook?", fragt er nun ernst. "Hmm?", mache ich nervös und lasse ihn nicht eine Sekunde aus den Augen, genauso wenig, wie er einmal den Blickkontakt abbricht. Sekundenlang stehen wir da und sehen uns nur tief in die Augen. 

Der Moment ist schön, ich brauche gar nicht mehr. Es reicht mir schon, das dunkle Braun seiner Augen aus dieser Nähe bewundern zu können, ohne etwas sagen zu müssen, darin zu ertrinken und mir zu denken, nie andere Augen so sehr bewundern zu können. Seine sind wohl die schönsten, die ich je gesehen habe.

Doch Taehyung macht den Moment tatsächlich noch schöner, indem er sich vorlehnt und seine Lippen sanft auf meinen platziert. Erst perplex lasse ich das plötzliche Gefühl auf mich wirken, bis ich den Kuss sanft erwidere. Unsere Lippen bewegen sich langsam und mit viel Gefühl gegeneinander, bis er von mir ablässt und ich meine Augen aufschlage. "Jungkook?", fragt er erneut leise und ausser Atem, "Würdest du mich noch einmal als deinen Freund wollen."

Auf meinem Gesicht erscheint ein Lächeln, meine Kopfschmerzen sind plötzlich so unwichtig, das das Aspirin achtlos am Boden aufkommt, während ich meine Arme um seinen Nacken schlinge und ihn so zu mir hinab ziehe. Kurz bevor sich unsere Münder erneut berühren könnten, flüstere ich leise: "Ja. Und jedes andere Mal genauso wie beim ersten Mal."

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt