Taehyung
Er führt mich zum Ende eines Ganges und deutet still auf die Tür. Dabei schaut er weder in meine Augen, noch sonst in meine Richtung. Sein Blick ist stur auf seine Füsse gerichtet.
Bevor ich etwas sagen könnte, setzt er sich wieder in Bewegung und huscht mit gesenktem Kopf an mir vorbei. Verwirrt drehe ich mich um und sehe ihm nach, bevor ich ein halblautes: "Hey!", hinterher rufe.
Der Schüler zuckt zusammen und dreht sich langsam zu mir um. Er umklammert die Riemen seines Rucksackes, als wäre es das Einzige, was ihm Halt gibt, während er krampfhaft versucht, nicht meinen Blick zu treffen. "Danke, fürs Herbringen, du weisst schon", meine ich ruhig. Als hätte ich mit diesen Worten einen Schalter in ihm umgelegt richtet er sich ein klein wenig auf wagt es sogar, in meine Augen zu sehen. Stumm schauen wir uns gegenseitig an, bis er plötzlich wieder zusammenzuckt, als hätte man ihn geschlagen, herumwirbelt und zum anderen Ende des Flurs schaut, von welchem wir hergekommen sind.
Dann ergreift er praktisch die Flucht, indem er sich etwas dreht und im Seitengang verschwindet. Etwas verwirrt schaue ich immer noch auf die Stelle, wo der Fremde Sekunden zuvor noch war und vernehme nun auch die hektischen Schritte,
Ist er etwa abgehauen, weil er die gehört hat? Dieser Typ wird mir immer suspekter. Er scheint extrem schreckhaft zu sein. Inzwischen kann ich zu den Schritten eine Person identifizieren. Der Kerl ist kleiner als ich, recht blass und schlank, zudem hat er pechschwarze Haare. Er steuert genau auf mich zu und als wir nicht mehr weit voneinander entfernt sind, kneift er die Augen zusammen und sieht mich nachdenklich an.
"Wer bist du denn?", fragt er mit einer tiefen Stimme. "Taehyung. Bin neu", erkläre ich knapp. Er weitet seine Augen. "Oh fuck, ich hätte dich abholen sollen!", fällt es ihm ein und er bleibt stehen.
Ich ziehe die Augenbraue hoch. Er scheint ja nicht gerade ein gutes Gedächtnis zu haben. "Sorry, aber du hast wohl auch so her gefunden. Respekt!", grinst er breit und tätschelt meine Schulter. Etwas irritiert sehe ich ihn an, als er an mir vorbei läuft. "Ich bin Yoongi", meint er nur, bevor er an die Tür klopft, zu der der Fremde ebenfalls gezeigt hat.
"Schön zu wissen", murmle ich vor mich hin. Der Name des Trottels, der nicht mal daran denken konnte, mich zum Zimmer zu bringen, ist mir herzlich egal. Allerdings scheint der Typ nicht nervig oder komisch zu sein, weswegen ich mich dazu entschliesse, über seinen Fehler hinwegzusehen und mich mit ihm anzufreunden.
Wer weiss, wann man je wieder jemand normales in diesem Gebäude findet...
Der Schwarzhaarige öffnet die Tür, ohne hereingebeten zu werden und ich stelle mich rasch hinter ihn. Vor uns steht eine junge Frau, die uns skeptisch mustert. "Yoongi", meint sie missbilligend, "Wieso bist du zu spät?"
"Ich dachte mir, ich zeig Taehyung die Schule, bevor wir in den Unterricht gehen, nicht wahr?", lügt der Kleinere, glücklich darüber, eine Ausrede zu haben. Ich nicke zustimmend und der Blick der Frau wird automatisch weicher.
Yoongi wirft mir einen Blick zu, der wohl soviel heisst, dass er mir dankbar ist, dass ich ihm den Arsch gerettet habe und läuft völlig entspannt ins Zimmer. Er lässt sich an einem freien Tisch nieder und stellt seinen Rucksack neben diesen, bevor er sich seufzend zurücklehnt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
Ich dagegen werde nach vorne an die Wandtafel zitiert und gezwungen, mich vorzustellen.
Wie ich das hasse...
"Ich bin Kim Taehyung, bin Achtzehn und komme ursprünglich aus Daegu", meine ich schnell und verbeuge mich halbwegs. Anschliessend darf ich ebenfalls Platz nehmen und setze mich dann hastig neben Yoongi. Ich war noch nie eine Person, die gerne Dinge über sich erzählt hat und wenn sie noch so unwichtig sind.
~~~
"Hey, Yoongi?", frage ich, als es zur Mittagspause klingelt. Der Schwarzhaarige wartet ohnehin bereits auf mich, wie er es in den ganzen letzten Kursen auch getan hat. Es hat sich herausgestellt, dass obwohl es hier Kurse und keine Klassen mehr gibt, wir denselben Stundenplan und dementsprechend jede Stunde gemeinsam haben. Und da ich ihn vor einer Stunde Nachsitzen bewahrt habe, kann man uns jetzt irgendwie als Freunde bezeichnen.
"Was ist?", fragt er und verschränkt die Arme vor der Brust. "Sag mir, die haben hier gutes Essen", meine ich und laufe mit ihm aus dem Klassenraum.
Er beginnt zu lachen. "Wenn die hier kein gutes Essen hätten, wäre ich schon längst nicht mehr auf dieser Schule, soviel ist klar!" Ich lache leicht und gemeinsam betreten wir die Mensa. Sie ist bereits jetzt vollgestopft mit Schülern und wir besorgen uns einen freien Platz ganz hinten, nachdem wir uns Essen geholt haben.
Ich beginne, die Nudeln in mich hineinzustopfen, als ich hinter Yoongi jemanden auftauchen sehe, der direkt auf unsere Tisch zuläuft. Es ist der schreckhafte Junge von heute Morgen und als er erkennt, dass wir da sitzen, bleibt er stehen, keine zwei Meter hinter meinem neuen Freund.
Der sieht auf, als er meinen Blick bemerkt, und dreht sich um, mustert den Schüler, welcher mit geweiteten Augen zu uns starrt.
"Was starrst du so?!", zischt Yoongi. Wenn es eins gibt, was ich heute bereits gelernt habe, dann dass Min Yoongi eine sehr abweisende Person sein kann, alleine schon, wenn er einen anschaut. Der Fremde zuckt zusammen. "D-das ist mein Platz", haucht er, dass es fast im lauten Geplapper der restlichen Leute hier drinnen untergeht.
Ich versuche mich in einem Lächeln und weise auf den freien Stuhl neben mir. "Setz dich doch einfach zu uns", biete ich an, da faucht Yoongi bereits: "Auf keinen Fall!"
Der Schüler geht einige Schritte rückwärts, wobei ich erkennen kann, wie Tränen in seinen Augen aufsteigen. Anschliessend dreht er sich um und eilt aus der grossen Halle. Verwirrt starre ich Yoongi an. "Was hast du denn? Der Kerl hätte ja keiner Flieger was zuleide getan. Er wollte doch nur einen Platz!", verteidige ich den Fremden.
Yoongi allerdings schnaubt. "Wenn du Mitleid mit ihm hast, geh doch zu ihm", zischt er, "Mit dem Kerl sollte man so wenig wie möglich zutun haben, wenn man nicht ganz unten in der Nahrungskette hocken will, kapiert? Er ist stockschwul und nicht umsonst hat er keine Freunde!"
"Hat er auch einen Namen oder darf den auch keiner wissen?", frage ich leicht verärgert von seinen Worten. Das ist doch auch nur ein Mensch, was hat er gegen ihn?
Vielleicht ist es ja nicht seine Schuld, dass er keine Freunde hat, vielleicht ist er zu schüchtern dafür, immerhin habe ich bereits mehrmals gesehen, wie zurückhaltend er ist. Ausserdem ist es doch völlig okay, schwul zu sein, finde ich.
"Sein Name?", lacht der Schwarzhaarige gegenüber von mir, "Jeon. Jeon Jungkook."

DU LIEST GERADE
Stripper [Vkook]
Fiksi Penggemar«Ich tanze jeden Abend vor Leuten an einer Stange, die sich daran aufgeilen. Du solltest angewidert von mir sein.» «Angewidert? Weshalb? Hast du dir deinen Körper einmal angesehen? Er ist wunderschön, perfekt, wie könnte ich jemals von so etwas At...