Jungkook
Mitten in der Nacht weckt mich ein lautes Keuchen, dann spüre ich, wie sich jemand aufsetzt.
Schlaftrunken mache ich die Nachttischlampe an und kneife die Augen aufgrund des Lichtes zusammen. "J-jungkook?", ertönt nun Taehyungs Stimme. Sie klingt zerbrechlich und verzweifelt. Ich reibe mir über die Augen und brumme als Bestätigung, dass ich wach bin.
"Ist alles in Ordnung?", frage ich unnötigerweise und setze mich halbwegs auf, um Taehyung anzusehen. Er fährt sich durch seine offensichtlich verschwitzen Haare und sieht sich im Zimmer um. "Ja", flüstert er leise, "Ich hab nur schlecht geträumt..."
Ich lächle sanft. "Willst du mir davon erzählen? Das hilft", frage ich und sehe ihn an. Sein Blick trifft meinen, pure Angst und Verzweiflung steht in seinen Augen. "I-ich kann nicht", antwortet er, "Ich kann einfach nicht, Jungkook. Du würdest es nicht verstehen."
Ich nicke verständnisvoll. "Dann leg dich wieder hin", meine ich und will mich bereits wieder zurück ins Kissen fallen lassen, als er den Kopf schüttelt. "Nach dem Traum kann ich nie einfach wieder einschlafen..."
Ich runzle die Stirn. "Du hast den Traum öfter?", frage ich nach, woraufhin er stumm nickt. "Was willst du denn jetzt tun?", frage ich, "Es ist erst halb vier."
Taehyung zuckt mit den Schultern und seufzt. "Die Beine vertreten, nach Hause fahren, mir fällt schon was ein", murmelt er, "Leg dich wieder schlafen. Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid."
Ich strecke die Hand aus und lasse sie zaghaft durch seine Haare wandern. "Ist schon gut", wehre ich leise ab, "Ich hab früher meine ganze Familie geweckt." Ehrlich gesagt, will ich Taehyung in diesem Zustand nicht alleine lassen, deshalb ist an Schlaf nicht zu denken."Wie das?", kommt Taehyung Stirnrunzelnd auf meine Aussage zurück. Ich lächle bitter. "Ich hab geschrien in meinen Träumen", erkläre ich leise und sein Gesicht verdunkelt sich. "Wieso? Worum ging es in deinen Träumen?", will er wissen.
Ich beisse mir auf die Lippe und richte mich auf, bevor ich näher zu ihm rutsche und den Kragen seines Oberteils weiter nach unten ziehe. Als ich den kleinen Schlüssel sehe, nehme ich ihn in die Hände und halte ihn Tae vor die Augen. "Darum", murmle ich.
Er umschliesst meine Hand mit seiner und sieht mir in die Augen. "Du hast mir einen Schlüssel zu einer Schublade geschenkt, deren Inhalt dich schreien lässt?", bohrt er nach. "Der Inhalt ist zweigeteilt", erkläre ich leise, "Einerseits schön, andererseits schmerzhaft. Aber es ist nicht der Inhalt, mehr meine Fantasie, die die Albträume verursacht hat."
Er nickt langsam und ich meine leise: "Taehyung?"
"Ja?"
"Öffne die Schublade."
Er weitet seine Augen und schluckt leer. "Bist du dir sicher, Kookie?", fragt er mich und ich nicke bestätigend, bevor ich leicht lächle. "Ich vertraue dir und ich möchte, dass du mich kennst. Nicht nur oberflächlich, ich will, dass du das kennst, was nicht jeder weiss."
Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus und er nickt, bevor er aus dem Bett steigt und zur Kommode läuft. Er kniet sich vor ihr nieder, zieht sich die Kette aus und steckt den Schlüssel ins Loch. Nachdem er ihn herumgedreht hat, zieht er die Schublade langsam auf und blickt hinein. Ich steige ebenfalls aus dem Bett und setze mich neben ihn. Gespannt mustere ich sein Gesicht, das mir jedoch keinerlei Auskunft über seine Reaktion gibt.
Er sieht sich das Zeug an, sagt jedoch nichts. Mehrere Minuten geht das so, bis er sich langsam regt, die Hand ausstreckt und hinein greift. Ich sehe, wie er ein Bild heraus nimmt und es sich wieder lange anschaut, bevor er zaghaft mit den Fingerspitzen darüber streicht und murmelt: "Mir fällt auf, dass ich nie deine Mutter gesehen habe, Jungkook."
Kurz nachdem er die Worte ausgesprochen hat, sieht er zu mir und ich erwidere seinen Blick mit einem traurigen Lächeln. "Ich weiss", antworte ich leise und deute auf das Foto mit meinem Vater, Jinhyun, mir und der kurzhaarigen Frau, "Das war vorletzten Sommer."
"Was ist passiert? Wo ist sie jetzt?", will er wissen. "Im Meer. Wir haben ihre Asche ins Meer geschüttet."
Blankes Entsetzen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, dann senkt er seinen Blick. "Das tut mir so leid, Jungkook", murmelt er. "Muss es nicht. Es geht mir inzwischen gut. Ich möchte nur nicht, dass jeder direkt nach ihr fragt, darum habe ich ihre Sachen hier drinnen verstaut", erkläre ich leise. In der Schublade liegen eine Kette, die sie mir geschenkt hat mit dem Buchstaben J daran, ihr Ehering, einige Bilder und dann noch ein Brief.
"Was ist denn passiert?", fragt der Rothaarige vorsichtig. "Ich weiss auch nicht viel", meine ich, "Ich war nicht dabei, aber Dad sagt, er weiss nur noch, wie der Kleinbus ins Schleudern geraten ist, dann ist er gegen Mums Seite des Autos gekracht und dann wurde alles schwarz. Mum war sofort tot, mein Dad gelähmt."
Er schluckt leer. "Weisst du, das schlimmste war, als die Polizisten vor der Tür standen und ich gemeinsam mit Jin sie gesehen habe, nicht wissend, was los ist. Aber dieser entschuldigende Blick, wie einer der beiden seinen Kopf gesenkt hat... Als ich gemerkt habe, wie die Sorgen mich erfüllen, Angst meinen Körper in Beschlag nimmt und als sie mir schliesslich sagten, was passiert ist... Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als etwas derartiges."
Taehyung hört still zu, als ich weiterspreche: "Einige Tage später haben die Albträume angefangen. Ich weiss nicht wieso, aber mein Unterbewusstsein hat Szenen entwickelt, in denen ich auch in dem Wagen sass. Ich hab den Kleinbus gesehen, Schreie gehört und hab selbst angefangen zu schreien, bis mich jemand geweckt hat oder ich von allein aufgewacht bin."
Kaum habe ich fertig gesprochen, schlingt Taehyung die Arme um mich. Er hält mich fester den je und streicht mir sanft durch die Haare. "Danke für dein Vertrauen, Kookie", murmelt er, "Ich werde gut damit umgehen und dich beschützen - ob vor Leuten, Tieren oder Albträumen. Du hast mein Wort."

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Stripper [Vkook]
Fanfiction«Ich tanze jeden Abend vor Leuten an einer Stange, die sich daran aufgeilen. Du solltest angewidert von mir sein.» «Angewidert? Weshalb? Hast du dir deinen Körper einmal angesehen? Er ist wunderschön, perfekt, wie könnte ich jemals von so etwas At...