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Jungkook

Grinsend lasse ich mich von Taehyung durch die Strassen der Stadt ziehen, zum Schnellimbiss, den er mir zeigen wollte. Anscheinend hat der Ältere genug von den Speisen in der Mensa, denn er hat mich eingeladen, zu einem Mittagessen bei dem Imbiss und dahin gehen wir nun. Es ist kein grosser Stand, allerdings scheint er beliebt zu sein, denn es hat sich eine ziemliche Schlange davor gebildet.

"Bist du sicher, dass wir vor der nächsten Stunde noch unser Mittagessen kriegen?", frage ich unsicher und höre, wie er leicht lacht. "Und wenn schon", grinst er amüsiert, "Dann schwänzen wir die ersten paar Minuten oder die ganze Stunde - solange ich mein Mittagessen habe, ist mir das egal."

Ich seufze tief, stelle mich jedoch neben ihn in die Schlange. Zu meiner Überraschung dauert es jedoch nicht lange und wir können unser Essen bestellen. Ich nehme einfach eine Schüssel Ramen und kriege diese dann auch ziemlich rasch. Taehyung bezahlt für uns beide, was ich mit einem einfachen Seufzen quittiere. Wann immer ich mit ihm unterwegs bin, sieht er es als Pflicht, für mich zu bezahlen. Ich weiss nicht, woran das liegt, aber jegliches Protestieren ist zwecklos, also habe ich es mittlerweile auch aufgegeben.

Gemeinsam mit unserem Mittagessen laufen wir anschliessend wieder durch die Strassen, zurück zur Schule. "Für 'nen Schnellimbiss ist das Zeug echt gut", lobe ich überrascht und verschlinge mein Essen förmlich. Taehyung grinst mich beinahe überheblich an. "Ich nehme schliesslich auch nur das Beste", meint er und ich hebe spöttisch die Augenbrauen. "Echt?", hacke ich nach und er nickt bestätigend.

"Klar, immerhin bin ich mit dir befreundet", lacht er leicht und stösst mich in die Seite. Überrascht sehe ich wieder zu ihm auf. "Ich bin doch nicht das Beste", winke ich ab, woraufhin er aber murmelt: "Doch natürlich. Ich hatte niemals einen besseren Freund als dich, Jungkook."

Ich spüre, wie ich rot werde und senke mich räuspernd meinen Blick. Verlegen starre ich in meinen Becher Ramen und esse wieder ein wenig davon. "Jetzt sei doch nicht so peinlich berührt", lacht Taehyung nun belustigt, "Ich hab dir kein Liebesgeständnis gemacht!"

Ich nicke zustimmend und schmeisse den inzwischen leeren Becher Ramen in einen Mülleimer, bevor ich Taehyungs Arm um meine Schulter spüre, die mich näher an seine Seite drückt. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und ich geniesse, die angenehme Wärme, die von ihm ausgeht. Der Rothaarige läuft weiter mit mir durch die hektische Stadt, bis wir eine Viertelstunde vor Lektionsbeginn vor dem Schulgebäude stehen. "Auf zu den letzten drei Stunden", lächelt der Ältere und hält mir die Glastüren auf, woraufhin ich ihm zum Dank leicht zunicke.

Gemeinsam laufen wir durch die Schulgänge, und biegen in den nächsten Flur ein, um zu Taes Spind zu gelangen, als wir vorne, im nächsten Gang den Schülerauflauf sehen. Verwirrt sehe ich zu Taehyung und runzle die Stirn. "Ist da vorn nicht dein Spind?", stelle ich leise fest und ernte ein Nicken als Antwort.

"Was suchen die da? Prügelt sich jemand?", fragt er leise für sich, doch da kein Geschrei zu hören ist, nehme ich an, dass es keine Prügelei ist, die die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zieht. Es ist nur leises Gemurmel zu hören und hastig haben wir uns hinter der Menge aufgestellt. Aufgrund meiner Grösse, kann ich nichts erkennen und auch mein Begleiter scheint Schwierigkeiten mit dem Erkennen zu haben.

Er nimmt mein Handgelenk und kämpft sich so mit mir vor, bis zur ersten Reihe. Dort erkenne ich mit Entsetzen, was hier los ist.

Irgendjemand hat mir roter Farbe in grossen Buchstaben Mörder quer über die Spinde gesprayt und dazu einen ebenso roten Pfeil zu einem Spind - Taehyungs Spind.

"Mörder?", murmle ich leise und sehe verwirrt zu Taehyung auf, dessen Blick stur auf dem Wort liegt. Er hat mich inzwischen losgelassen und ballt nun die Hände zu Fäusten. Er sieht wütend aus, gleichzeitig aber auch irgendwie... verzweifelt.

Die Schüler scheinen uns langsam zu bemerken und statt dem "Graffiti", starren nun alle Tae an, der jedoch niemandem Beachtung schenkt. "Taehyung, was hat das zu bedeuten?", frage ich leise, erhalte jedoch keine Antwort. Ich verstehe das nicht.

Wer sollte Mörder sprayen und damit Taehyung meinen? Er hat doch niemanden umgebracht, sonst wäre er doch nicht einmal mehr hier und schon längst hinter Gittern. Ist es einfach ein schlechter Jux? Eine Aktion aus Hass?

Ich könnte mir nur vorstellen, dass Shiwoo das war, immerhin hat Taehyung ihn bloss gestellt, das hat ihm gar nicht gut getan. Allerdings ist er seit dem Tag nicht mehr in der Schule aufgetaucht, also schliesse ich den erstmal aus.

"Taehyung?", frage ich leise und zupfe unsicher an seinem Ärmel. Ich möchte wissen, was hier los ist und was das zu bedeuten hat. Wer auch immer sich hier einen bösen Spass erlauben wollte - Lustig ist es nicht.

Der Rothaarige scheint endlich aus seiner Starre zu erwachen, denn er reisst sich von mir los, wirbelt herum und geht mit grossen Schritten davon. Irritiert sehe ich ihm erst nach, bevor ich ihm folge. "Tae!", rufe ich ihm nach, "Warte!"

Er reagiert nicht und ich erinnere mich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, an dem Tag, an dem ich ihm hinterher in den Regen gefolgt bin. Da hat er mich geschlagen. Wird er das diesmal wieder tun, wenn ich ihn nicht in Ruhe lasse? Einerseits habe ich Angst vor einem Schlag, er hat eine ziemliche Kraft und ich will nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn er mir absichtlich eine Ohrfeige verpasst. Andererseits will ich ihn nicht alleine lassen und wissen, was das soll. Denn Tae scheint, im Gegensatz zu mir, kapiert zu haben, um was es geht und dass dies nicht einfach ein dummer Witz ist.

Trotz seiner Ignoranz schliesse ich also zu ihm auf, bis ich nur noch wenige Zentimeter hinter ihm bin. Er biegt um die Ecke und bleibt dann so abrupt stehen, dass ich ungehindert in ihn hineinkrache. Bevor ich aber eine Entschuldigung murmeln kann, greift er nach meiner Hand und hält sie fest in seiner verschränkt. Verwirrt bleibe ich so stehen und sehe hinter seinem Oberkörper hervor. 

Ich erkenne das Mädchen, das vor uns steht. Ich habe sie erst einmal gesehen, doch ihre Worte sind mir klar im Kopf. Sie sagte, ich solle aufpassen, was Taehyung angeht.

Sie sagte, er sei nicht der, den er zu sein scheint.

Und so langsam aber sicher, glaube ich, dass sie tatsächlich Recht mit diesen Worten hatte. Taehyung verbirgt irgendetwas vor mir - und dieses Mädchen hat ganz offensichtlich damit zutun.

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt