Stripper [Vkook]

~63~

Taehyung

"Na komm, sechs kriegst du hin!", höre ich Jimin jubeln, der wohl von Hoseok eingeladen worden ist. Lachend schnappe ich mir den nächsten Shot und stürze ihn gekonnt hinunter, während ich den Kopf in den Nacken lege, bevor ich das Gläschen zurück auf den Tisch knalle.

"Und? Wirst du langsam betrunken?", grinst ein mir unbekannter Kerl, den Jimin jedoch angeschleppt und als Minghao vorgestellt hat. Ich schenke ihm einen amüsierten Blick. "Ich vertrage viel mehr als sechs kleine Shots!", stelle ich klar und kralle mir das nächste Gläschen. Auch dieses ist in Sekundenschnelle leer und unter Gejubel stelle ich auch dieses zurück. "Alleine ist das langweilig", grinse ich, "Jimin, was hältst du von Wetttrinken?"

Die Augen des Kleineren beginnen abenteuerlustig zu funkeln und er schlägt schnell ein. "Was kriegt der Gewinner?", fragt Jimin neugierig. Ich lache leicht. "Einen Wunsch seiner Wahl vom Verlierer", schlage ich vor und auch damit ist er einverstanden. Minghao steht auf und holt einige Flaschen, und zwei grosse Becher, die er vor uns hinstellt. Er schraubt den Deckel der ersten Flasche ab und giesst bis zur Hälfte beide Becher voll, bevor er die zweite, klare Flüssigkeit nimmt und auffüllt.

So macht er weiter, bis drei Becher voll sind und sie uns zuschiebt. "Prost", grinst er, "Ich bin der Schiedsrichter."

Ich umfasse den ersten Becher und warte auf den Start, genauso wie Jimin. "Los!", ruft Minghao dann und zwei Sekunden später spüre ich schon das Brennen in meiner Kehle, als ich das Zeug trinke, als wäre es Wasser.

Unter dem Gejubel von Jimins Kumpel, leere ich den ersten Becher und schnappe mir den zweiten, ein wenig früher als Jimin. Ich bin etwa zur Hälfte mit diesem fertig, als mir jemand den Becher aus der Hand reisst und mich auf die Füsse zerrt.

"Was zur Hölle treibst du hier?!", faucht Yoongi laut. Verwirrt blinzelnd sehe ich ihn an, bevor ich zum Tisch deute, an dem Jimin fleissig weiter trinkt. "Sieht man das nicht?!", frage ich, "Lass mich los, ich habe hier was zu gewinnen!"

"Bevor du weiter trinkst, wie ein völliger Idiot", knurrt er, "Hilfst du mir wohl erst, Jungkook zu finden!"

Ich runzle die Stirn. "Es geht mich nichts mehr an, was er treibt, Yoongi. Wir sind nicht mehr zusammen! Er ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen."

"Ja, aber der Grund für eure Trennung war bei ihm, als ich ihn zuletzt gesehen habe, und glaube mir, wenn ich dir Folgendes sage: Wann immer Shiwoo sich in Jungkooks Nähe begibt, endet das nicht gut für den Kleinen!"

"Tae, Jimin gewinnt noch!", gibt Minghao zu bedenken und ich werfe einen Blick auf den Rosahaarigen, der sich mit einem siegessicheren Lächeln über den dritten Becher hermacht. Dann wandern meine Augen wieder zu Yoongi, der mich nach wie vor mit kalter Miene anschaut.

"Gewonnen!", jubelt da Jimins Stimme und wieder huscht mein Blick zu ihm. Der Rosahaarige sieht grinsend zu mir hinauf. "Ich hab 'nen Wunsch frei!", feixt er. Ich nicke seufzend und sehe wieder zu Yoongi. "Wie gesagt, er ist alt genug. Und wenn er naiv genug ist, sich mit diesem Arschloch weiter abzugeben, ist das nicht mehr etwas, das mich weiter betrifft", erwidere ich. Jungkook mischt sich nicht in meine Angelegenheiten und ich mich nicht in die seinen. Und wenn ich zu hören kriege, dass er trotz allem noch immer mit Shiwoo Dinge unternimmt sinkt meine Lust, es wieder mit ihm zu versuchen in den Keller.

Yoongi schüttelt den Kopf und lässt mich los. Er murmelt noch etwas, doch das höre ich über die Musik hinweg nicht, bevor er sich umdreht und im Getümmel verschwindet. Ich will mich schon wieder zu Jimin und Minghao setzen, als der Rosahaarige die Hand hebt. "Mein Wunsch!", plärrt er lachend, "Ich setze ihn ein."

Augenverdrehend nicke ich ihm zu, als Zeichen, dass er seine Forderung äussern soll. "Such den Kerl und verpass ihm eine, dafür, dass er sich noch mit diesem Arschloch abgibt, von dem dein Freund gesprochen hat", verlangt er ernst und sieht mich an. 

Ich weite die Augen und lache auf. Wieso verlangt das jeder von mir? Es geht mich doch gar nichts mehr an, was Jungkook treibt. Natürlich mache ich mir Sorgen, aber es ist seine eigene Entscheidung, mit wem er sich abgibt.

Doch ich will nicht der Spielverderber sein und schon gar nicht Jimins Wunsch abschlagen, weswegen ich ergeben nicke und mich dann in Bewegung setze, in die Richtung, in die Yoongi verschwunden ist. 

Ich laufe die Treppen hoch, in den zweiten Stock der Wohnung und finde den Schwarzhaarigen auch rasch. "Yoongi!", rufe ich vergebens, denn die laute Musik verschluckt meinen Ruf ohne weiteres. Ich quetsche mich zwischen all den Leuten hindurch und eile den Flur entlang, der sich langsam leert. Hier kommen wohl nur die hin, die ein ungestörtes Plätzchen suchen. 

"Yoongi?", versuche ich es wieder. "Ach, du bist also trotzdem noch zum Schluss gekommen, dass Jungkook dir nicht am Arsch vorbei geht?", höre ich seinen spitzen Kommentar. "Er ging mir nie am Arsch vorbei", seufze ich, "Aber es ist mir doch eigentlich gar nicht mehr erlaubt, mich in sein Leben einzumischen!"

"Mir egal, ob erlaubt oder nicht", schnaubt der Ältere, "Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da etwas nicht stimmt und mein Bauchgefühl ist sehr zuverlässig!"

Ich unterdrücke ein Augenverdrehen und sehe mich in dem abgelegenen Flur um. "Was machen wir hier? Sind hier nicht die, die ungestört rummachen wollen?", frage ich seufzend.

"Was zur Hölle denkst du denn, tun wir hier, wenn ich Jungkook überall gesucht habe, ausser hier?", kommt es postwendend zurück. Mir wird kalt. "Du meinst doch nicht etwa, er... Shiwoo und er... Nein, oder?!", zische ich und spüre mit einem Mal eine Welle von Eifersucht, die über mich hinwegrollt.

Wenn dieses Ekel Jungkook auch nur schief ansieht, breche ich ihm den Kiefer.

"Wie schön, dass ich jetzt deine gesamte Aufmerksamkeit habe, denn ja: Genau das denke ich."

 Ich balle die Hände zu Fäusten und folge ihm rasch, zum Ende des Flurs. "Das war die einzige, die ich hier offen gelassen habe", murmelt er und drückt die Klinke hinunter - verschlossen. Mein Herzschlag nimmt an Fahrt auf und ich sehe ihn an. "Bist du dir sicher?", frage ich harsch. Er nickt, bevor er sein Ohr an das Holz hält und lauscht. Seine Augen werden gross und er winkt mich heran. Schnell tue ich es ihm gleich und nehme einen Augenblick später das gedämpfte Schluchzen wahr. 

Wer auch immer das da drinnen ist, ob Jungkook oder nicht, die Person braucht Hilfe.