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"Hast du alles dabei, Jungkook?", fragt mein Vater mich, während er in die Küche kommt. Abwesend nicke ich und sehe, dass eine Nachricht auf meinem Handy eingegangen ist, welches ich gerade ohnehin anschaue. 

Die Nummer ist Fremd, weswegen ich mir neugierig anschaue, was mir geschrieben wurde, bevor ich los muss, zur Schule.

Ich hole dich ab, sei in 5 Minuten draussen - Taehyung

Nein, nein auf gar keinen Fall. Dieser Kerl hat schon genug für mich getan, ich will nicht weiter in seiner Schuld stehen, als ich es bereits tue. Es hat mir gereicht, in seinem Bett zu schlafen und mit ihm zu frühstücken, das kann ich doch nicht einmal mehr zurückgeben. Wenn er anfängt mich überallhin zu fahren, ist das definitiv zu viel.

Nein Danke, das musst du nicht.

Das war kein Vorschlag. In 5 Minuten, Jungkook.

Schnaubend packe ich mein Handy weg, ohne darauf zu antworten. Er kann mich nicht dazu zwingen. Wenn ich nicht möchte, dann möchte ich nicht und fertig. "Ich muss los", seufze ich und stehe auf. "Bis dann!", verabschiedet mein Vater sich und ich laufe in den Eingangsflur, wo ich mir Schuhe und Jacke anziehe, bevor ich hastig die Wohnung verlasse, das Treppenhaus hinunter eile und nach draussen auf den Parkplatz laufe. Noch ist kein Taehyung in Sicht, also kann ich ohne weiteres einfach loslaufen.

Gesagt, getan. Ich setze mich in Bewegung und biege um die nächste Ecke. Sicher, dass der Rothaarige nun zwar wartet, aber bald zur Schule fährt, spaziere ich weiter. 

Aber mir wird in diesem Moment bewiesen, wie herrisch und hartnäckig Taehyung wohl ist, wie gerne er die Kontrolle hat und wie sehr er es hasst, wenn er sie zu verlieren droht.

Denn bei der nächsten Kreuzung fährt der Maserati, den ich inzwischen gut kenne, direkt vor den Zebrastreifen und hindert mich am weiterlaufen. Neben mir auch zahlreich andere Menschen, die den Wagen empört anstarren und ihn dann umkreisen. Ich tue das nicht, ich bleibe stehen und sehe den silbernen Wagen an, bis die Fensterscheibe mit einem Surren runtergelassen wird.

"Steig ein." Ein klarer Befehl. Trotzdem stelle ich mir quer. "Ich verzichte, aber Danke für das Angebot", erwidere ich, "Jetzt fahr weg, du behinderst die Fussgänger."

"Ich kann hier noch eine ganze Weile länger stehen bleiben und wenn ich hundert Strafzettel dafür kassiere, ich will das du einsteigst, verstanden? Also erleichtere uns beiden die Sache und setz dich auf den Beifahrersitz", antwortet er mir und lässt die Scheibe wieder hochfahren. Ich schnalze mit der Zunge und überlege noch einen Moment lang, bis ich es schliesslich aufgebe und seufzend die Wagentür öffne und mich in den Wagen hocke.

"Du bist so stur", seufze ich leise. "Ich verliere nie", erwidert der Rothaarige schulterzuckend und fädelt sich dann konzentriert wieder in den Verkehr ein. "Wieso willst du mich überhaupt mitnehmen? Das ist doch Blödsinn!", will ich schliesslich wissen.

Taehyung bleibt still, während er auf dem Schulgelände eintrifft und sich dann eine Parklücke sucht. "Ich hasse Smarts", murmelt er, "Von weitem denkst du, das Feld ist frei aber wenn du näher ran fährst, steht da ein vermaledeiter Smart."

"Netter Versuch", spotte ich und verschränke die Arme vor der Brust, "Du hast mir meine Frage nicht beantwortet!"

Der Ältere findet doch noch eine Parklücke und manövriert sein Auto hinein, bevor er den Motor abschaltet.
Anschliessend löst er seinen Gurt und lehnt sich so nah zu mir, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. "Wieso nicht, Jungkook?", fragt er leise, mit beinahe heiserer Stimme.

Irritiert von diesem Gefühlsumschwung blinzle ich einige Male und räuspere mich, bevor ich meine Gedanken ordne und erkläre: "Das ist doch blödsinnig und Zeitverschwendung! Ich kann gut alleine in die Schule laufen, du machst dir zu viele Mühen. Nur weil ich gehasst werde, brauche ich keinen Bodyguard."

Taehyung zuckt mit den Schultern und sieht zur Frontscheibe hinaus. "Ich finde, du bist die Mühe wert", gibt er ruhig und sachlich bekannt und ich werfe die Hände in die Luft.

"Du bist echt komisch! Du tust das doch nur, damit du die Kontrolle behältst, du bist so stur und ein Kontrollfreak!"

"Und du verklemmt!", feuert der Rothaarige ungehalten zurück und steigt nun aus. Mit offenem Mund sehe ich erst zu, bevor ich meinen Gurt löse und ebenfalls aussteige. Die Tür lasse ich zuknallen und Taehyung schliesst den Wagen ab, ehe er weiterläuft.

"Ich bin nicht verklemmt!", rufe ich, "Wieso denkt das jeder?!"
Taehyung sieht frech grinsend über seine Schulter zu mir und erwidert: "Weil du's nun mal bist, Jungkookie~"

Hat er mich gerade echt Jungkookie genannt?!

Ich hole hastig zu ihm auf. "Bin ich nicht!", nuschle ich, "Taehyungie!"

In Anbetracht der Tatsache, dass ich und nicht Taehyung der Stripper bin, ist viel mehr er verklemmt und nicht ich! Aber das kann ich ihm ja schlecht als ausschlaggebendes Argument liefern. Das würde er überall erzählen und mein Leben wäre endgültig ruiniert.

Er lacht und wuschelt mir durch die Haare. "Bist du etwa beleidigt?", zieht der Rothaarige mich auf und ich ducke mich unter seiner grossen Hand weg. Er ist so gross! Das ist nicht fair. Als Junge nur 1,67 gross zu sein, ist echt eine Beleidigung für die Männlichkeit - in diesem Falle wäre es dann meine Männlichkeit.

Ich werde einfach nicht ernstgenommen. Sowas ist frustrierend. Vor allem als Kerl.

"Sei ruhig", murmle ich Augenverdrehend und wieder lacht er amüsiert. In der Schule bleibt er stehen und umfasst mein Handgelenk.

"Am Mittag in der Mensa", verlangt er und beugt sich zu mir hinab, "Und wehe du kommst nicht. Du hast gesehen, dass ich dich finde, Jungkook."

Ich entreisse mich dem Griff und schnaube. "Bitte! Von mir aus! Aber du zahlst mein Essen!"

Er grinst zufrieden und dreht sich dann ohne weiteres um, bevor er den Gang entlang huscht und mich stehen lässt.

Obwohl mich seine herrische Art etwas nervt, kann ich nicht verhindern, dass ich glücklich lächle, bei dem Gedanken, heute nicht alleine zu essen.

Kim Taehyung scheint tatsächlich für mich da zu sein.

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt