Stripper [Vkook]

~24~

Jungkook

"Kai!", jammere ich hysterisch und raufe mir die Haare, "Kai, ich bin erledigt!"

Der Ältere klopft mir aufmunternd und gleichzeitig mitleidig auf die Schulter. "Das wird schon", meint er zuversichtlich. Ich raufe mir die Haare. Nein wird es nicht. Taehyung wird allen davon erzählen, er wird mich widerlich finden und vermutlich auch hassen.

Von allen Leuten meiner Schule musste ausgerechnet er herkommen? Die Person, die mein einziger Freund zu sein scheint?
Gott, ich hasse mein Leben!

"Kannst du bei der Tür stehen?", frage ich nervös. Kai lächelt und nickt. Also schnappe ich mir meine Jacke, ziehe mir eine Jogginghose an und laufe zum Hinterausgang.

Kai folgt mir und ich linse um die Ecke. Taehyung steht mit dem Rücken zu mir und sieht hinauf in den Himmel. Sein Anblick lässt mich noch nervöser werden, sodass ich den Kloss in meinem Hals herunterschlucke und die Augen schliesse, als ich seinen Namen zische.

Der Angesprochene dreht sich um und mustert mich, bevor er die wenigen Schritte tut und sich vor mich stellt. Seine Miene ist wie vorhin im Club - leer und unergründlich.

"Zuallererst", fange ich flehend an, "Bitte erzähl es niemandem, Taehyung!"

Er lacht amüsiert auf. "Wieso sollte ich das tun? Hältst du wirklich so wenig von mir?", fragt er, "Ich hatte niemals vor, jemandem davon zu erzählen." Kurz macht sich Erleichterung in mir breit, doch als ich sein noch immer emotionsloses Gesicht sehe, wird mir beinahe übel.

"Taehyung, lass es mich erklären", bitte ich leise, doch er schüttelt nur den Kopf. "Das musst du nicht", sagt er ruhig und mein Herz zieht sich zusammen. Sagte ich es nicht? Nun hasst er mich und ist angewidert von mir.

"I-ich... Du findest mich ekelhaft, oder?", frage ich leise und hoffnungslos, bevor ich den Kopf senke und mir auf die Lippe beisse. Ich will nicht weinen. Nicht vor und wegen Taehyung.

"Du? Ekelhaft?", wiederholt der Ältere ungläubig, "Jungkook, ich glaube du hast da was falsch verstanden", meint er schnaubend. Verwirrt schaue ich wieder auf. Tae schenkt mir ein sanftes Lächeln. "Jungkook, du strippst, na und?", fragt er und ich weite die Augen, "Jeder andere Kerl sieht sich Pornos an, was ist also schon dabei? Ich habe kein Problem damit. Du arbeitest hier und mehr nicht. Ich hätte nur Probleme damit, wenn du dich verkaufst, aber auch das tust du nicht. Ich weiss ja nicht einmal, wieso du hier arbeitest! Hast du Spass daran? Wirst du gezwungen? Hast du nichts anderes gefunden? Wolltest du es einfach ausprobieren? Ich weiss es nicht, aber es ist mir auch egal, Jungkook, es ändert nichts an unserer Freundschaft."

Seine Worte lassen mir einen Stein vom Herzen fallen und erleichtert lächle ich. "Danke, Tae", flüstere ich. Er grinst zurück. "Kein Thema", erwidert er, "Dein Geheimnis ist gut aufgehoben bei mir, Versprochen!"

Ich beseitige den Abstand zwischen uns, als ich auf ihn zutrete und meine Arme um ihn schlinge. Doch, als ich mich so an ihn drücke, spüre ich sein erigiertes Glied, dass gegen meinen Unterleibt gedrückt wird und schnappe nach Luft. Ich löse mich hastig wieder von ihm und trete mit gesenktem, vermutlich rotem Kopf und mich räuspernd zurück. "I-ich muss dann... na ja, du weisst schon", stottere ich peinlich berührt und drehe mich schon um, als er mein Handgelenk umfasst und mich zurück an sich zieht. Nun stehe ich mit dem Rücken gegen seine Brust gepresst da und spüre, wie mein Herz vor Nervosität rast. 

Der Ältere lehnt sich wohl herab, da ich seinen heissen Atem an meinem Ohr spüren kann. "Niemand sagte, dass es mich nicht angemacht hat, Jungkook", wispert er leise und meine Haut wird mit einer Gänsehaut überzogen.
Das war ich?

Ich erwidere nichts, als er mich loslässt und ich hastig vorwärts stolpere. Ich verschwinde ohne ein Wort des Abschiedes hinter der Gasse, wo noch immer Kai steht und mich angrinst. Gemeinsam laufen wir zurück zum Hintereingang des Clubs, wo er fragt: "Warum bist du denn so rot?"

"A-ach... e-einfach so, m-mir ist heiss", lüge ich stotternd, woraufhin der Ältere lacht. "Ach Kookie", grinst er amüsiert, sagt jedoch nichts weiter.

~~~

Als es klingelt, schlage ich die Decke zurück und springe auf die Füsse. "Ich geh schon!", rufe ich Jinyun zu, der im Wohnzimmer Fern sieht. Ich stolpere in den Eingangsflur und reisse die Tür auf.

"Guten Morgen", kichert Taehyung, als er meinen Aufzug bemerkt - eine Boxershorts und ein verwaschenes, altes XXL-Shirt mit einem Comic Mikey Mouse Aufdruck. Verlegen kratze ich mich am Kopf und lasse ihn stumm hinein. Wenn man bedenkt, dass ich bin etwa drei Uhr gearbeitet habe, dann darf ich auch bis um zwei Uhr im Bett liegen. Auch wenn Tae vorbeikommt.

Der Rothaarige zieht sich die Schuhe und die Jeansjacke aus, bevor er sich zu mir umdreht und mich umarmt. "Hallo", nuschle ich gegen sein gut duftendes Tank Top, bevor ich mich löse und wir mein Zimmer aufsuchen.

"Hast du gut geschlafen?", erkundigt der Ältere sich. Ich nicke und krieche wieder unter meine Decke, während er es sich am Bettende im Schneidersitz bequem macht und seinen Blick durch das Zimmer wandern lässt.
Wir schweigen, doch die Stille ist sehr angenehm. Ich verspüre nicht den Drang, sie irgendwie brechen zu müssen, sie gefällt mir sogar.

Taehyung sieht sich weiterhin um, bis jetzt war er ja immer nur kurz hier drinnen. "Bei der Kommode fehlt etwas", sagt er plötzlich und ich sehe ihn erst verwirrt an, ehe ich seinem Blick zu meiner Komode folge.
Er hat Recht; der obersten Schublade fehlt der Schlüssel. Es ist erstaunlich, wie ihm etwas so unscheinbares wohl sofort ins Auge sticht.

"Hab den Schlüssel nicht mehr", zucke ich mit den Schultern und mustere ihn. Der Ältere scheint es zu kapieren, denn seine Hand fährt zu seiner Brust und er holt unter seinem Top die schlichte Kette hervor, an welcher der Schlüssel hängt.

Doch er schüttelt nur den Kopf und lässt ihn wieder unter dem Kleidungsstück verschwinden.

"Willst du sie nicht öffnen?", frage ich verwirrt. Er sieht zu mir und schüttelt wieder den Kopf. "Nein. Ich will sie nicht öffnen, weil du das nicht willst. Ich werde sie erst aufschliessen, wenn du bereit dazu bist, mir ihren Inhalt zu zeigen und wenn du mich darum bittest."