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Danke, dass diese Geschichte jetzt bereits 17k hat *-*

Taehyung

Ich hasse Runden laufen, habe ich das mal erwähnt? Vor allem, wenn dabei warme Temperaturen herrschen und wir draussen sind. Ich meine, Sport macht überhaupt keinen Spass, wenn man draussen Runden läuft!

"Hey, Taehyung!", höre ich neben mir eine Stimme sagen, als wir die letzte Runde machen. Ich sehe neben mich und erblicke einen schlanken, hochgewachsenen Kerl. Shiwoo, wenn ich richtig liege. Ich habe bloss Sport mit ihm, trotzdem sieht man sich ab und an in der Schule.

Fragend sehe ich den Jungen an, der zu den Tischen etwas weiter weg von den Bahnen nickt. Ich folge seinem Blick und lächle leicht, als ich die zierliche Gestalt dort erkenne. Jungkook hat eine Freistunde, wenn ich Sport habe.

"Was ist los?", frage ich und er grinst spöttisch. "Ich verstehe nicht, wieso du dich mit der Schwuchtel abgibst", meint er und ich halte den Mund, um keine giftige Bemerkung von mir zu geben. Stattdessen höre ich weiter zu, als er hinzufügt: "Ich meine, du könntest tausendmal bessere Freunde haben, als den!"

Ich schnaube verächtlich. "Ich glaube, es liegt an mir, mir meinen Freundeskreis zu suchen. Für mich ist Jungkook der Beste von euch allen, aber danke für deine Hilfe", erwidere ich spitz und beschleunige trotz meiner sich breit machenden Erschöpfung meine Schritte, um den Trottel nicht mehr sehen zu müssen, der kein weiteres Wort mehr sagt.

Als wir endlich die Prozedur von Sport hinter uns gebracht haben, trotte ich erschöpft zu dem Tisch, an dem Jungkook sitzt und anscheinend seine Hausaufgaben erledigt. "Hi", begrüsse ich ihn ausser Atem und streiche mir durch meine verschwitzten Haare. Der Jüngere sieht auf und schenkt mir ein Lächeln. "Hallo Tae", begrüsst er mich und bei meinem Spitznamen breitet sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

Der Schwarzhaarige bückt sich neben den Tisch zu seinem Rucksack und öffnet ihn. "Ich hab noch etwas Wasser, du scheinst es zu brauchen", kichert er dabei und ich atme erleichtert aus. "Danke", murmle ich und stütze mich fertig am Tisch ab, sodass mein Oberkörper über die Platte gebeugt ist.

Als Jungkook sich wieder aufrichtet und mir die Flasche Wasser reicht, weiten sich seine Augen und ich sehe ihn mit schief gelegtem Kopf an. "Ist alles in Ordnung?", frage ich, richte mich auf und schraube den Deckel der Flasche weg.

Er zeigt auf meine Brust. "Du hast den Schlüssel an eine Kette gemacht?", fragt er hörbar ungläubig und ich grinse leicht. Das habe ich gestern direkt nach der Schule getan; eine einfache Kette genommen, deren Anhänger in den Müll geschmissen und den Schlüssel darangehängt. "Klar doch", erwidere ich lässig und beginne gierig das kühle Wasser zu trinken. "Er wollte die Kette nicht mal ablegen", meldet Yoongi sich zu Wort, der unbemerkt zu uns gestossen ist, "Er hat sich wegen dem Ding echt mit dem Lehrer angelegt. Das gab eine riesen Diskussion!"

Verlegen grinsend setze ich die nun ziemlich leere Flasche wieder ab und starre  die Tischplatte an, während ich sie wieder zuschraube und Jungkook ein ungläubiges Auflachen entfährt. "Dein Ernst?", fragt er nach und Yoongi muss wohl zustimmend nicken. Ich verdrehe die Augen und reiche Jungkook die Flasche. "Das ist doch nicht mal so weltbewegend, kriegt euch wieder ein."

Jungkooks dunkle Augen fixieren meine und er fragt verwirrt: "Wieso wolltest du sie nicht ablegen?"

Ich zucke mit den Schultern. "Weil sie leicht gestohlen werden könnte", lüge ich lediglich und weiche seinem stechenden Blick aus. Die Wahrheit ist, dass so gut wie das Einzige von Jungkook ist, das ich besitze. Es ist ein Beweis seines Vertrauens, etwas, dass ich ungern ablege. Und für etwas wie Sport tue ich das ganz bestimmt nicht.

 Doch anhand des kleinen, verschmitzten Grinsen auf seinem Gesicht, kann ich ablesen, dass er mir nicht glaubt. Er fragt wohl einfach nicht daran, weil er merkt, dass ich es ihm nicht verraten will. Yoongi lässt sich neben dem Kleineren nieder und klopft ihm auf den Rücken. "Bist du bald fertig? Wir ziehen uns nämlich nur noch um und wenn du danach nicht auf dem Parkplatz stehst, fahren wir ohne dich", informiert er ihn.

Jungkook mustert der Schwarzhaarigen perplex. "Schön zu wissen, dass du bestimmst, wann wir fahren, wenn es mein Auto ist", werfe ich amüsiert ein, woraufhin er grinsend zu mir hochschaut. "Es ist Freitag", erwidert er, "Ich will endlich raus aus diesem Gebäude."

"Und hoffen, dass es übers Wochenende abgefackelt wird?", spotte ich grinsend und Jungkook packt seine Sachen zusammen, bevor er seinen Rucksack schultert.

Yoongi und ich verschwinden in der Umkleide, während Jungkook davor wartet.

Ich streife mir mein Shirt über, während Yoongi schon ungeduldig an der Tür wartet. Der einzige Tag, an dem er schneller ist als ich, ist Freitag. Weil er es kaum erwarten kann, dass Schulschluss ist.

Wir öffnen die Tür und betreten den längst verlassenen Flur, da wir die Letzten sind. Doch anders als zuvor ist diesmal auch kein Jungkook hier. Verwirrt sehe ich mich um, als Yoongi mit den Schultern zuckt. "Vermutlich er schon beim Auto", meint er und ich nicke zustimmend. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass er nicht beim Auto ist. Und meine Vermutung wird bestätigt, als wir das Gebäude verlassen und auf dem Parkplatz keine Menschenseele zu sehen ist.

"Verdammt, wo ist er?!", zische ich verwirrt und fahre mir durch die Haare. Früher wäre ich davon ausgegangen, dass er einfach abgehauen ist, doch jetzt, wo er mir zu vertrauen scheint und wir endlich befreundet sind, bin ich mir sicher, er hätte mir etwas gesagt oder geschrieben.

Beides ist nicht der Fall, also gehe ich automatisch vom schlimmsten aus. "Und jetzt?", fragt Yoongi leise und ich sehe mich um. "I-ich weiss nicht", murmle ich leise. Die Leute hier hassen ihn, sie behandeln ihn wie den letzten Dreck. Wenn ihm was passiert, drehe ich durch.

"Wir suchen das Gelände ab", beschliesse ich dann und ordne meine Gedanken, "Ich sehe hinter der Schule nach, okay?"

"Klar", erwidert der Ältere und wir beide setzen uns in Bewegung.

Es ist still, niemand ist hier zu sehen und mit jedem Schritt, den ich tue, werde ich ein kleines bisschen schneller. Aber egal, wohin ich sehe, ich finde den Jüngeren nicht. Erst, als ich um die Ecke der Schule laufe und einige Meter vor mir zwei Gestalten ausmache, atme ich erleichtert auf. 

Bis ich schliesslich den schmerzerfüllten Schrei, der mir so bekannten, hellen Stimme höre und mein Herz stehen bleibt.

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt