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Jungkook

Bevor ich weiter protestieren könnte, küsst er mich bereits wieder, diesmal jedoch nicht so sanft wie zuvor. Warum habe ich die Zeit eigentlich erwähnt? Ich könnte hier auch den ganzen Tag mit ihm sitzen, wer braucht schon einen Abschluss, wenn man Taehyung hat?

Ich geniesse den Kuss und erwidere ihn leicht, lasse mich von den schönen Gefühlen überrollen und ziehe meinen Freund näher zu mir. Für einen kurzen Moment kann ich tatsächlich sagen, dass mir alles, was gerade geschieht, komplett egal ist.

Doch kaum löst er sich kurz von mir, um Luft zu holen, fällt mir wieder ein, wie mein Vater reagieren würde, wenn ich schwänzen würde und meine anfängliche Gleichgültigkeit ist wieder wie vom Erdboden verschluckt.

"A-aber, Taehyung", beginne ich, als er mir die Hand auf den Mund legt und mir zuzwinkert. "Zu spät ist zu spät", raunt er leise, "Du kannst nicht später als zu spät sein. Also halt deinen süssen Mund und sieh ein, dass du gerade die erste Stunde schwänzt."

Ich denke über seine Worte nach, während der Ältere mich abwartend ansieht. "Aber-", fange ich anschliessend an und Taehyung verdreht die Augen. "Du denkst zu viel. Du sorgst dich zu viel", meint er leise, "Sei spontan und hab Spass - nur einmal, Jungkook. Nur heute; ich zeige dir, wie es geht."

Ermutigend nickt er leicht und schenkt mir sein Box-ähnliches Lächeln. In nur wenigen Sekunden und ein paar kleinen Gesten hat er es tatsächlich geschafft, mich umzustimmen.

"Und was wollen wir heute machen?", frage ich ergeben, mit einem kleinen, unsicheren Lächeln, was seines nur noch grösser werden lässt. "Oh, mir fällt da bereits etwas ein", meint er und ich runzle fragend die Stirn. Der Rothaarige setzt sich wieder hin und schnallt sich an. Ich tue es ihm gleich und werde immer neugieriger, als er schliesslich ohne weiteres vom Schulparkplatz fährt.

"Taehyung? Was machen wir?", frage ich und ernte einen kurzen Blick von ihm. "Hast du heute schon gefrühstückt?", will er gespielt beiläufig wissen. Ich weite meine Augen und beginne zu lächeln. "Nein", antworte ich glücklich und höre, wie er zufrieden lacht.

Die Fahrt dauert nicht allzu lange, bis wir schliesslich vor einem kleinen Café halten und aussteigen. Taehyung hält mir die Tür auf, ich betrete das schön hergerichtete Lokal und lasse mich dann an einem Fensterplatz nieder.

Der Rothaarige setzt sich mir gegenüber und reicht mir anschliessend eine Karte, mit den Worten "Such dir aus, was du willst."

Hungrig begutachte ich die Auswahl und entscheide mich für Hoddeok, während Taehyung nach der Bedienung verlangt, die unsere Wünsche der Küche weiterleitet. 

"Bist du öfters hier?", frage ich neugierig und lasse meinen Blick durch den Raum wandern. Taehyung zuckt mit den Schultern. "Hin und wieder. Früher war ich öfter hier", erwidert er halblaut. "Wieso jetzt nicht mehr?", bohre ich weiter und lehne mich über den Tisch zu ihm.

Er lächelt schmerzlich und lehnt sich ebenfalls vor, um die Hand auszustrecken und mir an die Nasenspitze zu tippen. "Weil ich früher oft mit Miu hier war. Allerdings finde ich es tausendmal schöner, mit dir hier her zu kommen, wie ich nun feststelle."

Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. "Also bringst du alle deine Errungenschaften hier her?", frage ich grinsend. Taehyung lacht auf. "Nein, nur die, die ganz besonders sind", erwidert er halblaut und zwinkert mir zu.

Ich spüre, wie ich rot werde und senke verlegen meinen Blick. "Ich finde es faszinierend, wie einfach man dich in Verlegenheit bringen kann", lacht der Ältere nun und ich sehe wieder auf, verdrehe die Augen und erkenne dann die junge Studentin, die hier arbeitet und anscheinend direkt auf unseren Tisch zusteuert.

"Essen ist da", sage ich deshalb und richte mich gänzlich auf, bevor ich freudestrahlend mein Frühstück in Empfang nehme. Taehyung hat irgendwelche, gerollte, japanische Omeletten, denen ich einen skeptischen Blick schenke, bevor ich mich über meine kleinen Pfannkuchen hermache.

"Kann man diese Dinger überhaupt essen?", will ich mit einem weiteren Blick auf Taehyungs Teller wissen, der nur amüsiert schmunzelt und mir dann auffordernd ein Stück von seinem Essen hinhält. "Es ist nicht giftig, Jungkook", lacht er, als ich die Stirn runzle. Ich entschliesse mich dann doch, zu probieren und kann mir ein Seufzen nicht verkneifen.

Taehyung sieht mich grinsend an. "Lecker, nicht wahr?"

"Ich hätte nicht Hoddeok nehmen sollen", murmle ich leise und stopfe mir wie zum Trotz ein Stück eines Pfannkuchens in den Mund, während der Rothaarige vor mir laut auflacht. "Vielleicht bin ich tatsächlich nicht das beste Vorbild", prustet er, "Aber manchmal sind meine Ratschläge ausserordentlich wertvoll!"

Ich verdrehe mit einem kleinen Lächeln die Augen und wir essen fertig. Als schliesslich die Rechnung kommt, sieht er mich warnend an, als ich bereits in meiner Tasche nach meiner Geldbörse suche. "Du kannst nicht immer alles für mich bezahlen", werfe ich ein, "Lass mich wenigstens die Hälfte zahlen."

Er ignoriert meinen Vorschlag gekonnt und legt der Studentin etwas mehr als den entsprechenden Betrag auf den Tisch. "Passt so", meint er und lächelt sie charmant an, was das Mädchen strahlend erwidert und dann mit einem "Schönen Tag", wieder verschwindet.

Während sie geht, fällt mir der kleine Zettel neben mir auf dem Tisch auf, den sie wohl hier liegen gelassen hat und hebe ihn auf. Erst denke ich, er ist leer, bis ich auf der Rückseite eine Telefonnummer sehe.

Überrascht hebe ich den Kopf und starre die junge Frau an, die inzwischen hinter der Theke steht und mir ein Lächeln schenkt. Unsicher sehe ich erneut auf den Fetzen zwischen meinen Fingern hinab, bis mir dieser plötzlich aus der Hand genommen wird. "Was hast du da?", fragt Taehyungs tiefe Stimme, doch anhand seines Tones kann ich bereits abhören, dass er es genau weiss.

"Wie süss", spottet er leise und obwohl er zu versuchen scheint, nicht allzu wütend auszusehen, bilden seine Lippen nur noch einen schmalen Strich und als er den Zettel zerknüllt und meine Hand nimmt, kann ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. 

"Die brauchst du nicht", informiert der Rothaarige mich dann knapp und wirft das kleine Papierbällchen in den Mülleimer bei der Theke, "Du brauchst nur meine Nummer." Er sieht sich das Mädchen ein weiteres Mal an, bevor er laut genug, damit sie es hört fragt: "Möchtest du noch etwas oder können wir gehen, Baby?"

Ich grinse nur noch breiter und schüttle den Kopf. "Lass uns gehen", meine ich und im nächsten Augenblick zieht er mich zum Ausgang. Kaum stehen wir draussen, zwinge ich ihn, zum Stehen und sorge so dafür, dass der Andere sich zu mir umdreht.

"Bist du eifersüchtig?", frage ich, obwohl ich die Antwort schon kenne. Er hat mir deutlich genug gezeigt, wie er sich fühlt, da drinnen. Anstatt mir zu antworten, verdreht er die Augen, lässt meine Hand los und nimmt dafür mein Gesicht in seine Hände. "Ich will nur, dass man in Ruhe lässt, was mir gehört."

Ich kichere. "Ich hätte sie ohnehin nicht angerufen", schmunzle ich leise und lege meine Hand auf seine. Er schüttelt den Kopf. "Ist mir egal. Du bist mein Freund und keiner soll auch nur daran denken, das zu ändern." Mit diesen Worten verwickelt er mich vor dem Café und aller Augen in einen leidenschaftlichen Kuss, den ich nur zu gerne erwidere.

Stripper [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt