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Es dämmerte bereits über dem Meer, als Yeom und ich uns wieder in Richtung Hotel begaben und uns für das Restaurant fertig machten, für das er einen Tisch reserviert hatte.

Ich stand im Bad vor dem Spiegel und sah mich unschlüssig in dem schwarzen Channelkleid an. Es sah ungewohnt aus. Als ich es vor Monaten anprobiert hatte, hatte ich noch lange und dunkle Haare. Jetzt waren sie kurz geschnitten und ein ganzes Stück heller. Noch immer betonte das Kleid die Fläche, an der es anlag, doch ich war mir nicht mehr sicher, ob ich mich wirklich so zeigen sollte.

Yugyeom war mein bester Freund, er kannte mich mit meinen gammeligsten Outfits, aber dennoch war ich verunsichert. Es stand mir nicht mehr so, wie im Laden. Wohl oder übel müsste ich ihn wohl bitten, dass Kleid wieder zurück zu geben, oder wohl auch zu verkaufen. Je nach dem, was ihm vor Augen schwebte.

"Ji? Bist du fertig?" ertönte Yeom von draußen. Ich seufzte. "Ne Minute noch." Verzweifelt versuchte ich mich wenigstens mit meinem Make up dem Kleid anzupassen. Es wirkte ein wenig besser, doch noch immer störte mich meine Frisur ein wenig. Träge packte ich meine Sachen zusammen, schlüpfte in die schwarzen Ballerina, die Yeom mir mitgebracht hatte, und verließ das Bad.

Mit meinen Augen suchte ich nach Yugyeom und blinzelte ein wenig ungläubig, als ich ihn ihn in einem strahlend weißen und ordentlichen Hemd mit enger schwarzer Hose sah. Noch nie hatte ich ihn so angezogen gesehen und musste feststellen, dass er wirklich gut darin aussah. Seine Augen blieben an mir hängen und funkelten so begeistert, wie damals, als ich das Kleid anprobiert hatte. Ihn schien meine Frisur nicht zu stören.

Er stieß sich von der Wand ab, gegen die er gelehnt hatte und lief auf mich zu, um mich näher zu betrachten. "Sogar mit einer Jungenfrisur siehst du unglaublich aus." meinte er grinsend und schob mir eine der Strähnen zurecht, die fehl am Platz lag. "Ich weiß nicht." murmelte ich und sah an mir herab. Yeom nahm sanft mein Kinn in seine Hand und lenkte meinen Blick auf sich. "Du siehst wunderschön aus Jiyeon, wirklich." versicherte er und gab mir mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit einen Kuss auf die Wange.

Yugyeom nahm sanft meine Hand in seine und verließ mit mir das Zimmer, Kapi musste leider zurück bleiben, aber das schien sie nicht zu stören, da sie, nach dem wir im Zimmer ankamen, um uns fertig zu machen, sich eine Ecke zum Schlafen suchte und seit dem auch nicht wieder aufgetaucht war.

Mit dem Imapala fuhren wir zurück nach Busan und konnten über dem Land perfekt den Sonnenuntergang sehen, Der Himmel zog sich durch sämtliche blau, lila und pink Töne und endete am Horizont in einem satten dunkelblau.

Das Restaurant vor dem Yeom schließlich hielt sah mehr als nur teuer aus und war es bestimmt auch. Wie ein Gentleman, und das war sonst nicht die Art meines Besten Freundes, hielt er mir die Tür auf und half mir aus dem alten Wagen. Er schloss den Impala ab, ließ meine Hand mit seiner anderen allerdings sanft fest. Im Restaurant standen sämtliche Springbrunnen aus weißem Mamor herum und an der einen Wand stand ein Becken mit Meeresfrüchten und Tieren, die nur darauf warteten verspeist zu werden.

Von der Bedienung wurden wir zu dem Tisch geführt, der wie für Yugyeom typisch, in der hintersten und ruhigsten Ecke des Restaurants stand. Wir setzten uns und sofort wurde Champagner angeboten. Yeom nahm sich zwei Gläser und stellte mir eines davon hin. Ich hatte noch nie soetwas Getrunken, wollte es auch nie. Meistens tat es das billige Zeug auch und schmeckte zudem auch noch besser als der fast hundertmal so teure mist, doch meinem besten Freund zu Liebe nahm ich einen Schluck.

Es schmeckte nicht schlecht, doch war definitiv nicht das, was ich immer trinken wollen würde. Ich stellte das Glas wieder weg und noch in der selben Sekunde griff Yeom nach meiner Hand und nahm sie in seine. Langsam hatte ich die ungute Ahnung, dass Yugyeom hier wohl mehr als nur ein Essen wollte. Es war nicht normal, wie sehr er den Kontakt mit seinen Händen zu mir suchte, oder sich wie ein Wohlerzogener verhielt.

"Jiyeon?" riss er mich aus meinen Gedanken. Ich nickte und sah zu ihm. Ruhig lagen seine Augen auf meinen, bedacht mit nichts den Blickkontakt zu brechen. Das Trübe, was all die Zeit am Meer weggblieb, tauchte wieder in seinen Augen auf und schien diesmal mehr hervotzustechen, als sonst die Woche über. Yugyeom atmete tief durch und lächelte schwach. "Was?" wollte ich von ihm wissen und wollte mein Hand wieder zurück ziehen, doch Yeom drückte sie und schien sie nicht loslassen zu wollen, also ließ ihn ihn. "Hast du schonmal daran gedacht, was wäre, wenn aus Freundschaft mehr werden würde?" fragte er mich und brach den Blickkontakt schließlich selber.

Daran gedacht hatte ich das erste mal, nachdem Yeom und ich ziemlich betrunken im Bett landeten, aber schnell kam ich zu dem Entschluss, dass ich es nicht gut finden würde. Denn entweder wir würden Funktionieren oder auseinander brechen und vom letzteren hatte ich oft genug gehört. Als Paar erwarteten die anderen immer, dass man sich küsste, man all die pärchentypischen Dinge machte und ich wusste nicht ob ich der Beziehungstyp war, zumal das mit I.M. damals ziemlich schnell wieder brach. Vielleicht lag es aber auch daran, dass wir beide noch nie sowas wie eine Beziehung hatten und komplett unerfahren waren.

Wahrheitsgemäß nickte ich. Auf den Lippen meines besten Freundes spiegelte sich ein leichtes lächeln wieder. "Und?" harkte er nach. Ich zuckte mit den Schultern und wusste nicht was ich sagen sollte. Mit Yeom hatte ich über alle möglichen Themen gesprochen, aber nie zuvor über sowas, es war wie eine unausgesprochene Regel, dass wir soetwas wie Beziehungen bei unserem Status nie ansprachen. "Entweder würde man mehr zusammenschweißen, oder auseinander brechen." fand ich schließlich meine Worte. Yugyeom zog die Luft ein, als hätte ich etwas falsches gesagt, aber es war nunmal meine Meinung und damit müsste er sich abfinden.

Yugyeom kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum und spielte mit meinen Fingern, bevor er innehielt und seinen Blick wieder direkt auf mich lenkte. Angst lag in seinen braunen Augen und unweigerlich konnte ich mir nun denken, was für einen Zweck dieser ganze Ausflug mit Fünfsternehotel und Nobelrestaurant hatte.

"Würdest du eventuell das Risiko wagen und es mit mir zusammen versuchen? Mehr mit mir sein, als nur bestens befreundet?"

be quietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt