Ich fuhr durch meine Haare und betrachtete mein Handy vor mir auf dem Bett. Dringend musste ich mit jemanden Reden, sonst würde mich das mit Taehyung von innen heraus auffressen. Ich brachte jemanden, der mir sagte, dass ich mir all das kribbeln nur einbilden würde und dass ich anfing wahnsinnig zu werden und durchzudrehen, weil ich den ganzen Tag Jungs um mich herum hatte. Mit Yugyeom konnte ich unmöglich darüber reden, er war mehr als nur sauer, als ich seinen Anruf vor drei Tagen, am Sonntag, ignorierte. Er hatte mich erst gestern wieder deshalb zusammen geschissen und würde es auch heute wieder tun.
Lisa so ziemlich die einzige mit der ich ab und an zu tun hatte, aber mehr als nur eine Bekannte war ich nicht und jetzt da sie es wieder mit BamBam zusammen geschafft hatte, wollte ich sie nicht unnötig nerven. Die beiden hatten wohl wesentlich besseres zu tun und wenn BamBam etwas von dem was ich Lisa erzählen wollte an Yeom weiter trug, wäre ich einmal gewesen.
Die einzige die noch in meiner Liste stand war Tinashe. Sie meinte, als sie mir ihre Nummer hab, dass ich mich bei ihr immer melden könnte. Sie meinte sie wäre wohl jetzt so etwas meine große Schwester. Ich lachte leise. Irgendwie war sie für mich auch tatsächlich soetwas ähnliches, nur hatte ich ihr Angebot bis jetzt nie genutzt. Klar wir hatten uns ein paar mal geschrieben, aber dann auch nur so etwas wie 'Hi' und 'Hallo' und 'Wie gehts' aber mehr auch nicht.
Ich stand von meinem Bett auf und verriegelte die Tür, falls irgendjemand in mein Zimmer wollen würde. Wieder auf dem Bett sitzend nahm ich mein Handy und suchte nach Ts Nummer. Sie hatte sich bei mir tatsächlich Eonni, große Schwester, eingespeichert. Bevor ich auf Anrufen tippte, zögerte ich noch einen kurzen Moment. Wäre es wirklich okay für sie, wenn sie sich mit einem simplen und dummen Teenagerproblem beschäftigen müsste?
Schulterzuckend tippte ich schließlich auf das kleine Telefon und nahm mein Handy ans Ohr. Sie meinte ich kann mich mit allem bei ihr melden, also musste sie mein Geschwafel jetzt auch wohl oder übel ertragen.
"Hey Jiyeon, ich hab mich schon gefragt, wann du mal durchrufen wirst." sie schniefte. Hatte sie geweint, oder einfach nur schnupfen? Ich beschloss mir keine Sorgen zu machen und lachte nur leise. "Mir war heute mal danach." seufzte ich und ließ mich in meine Kissen fallen. Jetzt lachte Tinashe ein wenig, aber wirklich glücklich klang es nicht, eher künstlich, gestellt. "Wie geht es meinem Bruder? Er meldet sich nie wirklich bei mir." wollte ich von ihr wissen. Die am anderen Ende der Leitung schwieg kurz und zögerte bevor sie antwortete. "Ganz gut, er schläft nur grade, war die ganze Nacht wieder mit Wonho und so unterwegs." Das klang nach meinem Bruder, bis gegen fünf am späten Nachmittag auf dem Sofa hängen und schlafen, doch dennoch klag T ein wenig unglaubhaft, was meinen Bruder betraf. Ich wagte es aber nicht mehr nach zu fragen. "Wieso hast du angerufen Ji?" wollte sie schließlich wissen und lenkte von ihrem Freund, meinem Bruder, weg. Ich kaute nachdenklich auf der Innenseite meiner Wange. Ich hatte mir vorgenommen darüber zu Reden, mir die Bestätigung meiner Geisteskrankheit zu holen, doch irgendwie war das alles eben verflogen.
Tinashe schien auf einem der ächtzenden Sofas gesessen zu haben und jetzt aufzustehen, da man das Sofa im Hintergrund deutlich hörte. "Du kannst mit mir über alles reden Ji, das hab ich dir doch gesagt, als ich dir meine Nummer anvertraut habe. Mit einem Bruder kann man nicht über so Sachen wie Jungs und Klamotten reden und dein bester Freund hört sich das bestimmt auch nicht gerne an." Sie lachte, während ihre Worte und Yeoms Erwähnng einen Stich versetzten. Ich zwang mir ein leises Lachen heraus und lächelte sogar schwach, doch das würde sie nicht sehen.
Schließlich gab ich mir einen Ruck und erzählte ihr so ziemlich alles. Angefangen von der, mehr oder weniger, einseitigen Beziehung mit Yugyeom bis zu der Sache mit Taehyung und dem Zoo und was seit dem mit mir los war. Denn kaum saß ich mit Tae in einem Raum wurde ich mehr als nur nervös. Ich wollte weg von ihm, aber dennoch bei ihm bleiben. Besonders schwer viel mir das in den letzten beiden tagen, wenn wir zusammen Hausaufgaben in seinem oder meinem Zimmer machten.
"Und jetzt sag mir bitte das ich nur so durchdrehe, weil ich den ganzen Tag nur Jungs um mich herum habe." flehte ich und raufte meine kurzen Haare. Tinashe blieb kurz ruhig, eh sie mir antwortete. "Jiyeon, zwei Dinge. Erstens, auch wenn du in der Beziehung mit Yugyeom und dir nicht zufrieden bist und egal wie weh es tut, beendet es. Geht lieber jetzt im guten auseinander, als später in lautem Streit. Zweitens, es kann gut sein, dass du wohl tatsächlich Gefühle für den Jungen entwickelst, von dem du mir erzählt hast. Aber am Ende musst du dir in beiden Punkten sicher sein. Ich kann dir meinen Rat und meine Vermutungen mitteilen, dir aber dennoch beide Dinge nicht abnehmen." erklärte sie mir und hatte Recht. Ich nickte und gab einen zustimmenden Laut von mir. "Tinashe?" meinte ich schließlich leise und spielte an der Ecke eines meiner Kissen herum. "Was?" wollte sie fürsorglich wissen. "Du wirst aber meinem Bruder nicht erzählen, dass wir telefoniert haben oder?" murmelte ich leise.
Sie lachte leise. "Ich halte dicht. Was zwischen uns gesprochen wird bleibt auch bei uns." versicherte sie mir. "Hoseok scheint nicht grade begistert von Yugyeom zu sein, aber wie du ihn schilderst, scheint er ganz nett zu sein. Dein Bruder würde ihn wohl ohne Gnade um die Ecke bringen, wenn er das über euch erfahren würde. Du bist ihm wirklich wichtig Jiyeon und das spüre ich jeden Tag, wenn er über dich und eure Eltern redet." ließ sie mich wissen. "Wieso meldet er sich dann nicht öfters?" meinte ich ein wenig enttäuscht und schloss die Augen kurz. In den letzten beiden Nächten konnte ich kaum schlafen und wenn dann nur eine oder zwei Stunden und auch nicht wirklich gut. "Er will sehen, ob du auch ohne ihn klarkommen würdest." erklärte sie. "Wieso das? Hat er vor abzuhauen?" lachte ich. "Nein, aber man weiß nie, ob die Polizei ihn nicht doch irgendwann mal bekommt." Ts Stimme war ungewohnt ernst, als würde es um mehr als nur eine plötzliche Polizeirazzia gehen, aber vielleicht machte sie sich auch nur sorgen um meinen Bruder, doch Hobi wusste schon immer aus ausweglosen Situationen den richtigen Pfad aus dem Labyrinth.
"Wir sehen uns wohl dieses oder nächstes Wochenende in der Schule, ich muss noch Hausaufgaben machen." verabschiedete ich mich eilig und legte schließlich auf.
Noch wesentlich planloser als vor gut einer halben Stunde lag ich noch immer in meinem Bett und starrte an die Decke. Das Gespräch mit ihr hatte nicht wirklich geholfen, doch ich fühlte mich wesentlich besser als vorhin noch, da ich ein wenig Ballast abgeworfen und Luft gemacht hatte, doch dennoch geisterte die Sache mit Taehyung in meinem Kopf herum.
Vielleicht sollte ich einfach erstmal wieder auf Abstand zu ihm gehen, wir hingen die letzten ganzen Monate zusammen, das war wohl auch ein wenig zu viel Zeit mit einem lebendigen Smiley wie ihm, doch sein Lächeln konnte einen nicht kalt lassen. Sogar der stengste der Welt, musste doch bei ihm wenigstens ein wenig seine Mundwinkel anheben. Ich war mir sicher dass Taehyung der freundlichste und netteste Junge war, den ich je kennen lernen durfte. Doch auch die glücklichsten Menschen dieser Welt hatten ein Schattenseite, die sie aber nur um so heller und strahlender Lächeln ließ, damit sie diese Schatten für einen Moment ablegen konnten und einfach sie selber sein konnten.
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be quiet
Fanfiction2. Be Loud Es war einmal eine wunderbare und glückliche Familie. Eltern die liebevoller nicht hätten sein können und Kinder die der Sonne Konkurrenz machen, wenn sie lachten. Die Eltern liebten ihre Kinder abgöttisch und taten alles für sie, sobald...