be quiet

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Durch gewuschel in meinen Haaren wurde ich wach, hielt allerdings meine Augen noch geschlossen und versuchte erneut meinen Schlaf zu finden. "Ne so nicht." murmelte eine leise tiefe Stimme und wieder wuschelte mir eine Hand durch die Haare und richtete meine Frisur neu. "Das ist niedlich." brabbelte Taehyung und tuppste auf meiner Nase herum. Ich verkniff mir ein Lachen. Er war so niedlich, dass ich am liebsten in diesem Moment durchgedreht wäre und ihn durchgekuschelt hätte, aber ich schlief ja noch und wartete geduldig darauf ab was er wohl als nächstes vorhatte. Eine Weile passierte nichts, außer dass er leise vor sich hinsummte und seine Arme um mich schlang.

Ich biss meine Zähne zusammen um keinen Ton von mir zu geben, da es die gesamte Atmosphäre zerstören würde. Es lag etwas friedliches und unbekümmertes in der Luft und ich wünschte mir es würde nie enden, wünschte ich könnte ewig so neben Taehyung verweilen und ewig bei ihm sein. Dieser verrückte Junge hatte mir mit seiner kindlichen und offenen Art schamlos den Kopf verdreht und ich schien ihn mit meinem gegensätzlichem und rebellischem Verhalten ebenfalls nicht kalt gelassen zu haben, obwohl ich seine arme Orientierung verwirrt hatte, was das letzte war, das ich wollte. Doch von nun an müsste ich wohl mit der kleinen Schuld klar kommen.

Mein Glück? Es war Samstag und ich könnte den ganzen Tag hier so liegen bleiben, ohne dass es mich auch nur im Ansatz stören würde. Taehyung nahm seine Arme von mir und griff nach irgendetwas, ich hörte nur wie etwas zu Boden fiel und ein leises "Mist." von Tae. Wenige Sekunden später hörte ich ein leises 'Klick' wie das einer Handykamera. "Landet das Bild im Internet, bist du Tod." murrte ich und schlug ein Auge auf. Mit großen erschrockenen Augen sah mein Freund mich an. "Wie lange bist du schon wach?" seine Wangen wurden Rosa. Mit aller Kraft verkniff ich mir ein grinsen. "Seit dem du es für nötig gehalten hast mich um zu frisieren und meine Nase zu betatschen." murrte ich und fuhr durch meine Haare. Aus den rosa Wangen wurden tiefrote Tomaten. Jetzt lachte ich und setzte mich auf. "Du bist seltsam. Ist dir das Bewusst?" ich zog eine Augenbraue. "Bist nicht der Erste, der mir das mitteilt." grinste er breit und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich zog Tae zu mir und küsste seine Wange. Verdutzt blinzelte er und sah dann verlegen weg. "Und du bist niedlich." stellte ich fest und tippte auf seiner Nase herum. Er stoppte mich und griff mein Handgelenk. "Und du ein Kamuckie." wie ein Kasten grinste er. "Kamucki?" fragte ich trocken nach und hob eine Augenbraue. "Ein Kaninchen oder ein Hase." erklärte er und lachte.

"Kookie. Ich hab hunger." stellte Taehyung fest und stand ohne ein weiteres Wort auf. Kopfschüttelnd stand ich auf und folgte ihm aus dem Zimmer. Jimin saß mit einer Kakaotasse und seinem Laptop am Küchentisch und grinste Taehyung und mich breit an, als er uns zusammen aus einem Zimmer kommen sah. "Gut geschlafen?" er zuckte mit den Augenbrauen und ich rollte mit den Augen. "Bestens. Danke der Nachfrage." murrte ich und machte mir ebenfalls einen Kakao. Taehyung stand vor der Auswahl der Frühstücksflocken und sah ein wenig überfordert aus. "Nimm die Tresor, die sind toll." empfahl ich ihm. Er nickte und strecke die Hand nach der roten Verpackung aus. Jimins Blick ließ mich nicht in Ruhe, und bei den Augen, die er hatte, ließ sich sein Blick auch nicht soeinfach ignorieren. "Was schaust du so?" warf ich ihm an den Kopf und nahm einen Schluck von meinem Getränk. Der blick des orangehaarigen wurde nur musternder und ich wusste wieso er mich so ansah. "Schau mich nicht so an, als würdest du mich nach meiner Unschuld abscannen, die hab ich schon lange verloren." gab ich ihm eine Antwort und sah ihn wenig begeistert von seinem starren Blick an.

Seine Augen wurden groß und er konzentrierte sich wieder auf seinen Laptop. Taehyung tappelte mit seiner Schüssel auf den Platzt gegenüber von mir und begann sein Frühstück in sich hinein zu schaufeln. "Wo sind die anderen?" wollte er wissen und sah zu Jimin. "In Busan." murmelte er. "Und wieso bist du dann noch hier?" fragte ich. "Hab verpeilt ne Hausaufgabe zu machen und such im Internet nach den Lösungen." Er war völlig vertieft in seine Suche. Ich zog ihm den Laptop weg. "Welches Fach?" Verwundert sah er mich an und stand auf, um sich hinter mich zu stellen, damit er seine Technik auch ja nicht aus den Augen lässt. "Physik." gab er als Antwort. Mit ein paar Tastenkombinationen hatte ich mich in den Router des Hauses gehackt und leitete mir von dort aus den Weg in den Schulserver. "Ist das Illegal?" Jimins Stimme klang beängstigt. "Sagen wir es mal so," ich lachte, "Erwischen lassen solltest du dich nicht bei sowas. Aber Schulserver sind einfach." Mit einer weiteren Tastenkombination hatte ich ihm sämtliche Physikarbeitsblätter, und Arbeiten und den ganzen Rotz, geöffnet.

"Bringst du mir das bei?" harkte er fassungslos nach. Ich schüttelte den Kopf. "Mir hat es auch keiner beigebracht." ich legte den Kopf schief. Klar hatten mein Bruder und Wonho mir ein par Basics gezeigt, wie einklinken in einen anderen Router um Internet zu bekommen, aber den größten Teil hatte ich mir ab da selber erarbeitet und nicht selten versucht so Hoseoks Strafakte etwas zu erleichtern. Ich hätte für den Mist auch drankommen können, aber bis jetzt wurde ich nie erwischt.

Jimin bedankte sich ganze tausend Male bei mir, bevor er aufsprang und sich wieder in sein Zimmer zurück zog. "Und was machen wir heute?" richtete ich mich an Taehyung der in der leeren Schüssel herumstocherte und mit den Schultern zuckte. "Draußen ist es kalt, da kann man nicht viel machen." murmelte er und ließ die Schultern hängen. "Letzte Woche waren wir im Freizeitpark." erinnerte ich ihn und er lachte leise. "Aber da hat auch die Sonne geschienen und es war etwas wärmer als jetzt." gab er als Antwort. Da hatte er Recht. Heute sah es draußen so aus, als würde jeden Moment ein gigantisches Unwetter ausbrechen. Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum und fand schließlich eine der besten Schlechtwetteraktivitäten, die es gab. "Wie wärs mit Netflix und chilln?" Mein gegenüber sah mich einen Moment verdattert an. "Wir haben kein Netflix." Ich rollte mit den Augen. "Auf meinem Laptop schon." hielt ich dagegen und seine Mine verzog sich zu einem süßen lächeln. Er nickte. "Super Idee." kommentierte er und brachte sein Geschirr weg. Ich tat es ihm gleich. "Kookie, ich zieh mir was anderes an und komm dann zu dir okay?" er blinzelte mit seinen Hundeaugen. Ich lächelte und nickte, bevor ich mich in mein Zimmer verzog und mich ebenfalls umzog und meinen Laptop startete.

Wenig später trottete Taehyung in dem ihm zu großen schlabber Outfit in mein Zimmer und schmiss sich in mein Bett. In dem riesigen roten Pullover verschwand er halb, so wie in der roten Jogginghose dazu. Ich schnappte mir meinen Laptop vom Schreibtisch und gesellte mich zu ihm. Eilig tippte ich auf das Netflixsymbol und startete die Anwendung. "Such du aus." beschloss ich und stellte ihm meine Technik auf die Beine. Etwas verwirrt sah er sich auf dem Display um, fing dann aber an sich neugierig durch das Menü zu klicken. "Hast du was gegen Disney?" fragte er mich leise. Ich schüttelte den Kopf. Niemand konnte etwas gegen Disney Filme haben, sogar mein Bruder wurde bei Nemo oder Die Schöne und das Biest zum Softie. Zielstrebig entschied sich mein Freund schließlich für Mulan. Einen Film den ich selber immer und immer wieder schauen konnte, ohne dass er mir zu viel werden würde. Ich bewunderte die Figur dafür, dass sie einfach ohne mit der Wimper zu zucken für ihren Vater, als junger Mann verkleidet, in den Krieg zog. Irgendwie hatte ich mit ihr viel gemeinsam. Zwar tat ich dies hier auch für meine Familie, aber nicht so wie Mulan und auch ich hatte mich in einen der verrückten männlichen Wesen in meiner Umgebung verliebt, doch was mir wiederrum nicht passieren wird, wäre, dass man mich nicht als Heldin, sondern als Monster betiteln würde, sollte meine Geschichte ein Ende haben.

"Ist Mulan okay?" harkte Taehyung schüchertn nach. ich nickte. "Völlig okay. Ich mag den Film auch." ich lächelte ihn leicht an, er erwiederte es federleicht und ohne zu zögern. "Hätte ich nicht gedacht. Eigentlich hätte ich gedacht du magst sowas wie Fast and Furious." Ich brach in lachen aus. Mein Leben war den ersten beiden Teilen der Reihe mehr ähnlicher als er wohl je denken würde, nur das ich nicht mehr wirklich heraus kommen könnte oder ein Cop war, der undercover ermittelte. "Die Filme sind gar nicht meins. Dann lieber sowas wie Saw oder Hostel." grinste ich. Taehyung verzog angewiedert das Gesicht. "Du bist krank." lachte er schüttelte den Kopf. "Ein bisschen verrückt vielleicht, aber noch lange nicht Gesteskrank." konterte ich und startete den Film.

Wir kuschelten uns aneinander und stellten den Laptop auf unsere Beine. Ab und an sah mich Taehyung einfach nur stumm an und hatte den Film wohl völlig vergessen. Um ihn aus seinen Gedanken zu holen, küsste ich ihn immer kurz, worauf er rot wurde und den Film schweigend weiter sah. Wir redeten nicht, aber das Bedürfnis dazu bestand auch nicht. Ein Wort hätte die ganze ausgeruhte und vertraute Stimmung zerstört und das wollte weder Taehyung noch ich.