Mein schmerzender Nacken zog mich aus dem Schlaf und ließ mich auf der Rücksitzbank eines Autos aufwachen. Murrend setzte ich mich auf und renkte alles wieder ein. Die vorderen Sitze waren ebenfalls besetzt. Wonho hing schnarchend über dem Lenkrad und Yongguk hing an seinem Handy und schien noch nicht gemerkt zu haben, dass ich wach geworden war.
Draußen schien bereits die Sonne und sofort erkannte ich, dass wir in Seoul waren, der Verkehrslärm und der Abgasgestank stiegen mir sofort in die Sinne und mir fiel alles von gestern wieder ein. Ich drehte mich zu Taehyung, der ziemlich unbequem auf dem Rücksitz hing und seelenruhig schlief. Ich verkniff mir ein seufzen. Er war in etwas hinein geraten, als er beschlossen hatte mitzufahren, von dem ich ihn noch fernhalten wollte, solange es nur ging. Doch manchmal konnten Dinge einfach nicht nach Plan verlaufen.
Taehyungs Anblick entspannte mich, brachte mich aber nicht um die Sorge um meinen großen Bruder, bei dem mir keiner sagen wollte, was mit ihm los war. Ich lächelte schwach und schloss kurz die Augen. Die ganzen letzten Monate in Busan zogen in meinem inneren Auge vorbei und wurden wieder zum Leben erweckt. Die letzten Monate waren die verücktesten und gleichzeitig schönsten in meinem ganzen Leben. Nie hätte ich gedacht, dass es tatsächlich spaß machen könnte, sich als einen Jungen auszugeben, selbst wenn einige ungeplante sachen passiert waren.
"Ich will zu meinem Bruder." Es war keine Frage, dass musste Yongguk gewusst haben, als er sich sofort umdrehte und mir fest in die Augen sah. Er nickte und stieg stumm aus. Ich tat es ihm gleich. "Es ist nicht weit, nur die Straße entlang." Seine Stimme hatte wieder die übliche Kälte angenommen und klang mir so wesentlich gewohnter. Zusammen mit ihm lief ich die Straße entlang, doch keiner verlor ein Wort, was nicht anders zu erwarten war. Die Straße endete an einem Krankenhaus auf das Yongguk zielstrebig zu lief und mir wirklich Angst machte. Mein Bruder ließ sich sonst nicht so schnell ins Krankenhaus bringen, es sei denn es musste etwas wirklich ernstes sein, wie eine üble Schnitt- oder Schusswunde.
Ich sah zu Yongguk auf, der nur stur nach vorne sah. "Schuss oder Messer?" fragte ich ihn leise. Er schüttelte den Kopf. "Weder noch." murmelte er und wir kamen dem weißen und mir unheimlichen Gebäude immer näher. Ich hasste Krankenhäuser. Überall roch es nach Desinfektionsmitteln und Medizin und die Ärzte führten sich auf, als wären sie Gott höchstpersönlich, nur weil sie Menschenleben in den Händen hatten. Wenn es nach mir gehen würde, könnten sie ein paar von denen ruhig ein Ende bescheren, wir hatten genügend schlechte und dumme Menschen auf der Erde, angefangen bei Nordkoreas Diktator bis hin zu Trump. Keinem wäre man böse, wenn diese einfach von der Bildfläche verschwinden würden.
Im Gebäude hastete Yongguk, mir voraus, einige Etagen über die Treppen nach oben und begleitete mich auf einen Gang mit Zimmern. Hier roch es ganz anders als in den anderen Etagen. Es roch nach feinem und dezenten Zitronenlufterfrischer und nach Seife. Vor einer Tür blieb Yongguk stehen und öffnete sie vorsichtig. "Ich warte hier." meinte er und schob mich rein.
Ruhe. Totenstille bafand sich in dem Zimmer, bis auf ein leises und regelmäßiges piepen. Mit Überwindung setzte ich einen Fuß vor den anderen und lief auf das Bett zu, in dem mein Bruder, oder der der meinem Bruder ähnlich sah, lag. Das war nicht mein Bruder. Er war nicht so abgemagert, wie der der da lag, er trug nie eine Beanie oder ähnliches. Er fand es mehr als nur schwul und frohr sich sogar im tiefsten Winter die Ohren ab anstatt eine Mütze zu tragen. Der auf dem Bett war unendlich blass, glich fast schon einer Leiche, doch das heben und senken seiner Brust verriet mir, dass er noch lebte.
Was war mit Hoseok passiert, dass es ihn so aus der Bahn geworfen hatte? Mein Bruder war stark! Körperlich, so wie Mental, der auf dem Bett schien beides nicht mehr zu sein. War das wirklich Hoseok? Der Idiot der seit ich klein bin auf mich aufpasste und mir versuchte mein Leben so angenehm wie möglich zu machen, selbst wenn wir auf der Straße hausten? Ich atmete tief durch und zwang mich noch weiter ins Zimmer. Stumm setzte ich mich auf den Stuhl neben dem Bett und konnte die Augen nicht von meinem Bruder abwenden. Jeglicher ehrgeiz und Lebensgeist war ihm ausgehaucht worden und ich hatte keine Ahnung weshalb. Hoseok sah aus, als würde er jeden Moment das Atmen einstellen und nie wieder die Augen öffnen. Panisch klammerte ich mich an die Hoffnung, dass dies nie passieren würde und er insgeheim doch nur einen ziemlich bösen Schuss abbekommen hatte, der ihn so aus seiner Bahn warf, nur wollte er mich dies nicht wissen lassen.
Ich griff nach der Hand meines Bruders und wollte zurückschrecken. Sie war eiskalt. Normalerweise stahlte er eine unglaubliche Wärme aus, die mir im Winter gerne mal als Heizung diente, doch nichts war davon mehr übrig. Es schien als würde sich vor mir nur noch die leere Hülle meines geliebten großen Bruders befinden.
"Jiyeon?" Seine Stimme war nicht mehr als ein wispern, aber für mich in diesem Moment glasklar und laut verständlich. "Ja. Ich bins." ein schwaches Lächeln wanderte auf meine Lippen, verschwand aber wieder sofort. "Wieso... bist du... hier." mit jedem Wort schien seine Stimme leiser und noch schwächer zu werden. "Du wolltest mich doch sehen." ließ ich ihn wissen und langsam schüttelte der den Kopf, die Augen waren noch immer geschlossen. "Wollte ich... nicht." seine Stimme brach wieder ab. "Du wirst wieder gesund." versprach ich ihm, doch er schüttelte den Kopf. "Ich schaffe es nicht."
Tränen stahlen sich mir in die Augen. Ich wusste nicht was er hatte, aber es sah tatsächlich nicht gut für ihn aus. Langsam hoben sich Hoseoks Augenlider und trüb und glasig sahen mich seine sonst zu wachen und entschlossenen braunen Augen an. "Du wirst es schaffen. Selbst wenn ich mit meinem Leben dafür bezahle." schwor ich ihm und strich über sein Handgelenk. Ein gequältes Lächeln zeichnete sich auf seinen schmalen Lippen ab. "Behalt die Einstellung, aber mir wird sie nichts mehr bringen." murmelte er und drehte den Kopf zu mir und jetzt sah ich es.
Wie eine Faust die mich in den Bauch traf kam mir die Erkenntnis, weshalb mein Bruder sich, wider seiner Einstellung, für eine Beanie als Kopfschmuck entschied. Es war als würde ich mich in einem schlechten Alptraum befinden und meine Tränen bahnten sich den Weg über meine Wangen. "Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt." Ich schluchzte. "Wollte nicht... Das du mich... so leiden siehst." antwortete er mir schwach und hob seine Hand um meine Tränen weg zu wischen. "Das wäre mir so egal." flüsterte ich und krallte mich wieder an seiner Hand fest. "Was für einen?" zwang ich mich ihn zu Fragen. "Bauchspeicheldrüse." gab er leise von sich und ließ mich nicht aus den Augen. "Sie bekommen... ihn nicht weg... zu... bösartig." sprach er weiter und meine Welt schien zusammen zu brechen.
"Hope, Hoffnung, weißt du noch? Und du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, du bist die Hoffnung und du wirst es schaffen, du bist stark, sehr stark." redete ich ihm ein und verkniff mir weitere Tränen. Er brachte ein leises Lachen zu stande und schüttelte den Kopf. "Die Hoffnung ist verloren gegangen Ji." machte er mir klar. "Wie lange noch?" sprach ich die Frage aus, die mich in diesem Moment verdammt schwer belastete. Er zuckte mit den Schultern. "Solange, bis ich den Geist... halt aufgebe." murmelte Hoseok und wandte den Blick von mir ab. Er wusste wie lange noch, doch wollte es, mir zu liebe, nicht sagen, für das ich ihm ein wenig dankbar war, aber auch wollte ich wissen, wann es so weit war und ich mich von ihm verabschieden konnte, wann mein einzig Verwandter mich verlassen würde und auf seiner Art endlich frieden finden würde. Ich wollte ihn, so egoistisch es klang, bei mir am Leben wissen, aber konnte mir auch unmöglich vorstellen, was für Schmerzen er erleiden musste.
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Langsam und im Schneckentempo nährt sich Be Quiet dem Ende, was ich mal erwähnen wollte.
Ein Ende und die Fortsetzung schweben mir auf jedenfalls schon im Kopf herum
🤗Und danke für knapp über 1K reads
Ich weiß an sich nicht direkt viel aber ich freue mich wirklich überhaupt schon eine solche Anzahl ab reads zu bekommen weil ich eigentlich dachte keiner wird das wirklich lesen
XDDanke
Einfach danke
Auch wenn ich damit wohl nerve
Aber danke für die Reads und Votes und alles was dazugehört
😍😘😍Ich hoffe Be Quiet gefällt euch weiterhin
😘
Eure Dreamtaels
🤗
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be quiet
Fanfiction2. Be Loud Es war einmal eine wunderbare und glückliche Familie. Eltern die liebevoller nicht hätten sein können und Kinder die der Sonne Konkurrenz machen, wenn sie lachten. Die Eltern liebten ihre Kinder abgöttisch und taten alles für sie, sobald...