Den Rest der Woche hatte ich meine kalte Fassade der ersten Wochen an der Schule wieder übergezogen. Ich war wieder abweisend, bei jedem, besonders bei Taehyung. Ich wollte nicht das ich anfing irgendwas mehr als Freundschaft zu entwickeln. Im Unterricht ignorierte ich ihn, setzte mich sogar weg. Das ganze würde ich solange durchziehen, bis er nicht mehr ungehalten und ungefragt in meinen Gedanken auftauchen würde. Die ganze Prozedur war anstrengend, aber ich redete mir fest ein es so durchzuziehen.
Ich hob meinen Kopf von dem Tisch im Speisesaal, in dem ich alleine an einem der vielen Tische saß, und sah dass Tinashe zusammen mit Wonho in meine Richtung lief. Wo war mein Bruder? Die beiden begrüßten mich und setzten sich auf die Stühle mir gegenüber. T lächelte mich an, doch bei einem genaueren Blick in ihr sonst so Markelloses Gesicht viel mir auf, dass der Mascara etwas verwischt war, als hätte sie geweint und ihn sich von den Wimpern geschmiert, als sie die Tränen weg wischte. Wonho hatte unter seinen Augen dunkle Ringe und sah zur Abwechslung mal müder aus, als ich ihn je gesehen hatte.
"Wo ist mein Bruder?" Ich sah beide ernst an und blickte nochmal zur Tür, doch da traten nur Yoongis und Namjoons Eltern in Erscheinung. Taehyung hatte sich mit zu den beiden Cousins gesetzt und sah mit nachdenklichem Blick in meine Richtung. Ich sah von ihm weg und wieder auf die beiden vor mir. Tinashe sah Wonho mit einem für mich undeutbarem Gesichtsausdruck un und ließ die Schultern hängen. "Hatte ne lange Nacht, kennst ihn doch. Das übliche um die Häuser ziehen und so." lachte der beste Freund meines Bruders, doch seine Worte waren eine an den Haaren herbeigezogene Lüge. "Tinashe, was ist mit meinem Bruder? Er hat mich die Woche nicht einmal angeschrieben." Ich sah sie eindringlich an. Sie entwich meinem Blick und biss sich auf die Unterlippe. "Er hatte ne kleine Prügellei gehabt und sein Bein ist ein bisschen blau und aufgeschlagen. Er kann kaum laufen, also hab ich ihm gesagt, dass er in Seoul bleiben soll und wir stadessen zu dir Fahren, damit überhaupt jemand da ist." erklärte sie mir. Auch ihre Worte klangen nicht ganz glaubwürdig, aber immerhin mehr als die von Wonho.
Ich seufzte und stützte mein Kinn auf meiner Handfläche auf. Zu gerne würde ich jetzt nach Seoul um den ganzen Problemen hier zu entgehen und um einfach mein altes Leben weiter zu führen können. Es war mir in diesem Moment sogar lieber als hier zu sitzen und einen eigentlichen Freund zur meiner emotionalen Sicherheit zu ignorieren oder von den nächst Nahestehenden meines Bruders angelogen zu werden. "Was machst du über Weihnachten?" lenkte Tinashe das Thema um und lächelte mich gestellt freundlich an. Eigentlich wäre ich an dem Tag bei Yeom, aber nachdem wir uns ziemlich heftig gestritten hatten ging ich mal davon aus, dass unsere Freundschaft, nach einer bald gescheiterten Beziehung, nun entgültig zerbrach, so wie ich es mir bereits seit der ersten Sekunde leider erdacht hatte. "Nichts." murmelte ich. "Wie wärs, wenn wir alle zu dir kommen. Weihnachten ist an einem Samstag und Samstags kannst du aus der Schule, wir könnten uns nen tollen Tag machen. Der Weihnachtsmarkt in Busan soll wirklich toll machen." schlug mir meine Gegenüber vor. Ich nickte abwesend und knirschte mit den Zähnen. "Vielleicht bekommen wir es sogar hin, dich aus der Schule zu bekommen." Grinste sie weiter und steckte sich eine Strähne der langen braunen Haare hinter das Ohr.
Wonho tippte die ganze Zeit an seinem Handy herum, oder starrte einfach nur trüb vor sich hin. Irgendetwas stimmte garantiert nicht, aber keiner von ihnen würde es mir sagen, wer weiß mit was Hoseok ihnen gedroht hatte. Mein Bruder schaffte es immer seine größten Geheimnisse vor mir zu verstecken, so wusste ich auch noch immer nicht, was es mit dem Deal von dem Yakuza und meinen Bruder auf sich hatte. Ich liebte Hobi abgöttisch, aber dafür hatte ich ihn schon immer gehasst. So lieb und nett wie er mit mir und Tinashe umging, umso dreckigere und schlimmere Geheimnisse hatte er im inneren seiner Gedanken. Wissen würden sie nur die, die er es wissen lassen wollte und nie war ich eine dieser Kandidaten.
Ich sprach noch etwas mit den beiden, bevor Tinashe einen Anrufbekam und aufeinmal leichenblass wurde. Sofort verabschiedeten sie und Wonho sich von mir, nachdem sie leise mit ihm geredet hatte, doch ich verstand zu meiner Missgunst kein einziges Wort. "Wir sehen uns nächsten Monat wieder Kookie." Tinashe wuschelte durch meine kurzen Erdbeerblonden Haare und hastete mit dem besten Freund ihres Freundes aus dem Speisesaal und aus dem Gebäude.
"Die beiden hatten es aber eilig." Ich erschrack, als Namjoon aufeinmal bei mir auftauchte und mir ein Stück Kuchen hinhielt. Ich lehnte es ab und stand auf. "Komm doch noch mit zu meiner Familie." er lächelte warm und ich schielte zu dem Tisch an dem er mit Yoongi saß. Taehyung war zu Jimin und Taemin gewechselt. Schulterzuckend folgte ich ihm zu seinem Cousin und seinen und Yoongis Eltern. "Du bist doch der junge Mann, der den kleinen unschuldigen Taehyung zum rappen bewegt hatte." sprach mich an dem Tisch eine Frau an, die unverwechselbar Yoongis Mutter sein musste, da sie genau die selben Katzenähnlichen Augen hatte wie er. Ich schüttelte den Kopf. "Eigentlich war es der Kumpel von meinem Bruder." murmelte ich und spielte an dem Kragen meiner Lederjacke. "Taehyung meinte, du hast ihn davon überzeugt, weil er sonst nie die Motivation gehabt hätte aus sich heraus zu kommen." Wenn ich diesen Namen noch einmal hören würde, würde ich aus dem Raum stürmen, dennoch zwang ich mich ruhig zu bleiben und zuckte nur mit den Schultern. "Entschuldigung, aber ich muss noch ein paar Hausaufgaben erledigen." verabschiedete ich mich schließlich wieder und hastete etwas zu schnell aus dem Speisesaal.
Zum einen wollte ich Taehyungs Namen nicht hören und zum anderen tat es mir weh zu wissen, dass mich meine Eltern nie bei diesen Besuchertagen empfangen könnte. Sie waren Tod, würden nie wieder auch nur einen Fuß auf den Boden dieser Erde setzen können und allein Schuld daran waren Taehyungs verdammte Eltern. Eltern die es auch noch zu stande brachten ihrem Sohn ihre Schandtaten zu verschweigen und ihm dazu drängten, dass er das an sich nahm was ihm rechtlich nie zustehen würde. Allein bei diesem Gedanken wurde ich rasend und hätte die Bäume auf dem Schulgelände aus ihren Wurzeln im Boden heben können. Er würde das bekommen, was Hoseok und mir seit ihrem Tod gehört hätte, klar wir waren nicht im Stande die Firma zu erben, doch jetzt waren wir es und um nichts in der Welt würde ich mir diese Chance entgehen lassen, sofern ich das mit Taehyung wieder in den Griff bekommen würde und herausfinden würde, was Hoseok mit Masamoto ausgehandelt hatte.
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be quiet
Fanfiction2. Be Loud Es war einmal eine wunderbare und glückliche Familie. Eltern die liebevoller nicht hätten sein können und Kinder die der Sonne Konkurrenz machen, wenn sie lachten. Die Eltern liebten ihre Kinder abgöttisch und taten alles für sie, sobald...