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Taehyung und Wonho saßen noch immer schlafend im Wagen, als Yongguk und ich wieder an ihm ankamen und leise einstiegen. Ich sog die Luft ein und fuhr durch meine kurzen Haare. 33 Millionen Won. Eine Summe die mir undenkbar zu beschaffen war. Soviel Geld würde ich nie zusammen bekommen, eher würden meine Eltern vom Tod auferstehen oder Hoseok sterben. Ich verbat mir diese Gedanken und schloss sie in die hinterste Kammer meines Geistes

Keine Frage, ich wollte das mein Bruder wieder auf die Beine kam und gesund wurde, wieder der wurde, der er war. Jung Hoseok. Von keinem ließ er sich etwas sagen oder gefallen und arbeitete hart für das was er wollte. Noch dazu kam seine feinfühlige Art, die Geschichte mit den Spenden ans Kinderheim. Wenn wir schon kein Leben nach Standart führten, wollte er es den Kinder nicht auch so ergehen lassen und das selbst, wenn wir schon nicht viel für uns hatten. 

"Kook?" Taehyung neben mir hob ein Augenlid und ich zwang mich zu lächeln, obwohl ich mich am liebsten in die nächste Ecke verkrochen und geweint hätte, da meine Welt anfing mir unter den Füßen wegzuschlittern. "Morgen." meinte ich zu Tae und versuchte mein Lächeln breiter werden zu lassen, ohne dass es gefaket wirkte. Taehyung lächelt verschlafen und lehnte sich gegen mich. Ich fuhr durch seine weichen Haare und seufzte zufrieden. Seine Anwesenheit besänftigte die Sorgen um mein Bruder ein wenig und ich wollte mich nur noch auf Taehyung konzentrieren können. "Mein Nacken tut weh." murmelte mein neben mir. Ich lachte leise. "Du hast in einem verdammten Auto geschlafen, was erwartest du da?" zog ich ihn auf. "Aufjedenfall keine Träume von kunterbunten Einhörnern, die über Regenbögen tanzen." kicherte er. Es war wie Blasam für meine Seele ihn so unbeschwert und glücklich zu erleben. "Du bist verrückt." murmelte ich. "Sag mir was neues." breit wie ein Kasten grinste er mich an. Ich stupste auf seine Nase und versuchte sein für ihn so typisches Lächeln nachzuahmen.

Auf einmal hupte es und Wonho schreckte von seinem eigens verursachten Lärm nach oben. Ein wirkliches Lachen war mir un möglich zurückzu halten, da dies mal wieder so typisch für ihn war. "Fresse Tomboy." grummelte er und bekam sofort von Yongguk eine Schelle auf den Hinterkopf und einen wahrnenden Blick. Taehyung sah sich verwundert um, doch sagte nichts. Vielleicht bildete er es sich auch einfach nur ein, dass er diesen Begriff aus Wonhos Mund hörte, vielleicht wusste er nicht mal was es bedeutete, was ich wirklich hoffte. "Erst was essen und dann zur Halle?" schlug der tiefstimmige vor. "Habt ihr was da?" harkte ich nach. Yongguk zuckte mit den Schultern. Wenn Zelo nicht alles aufgefressen hat bestimmt." murmelte er und ich bewunderte es, dass er so viel sprach.

"Halt unterwegs bei Starbucks." wies ich Wonho an, als er losfuhr. Er nickte nur und wenige Minuten hielten wir an einer Fialie. "Was wollt ihr, ich geh rein." beschloss Wonho. "Nur einen Kaffee." murmelte ich und lehnte meinen Kopf gegen das kühle Fenster. "Kakao." meinte Taehyung leise, doch der auf dem Fahrersitz schien ihn verstanden zu haben und stieg eilig aus.

Yongguk stieg aus, jedoch nur um eine zu rauchen und auf seinem Handy herum zu tippen, wobei seine Mine nicht grade begeistert aussah. "Ist der immer so drauf?" fragte Tae mich leise. "Er erscheint grummelig, doch ist innerlich einer der wärmsten und freundlichsten Menschen die ich kennenlernen durfte. Allerdings will ich mich nicht im Ansatz mit ihm anlegen." erklärte ich ihm und deutete mit dem Kinn auf dem außerhalb des Wagens. "R... rauchst du auch?" er wurde leiser. "Hast du es mich jemals tun sehn?" fragte ich dagegen. Er schüttelte den Kopf und hatte somit seine Antwort, was ihn ein wenig erleichtert wirklen ließ. "Alles okay bei dir?" wollte ich mich bei Taehyung versichern. Er nickte sofort. "Alles bestens." Noch, fügte ich in Gedanken hinzu und nickte.

Yongguk stieg wieder ein und brachte eine Rauchwelle mit sich in den Wagen. Taehyung dicht neben mir hustete ein paar mal und der vorn auf dem Beifahrersitz kurbelte das Fenster auf und wenig später fand Wonho den Weg zurück zu uns. Er händigte mir meinen Kaffee und Taehyung seinen Kakao aus, den er sofort genüsslich trank. "Ab nach Hause." murmelte ich und der Fahrer warf den alten Wagen an, den Hoseok und Wonho irgendwo mal geklaut hatten. "Deinen Bruder gesehen?" Wonho sah mich durch den Rückspiegel mitleidig an und ich nickte seufzend. "Wirst du das gleiche vorhaben wir T?" harkte er weiter mal nach. Ich zuckte mit den Schultern. "Ist ne Menge Geld und irgendwie menschlich nicht wirklich vertretbar." murmelte ich abwesend und nippte an meinem Pappbecher. "Zumal man noch das Risiko hat, dass alles doppelt und dreifach und ohne Chance zurück schlagen kann." hängte ich an und ließ meinen Kopf gegen Taehyungs sinken. "Was ist mit deinem Bruder?" fragte er mich leise. "Nicht so wichtig." ich zwang mich betont lässig zu klingen, was mich alles an Überwindung kostete. "Du siehst traurig aus Kook." murmelte er. "Es ist alles okay." versicherte ich und verkniff mir ein seufzen.

Gute zehn Minuten später hielt Wonho in der Gasse vor der alten und rostigen Schiebetür, die in die alte gammlige Lagerhalle führte. "Kapi?" Ich zog eine Augenbraue hoch und sah den besten Freund meines großen Bruders an. "Lebt glücklich in deinem Zimmer. T kümmert sich um sie." erklärte er, bevor er lässig ausstieg. Ich tat mich ein wenig schwer. Als ich das letzte mal hier stand waren Yugyeom und ich noch unzertrennlich gewesen und beste Freunde und nun hassten wir uns mehr als alles andere. Als ich vor Monaten nach Busan fuhr ging ich mit der Einstellung keinen von diesen angeblichen Strebern mein Herz zu schenken und nun kam ich mit einem von diesen hier her und wollte irgendwie nicht. In den ersten Wochen in Busan wünschte ich mir nichts mehr, als wieder hier stehen zu können und nun würde ich alles dafür geben um wieder zurück auf die Schule zu gehen, so absurd es sich auch anhörte, aber dort lebte ich in einer kleinen friedlichen Seifenblase, die nie zu zerplatzen drohte.

Schließlich stieg ich doch aus und Taehyung folgte mir. Yongguk schob mit einer umglaublichen Leichtigkeit das Tor auf und offenbarte einen ziemlich schäbigen Lagerraum, der sich nicht im geringsten geändert hatte. "Da staunst du nicht schlecht Gucci King." zog Wonho meinen neben mir auf, als er eintrat. Taehyung krallte sich an meinen Arm fest und ich bereute es ihn überhaupt mit mir gehen gelassen zu haben. "L...lebst du hier?" murmelte er leise zu mir. Kaum wahnnehmbar nickte ich und besah die ganzen Sofas, die als Schlafmöglichkeit für die Jungs dienten, während ich meine Freiheiten in meinem eigenen Zimmer genießen konnte, auf das Hoseok bestand. I.M saß auf einer der Arbeitsplatten in der improvierten Küche und schaukelte wie ein kleines Kind die Beine vor und zurück, während er sich mit Youngjae unterhielt. JBs Pack war also noch immer hier. Auf einigen Sofas lagen schlafende Gestalten. Einige konnte ich als halbnackte Frauen entziffern. "Wehe du nimmst deine Augen von mir, während wir hier unten sind." wies ich Taehyung an. Jackson hing ohne jegliche Bekleidung quer über eines der Sofas und schlief seelenruhig. Wie er so schlafen konnte, wenn ihn jeder sehen konnte, war mir ein Rätzel.

Yonnguk griff nach einem Stein auf dem Boden und pfefferte ihn mit voller Wucht in die Richtung von Jacksons goldene Mitte. Nur knapp flog der Stein vorbei, doch der Effekt, dass Jackson wach wurde klappte. "Scheiße! Spinnst du?! Willst du sterben?" wetterte er lautstark los und bekam es endlich auf die Reihe nach einer Decke zu greifen. Ich lachte und schüttelte nur den Kopf. "Sind oben." Ich zerrte Taehyung mit mir die Treppen hoch und in die Richtung von meinen vier Wänden, so dachte ich es zumindest, als ich die Tür aufstieß.

"Ich glaub ich werd nicht mehr!" rief ich. "Verpiss dich aus meinem Zimmer!" fuhr ich Yugyeom an, der es sich mit einer ganzen Gruppe Frauen in meinem Bett bequem gemacht hatte. "Wieso sollte ich. Hier ist es grad so bequem." zog er mich auf. Ich stieß Taehyung außer sichtweite. "Du verpisst dich auf der Stelle aus meinem Raum oder ich knall dir und deinen Huren die Köpfe weg!" zischte ich und zog ihm an seinem Ohr aus dem Bett. "Du bist so ein Arschloch" Ich konnte nicht anders und schlug ihm mit der flachen Hand auf die Wange. Deutlich ließ ich ihn all die Wut spüren, die sich seit er mich wie Dreck behandelte, in mir anstaute. Ich hatte nichts weiter getan außer ehrlich zu sein, wenn er das nicht ertragen konnte, dann war es nicht mein Verschulden.

Yugyeom grinste nur dreckig. "Ihr habt gehört, was der kleine gesagt habt, raus aus dem Zimmer, die Party ist vorbei." Er klatschte in die Hände und ließ mich nicht aus den Augen. Nach und nach trotteten die Huren aus meinem Zimmer. Meine Bettwäsche müsste ich wohl bestimmt tausende Male waschen um all die Keime heraus zu bekommen, die sich darin angesammelt hatten.

"Ich liebe es, wenn du zur Gewalt greifst." säuselte er und kam mir gefählich nahe. Ich wollte ihn von mir wegstoßen, doch er hielt meine Hände, bevor ich ihn auch nur berühren konnte. "Lass mich los." fauchte ich und schüttelte meine Hände, doch der Griff um sie wurde nur fester. "Vergiss es Jiyeon." er spuckte meinen Namen förmlich aus und legte ein unberechenbares Lächeln auf. Hinter ihm konnte ich sehen, wie Taehyung versuchte vorsichtig in den Raum zu lunschen, was Yugyeom an meinem Blick mit zubekommen schien und mir seine Lippen, die sonst nie etwas böses von mir wollten, aufdrückte. Unweigerlich und ohne mich gegen Yugyeom währen zu können starrte ich in Taehyungs geschockte, enttäuschte und traurige sonst so lebendbegeisterte braunen Augen.

be quietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt