Mittlerweile ist es Ende Oktober und nach und nach fange ich an mich an den langweiligen und gleichtönigen Schulalltag zu gewöhnen. Klar ich vermisste Seoul und fand es scheiße, dass Hoseok mich nur einmal im Monat besuchte, aber wwohl oder übel musste ich mich damit abfinden. Wenigstens hatte ich Yugyeom, den ich Samstags und Sonntags sah. Es lief gut bei uns. Der Gedanke, dass wir jetzt zusammen waren, ist zwar immer noch nicht ganz in meinem Kopf verankert, aber ich denke, wir konnten den Versuch als Pärchen als gelungen bezeichnen.
Taehyung hatte mir meinen Anschlag auf Jin verziehen und wir sind wirklich gute Freunde geworden. Definitiv hatte ich einen schlechten Einfluss auf ihn, da er selber manchmal anfing dumme Kommentare von sich zu geben, wenn ihm was nicht passte, wenn die Lehrer uns etwas an Aufgaben im Unterricht oder langfristig erteilten.
Mit den anderen musste ich auch auch klar kommen und sogar mit Jin verstand ich mich besser, wir würden zwar nie die besten Freunde werden, aber konnten reden, ohne dass wir uns gegenseitig anmaulten oder uns an die Gurgel sprangen.
Mein Blick ging aus dem Fenster in meinem Zimmer. Graue Wolken verdunkelten den Himmel, der vor wenigen Minuten noch etwas blauer war. Ich hörte auf an dem Ende meines Kugelschreibers zu kauen und schmiss das Matheheft mit den Hausaufgaben auf mein Bett. Seufzend erhob ich mich und nahm mein Handy vom Schreibtisch. Ich hatte es eine Woche, nachdem es mir weggenommen wurde, wieder bekommen, was mein Schulleben wieder ums tausendfachste erleichterte.
Eilig suchte ich nach dem Namen des Mathehefts und fand eine der Komplettlösungen, samt Lösungswegen und erklärungen. Zufrieden schmiss ich mich aufs Bett und pinselte eilig die Ergebnisse ab. Mathe würde ich nicht verstehen. Plus und Minus und Mal und Geteilt konnte ich ja noch, aber dann musste es Idioten auch noch einfallen das Alphabet mit in die Aufgaben zu ziehen und ab da kam ich nicht mehr mit. Klar die anderen baten mir ihre Hilfe an, aber ich wirbelte mich da gut alleine durch und bekam sogar in der letzten Klassenarbeit eine ansehnliche drei.
Jemand klopfte an meine Zimmertür, und ohne aufsehen zu müssen, wusste ich, dass es Taehyung war. "Hast du Mathe fertig?" ich sah von meinem Handy und meinem Heft auf, während ich die letzte Zahl schrieb. "Genau in diesem Moment fertig geworden." grinste ich und setzte mich auf. Er schüttelte nur lachend den Kopf. "Du hast wieder im Internet geschaut oder?" enttarnte er mich. Ich schüttelte den Kopf. "Nope. Hab die Gleichungen so gelöst, wie du es mir erklärt hast." verteidigte ich mich. Er schloss die Tür und ließ sich auf meinem Drehstuhl fallen. "Na dann erklär mal." verlangte er. "Da was wegnehmen und dort was rechnen und ZACK x ist gleich y oder was auch immer." ich fuchtelte wild mit meine Armen umher und versuchte ihn davon abzulenken, dass ich eigentlich keinen Plan davon hatte, was er mir in Mathe erklärt hatte.
"Du hast die Lösung aus dem Internet, dein Handy ist noch an." bemerkte er. Ertappt biss ich mir von innen auf die Wange und seufzte. "Das brauch ich eh nie wieder, wozu also die Mühe!" rief ich verzweifelt und ließ mich in die Kissen hinter mir fallen. Er lachte. Ein Lachen, dass ich wohl immer hören könnte, da es so ehrlich und ungezwungen klang und mich immer mit schmunzeln ließ. "Mag schon sein, dass es nutzlos ist, aber wenigstens sollten wir uns mal grob damit befassen." seufzte er schließlich. Ich zuckte nur mit den Schultern. "Mir egal. ich bin froh, wenn ich das Jahr durch habe und wieder zu Hause bin." meinte ich nur.
Es blieb eine Weile ruhig, eh Taehyung mich leise etwas fragte. "Wie kommt es, dass deine Eltern nie an den Besuchertagen kommen?" es klang so, als wäre ihm die Frage peinlich. Seine Eltern waren mittlerweile auch einmal da gewesen. An dem Samstag hatte ich ziemliche Mühe Hoseok an seinem Platz zu halten, der am liebsten sofort auf seine Eltern los gegangen wäre. Mir ging es auch nicht anders, aber ich konnte und musste mich und Hoseok davon abhalten.
"Jimins Eltern sind auch nie da und ihn fragst du das nicht? Oder Jin?" harkte ich nach, da ich nicht wusste wie ich auf seine Frage antworten sollte. "Bei den beiden weiß ich es, weil ich sie über Jahre kenne, aber bei dir nicht." lenkte er das Thema wieder zurück und sah mich aus großen neugierigen und kindlichen Augen an. Ich wendete meinen Blick von ihm und fuhr durch meine Haare. "Lange Geschichte, über die ich nicht reden will." meine Standartausrede, wenn er etwas aus meinem Leben wissen wollte, das ich ihm nicht erzählen wollte und konnte.
Wenig begeistert zog Taehyung eine Augenbraue hoch. "Das sagst du immer wenn ich dich etwas privates frage, als würdest du nicht wollen, dass man zu viel über dich erfährt." murmelte er enttäuscht. "Ich erzähle dir alles über meine Eltern und meine Familie, bin was das betrifft ein offenes Buch für dich. Aber von deinem Leben weiß ich nicht mehr, als dass du eine Freundin hast, in Seoul lebst und einen großen Bruder hast." er klang ein wenig angefressen.
"Sie arbeiten in Europa, in London um genau zu sein. Deshalb ist mein Englisch auch so gut. Ich hab ein paar Jahre meines Lebens in England verbracht. Als mein Bruder volljährig geworden ist, sind wir nach Korea zurück, damit ich hier die Schule fertig machen kann." Es tat mir wirklich weh ihn anzulügen, aber ich wollte nicht, dass er mich dafür bemitleidete, dass ich keine Eltern mehr hatte, denn dann hätte ich ihm wohl auch die Wahrheit erzählen müssen, und diese qualvollen Worte wollte ich mir noch aufheben. "Wie ist London so?" grinste er wie ausgewechselt. "Es gibt rote Busse und Telefonzellen und die Queen und den King und diese Wachmänner, die sich nie bewegen." zählte ich grobe Dinge auf, die mir zu der Stadt in England einfielen. "Es ist altmodisch und modern und schön." ich zwang mir ein lächeln ins Gesicht und sah zu ihm.
Verträumt starrte er aus dem Fenster. "Ich habe noch nie was anderes gesehen, als die Mauern dieser Schule und das Ferienhaus meiner Eltern auf Jeju." seufzte er. "Ich würde alles dafür geben diesen Kontinent verlassen zu können, oder ersteinmal dieses Land." murmelte er und zog die Beine an. Gerne hätte ich ihm zu gestimmt. außer Seoul und Busan hatte ich ebenfalls noch nicht viel von der Welt gesehen.
"Ach!" rief Taehyung und sah apprupt zu mir. "Jetzt weiß ich, wieso ich zu dir wollte." fiel es ihm ein und er grinste wie ein Kasten. "Ich wollte dich fragen, ob du mit mir schwimmen gehst." jetzt lächelte er und löste dabei irgendetwas aus, was mich dazu überredete ihm zuzusagen. "Okay. In einer Viertelstunde an der Haustür." machte er aus und sauste wieder aus meinem Zimmer, wie ein kleiner glücklicher Junge, der soeben seinen Keks bekommen hatte.
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be quiet
Fanfiction2. Be Loud Es war einmal eine wunderbare und glückliche Familie. Eltern die liebevoller nicht hätten sein können und Kinder die der Sonne Konkurrenz machen, wenn sie lachten. Die Eltern liebten ihre Kinder abgöttisch und taten alles für sie, sobald...