"Jungkook, Ihr Aufsatz über Keith Haring war ja nicht schlecht und wirklich umfassend, aber war es denn nicht aufwendig die ganze englische Wikipediaseite über diesen Künstler auf deutsch zu übersetzen?" verdutzt nahm ich meinen Aufsatz entgegen. Wie zum Teufel hatte Mr Yang das herausgefunden?
Ich blätterte die Seiten durch bis zur Note und hatte eine glatte sechs. "Ich hab das alles selber geschrieben! Nichts übersetzt." beharrte ich und sah den Lehrer entrüstet an. Er lachte. "Ich bin unter anderem auch Englischlehrer an dieser Schule mein junger Mann. Ihre Mühe weiß ich wirklich zu schätzen und auch das Ihr Englisch ausgezeichnet sein muss, deshalb hab ich ihrem eigentlichen Englischlehrer Mr Sung Bescheid gegeben, dass er Ihnen eine eins dafür einträgt." erklärte man mir.
Haare raufend knallte ich den Kopf auf den Tisch. Mein Leben ging den Bach runter.
Erst erwischte man mich mit meinem Handy im Unterricht und nahm es mir weg, was nun bedeutete, dass ich jetzt im Unterricht aufpassen musste, dann wäre ich fast enttarnt worden, da ich am Montag vergessen hatte, dass ich diesen mega engen Abschnür-BH um machen musste. Ich konnte von Glück reden, dass es keiner bemerkt hatte, da ich mir einen von Yeoms zu großen Pullover eingekrallt hatte, nachdem ich Sonntag bei ihm und seinem Kumpel in Busan war. Und jetzt passierte mir der mist, dass Mr Yang meine Note versaut hatte, weil er selber auf der Wikipediaseite nachgeschaut hatte.Morgen sollte es auch nicht besser werden.
Es würde der Samstag im Monat sein, an dem es verwandten und Freunden erlaubt wurde, dass sie in die Schule durfen, damit sie uns besuchen konnten und Hoseok würde mir den Kopf vor allen abreißen, da ich mich nicht mehr bei ihm melden konnte."Sieh es positiv Kook." lachte Tae, dessen Aufsatz über Van Gogh ihm eine eins brachte. "Du hast wenigstens ne gute Note in Englisch abgefasst." grinste er. "Eine gute Note in Englisch, die es bei dir nicht geben wird." konterte ich kalt und zog eine Augenbraue hoch. Taehyung sah mich mit großen Augen an, blieb aber leise, zum Glück.
Nach der Stunde behielt mich Mr Yang noch kurz im Raum. Er meinte ich könnte die Note ausbessern, indem ich einen Vortrag über meinen Künstler halten könnte. Wohl oder übel und weil ich von Hoseok nicht noch mehr eins auf den Deckel bekommen wollte, stimmte ich zu. Ich meine es war Kunst?! Ein Fach in dem man sonst nur zeichnete und Eier schaukelte und keine sechsen bekam weil es doch so einfach war, dachte ich. Denn so hatte Yugyeom mir mal davon erzählt. Bevor er von seinem Stiefvater rausgeschmissen wurde, ging er selber in die Schule und hatte mir etwas über ein paar Fächer erzählt und meinte bei Kunst unteranderem dies.
"Kannst du mir bei Englisch helfen?" kaum hatte ich das Haus betreten ging mir Taehyung auf die Nerven. Wir waren soetwas wie Freunde geworden. Eher ein wenig aus Mittel zum Zweck. Schließlich sollte ich irgendwie an ihn heran kommen, um ihn unter einen Vorwandt mit zu meinem Bruder zu bringen, damit wir uns an die Firma seiner Eltern anschleichen konnten. Er half mir unter anderem bei meinen Hausaufgaben, die ich weniger freiwillig machte. Ich dagegen versuchte ihm in Englisch weiter zu bringen. Doch er war hoffnungs los, was heute Morgen in Englisch wieder mehr als nur zum Fremdschämen anregte. Wir wurden gefragt, was unsere Berufswünsche als Kinder waren. Und Taehyung hatte mit seiner Antwort allen die Show gestohlen. Was eigentlich 'Saxophone Star' heißen sollte endete in 'Sexy Porny Star'.
Aus Anstand versuchte ich nicht zu lachen, doch der Blick des Lehrers und der anderen Schüler gaben mir den Rest und ich bracht vor Lachen halb zusammen. Ein paar weitere Jungs stimmten auch mit ein und sogar Taehyung brachte ein lachen zustande. Das erste was ich im Unterricht von ihm gesehen hatte. Lachen war nicht verboten, sollte er sogar im Unterricht öfters machen. Beim Essen machte er schließlich auch nur quatsch und lachte wie ein wahnsinniger.
"Ach willst wohl kein sexy Pornostar werden?" zog ich ihn auf und zog eine Augenbraue hoch. "Saxophon Star." berichtigte er sich und kam nicht an einem grinsen vorbei. "Bin halt ne Niete in Englisch." seufzte er und zog mich mit sich in sein Zimmer. Ich mochte sein Zimmer nicht. Überall hingen Bilder von seinen Eltern. Den Menschen, die Hoseok und mich auf die Straße gesetzt hatten. Sie wirkten so widerlich gestellt glücklich wie diese Familien auf Werbeplakaten für irgendwelche neu gebauten Einkaufszentren oder Wohnsiedlungen, in denen die Sonne 25/8 scheinen sollte. "Kommen deine Eltern morgen auch zum Besuchstag?" wollte Taehyung wissen und ließ sich auf seinem Stuhl fallen. Ich schüttelte den Kopf. "Nur mein großer Bruder." ich klang trauriger als ich beabsichtigt hatte. Während Morgen all die anderen ihre Eltern empfangen durften, kam bei mir nur mein Bruder. Ich liebte meinen Bruder, keine Frage. Aber es ging ums wesentliche, darum, dass ich nie wieder sehnlich von meinen Eltern erwartet werde, oder ich sie nie wieder umarmen werde.
Ich riss mich zusammen. Garantiert würde ich nicht vor einem wie Taehyung in Tränen ausbrechen. "Kommen deine Eltern?" fragte ich und versuchte es beiläufig klingen zu lassen. Er schüttelte den Kopf. "Sind auf Geschäftsreise." Zu meiner Überraschung lachte er fast schon abschätzig auf. Da hat Taehyung wohl doch nicht so tolle Eltern, wie die anderen immer erzählten. "Es ist nur... Seit ich fähig bin zu gehen und zu laufen habe ich das Gefühl in eine Form gedrängt zu werden. Ich sehe sie selten, wirklich selten weil sie andauernd Unterwegs sind und nichtmal morgen schaffen sie es wieder, obwohl sie es mir versprochen hatten." murmelte er wirklich niedergeschlagen. "In wie fern in eine Form pressen?" wollte ich wissen, da es mich wirklich interessierte und meine Vermutung bestätigte, dass all die Familien Bilder hier im Zimmer gestellt waren.
Taehyung lachte erneut auf. "Seit ich klein bin führen sie mir vor Augen, dass wenn ich Erwachsen bin, ich irgendwann ihre Firma Übernehmen soll. Ich soll hier und da gute Noten bringen, mich gut benehmen und anständig sein, nicht rülpsen, pupsen, am besten nicht mal atmen um keine unaständigen Dinge zu tun und Laute von zu geben. Ich will einmal ausflippen, so scheiß bringen wie du im Unterricht, aber ich habe Angst, dass man es meinen Eltern sofort auf den Rücken bindet. Sie würden mich hier runter nehmen und weg von meinen Freunden bringen auf irgendeine andere Schule." ließ er sich aus. Deutlich merkte man wie sehr ihm das alles auf der Seele brannte. Aber genau soetwas hatte ich von soetwas, wie seinen Eltern erwartet.
Wie Krank war das den bitte? Erst bringen seine Eltern meine und Hoseoks um, nageln sich unser Eigentum fest und drängen auch noch ihren Sohn dazu, dass er die Firma meiner Eltern übernehmen sollte? Er sollte etwas leiten was ihm offensichtlich nicht anstand. Ich meine Medizin war nicht sonderlich interessant, aber es brachte auch wieder eine menge Kohle. Taehyung schien daran aber nicht zu denken. Er ging von seinem Leben als Teenager aus. Einer Phase in der man über die Strengen schlagen musste. Wonho, da war ich mir sicher, war garantiert noch immer in der Pubertät gefangen, so dummen scheiß, wie der manchmal anstellte, dazu wäre kein klar denkender Erwachsener im stande.
"Mach es einfach. Komm den Lehrern einfach mal blöd. Was wollen dir deine Eltern schon? Komm ihnen mit dem Argument, dass du jung bist, deine Grenzen austesten musst, um zu wissen, wie weit du gehen kannst. Wenn sie dir mit einer anderen Schule drohen, dann verkack dort halt den Abschluss. Mach das was dir gefällt und wenn du Saxophon Star oder sowas werden willst dann tu das. Keiner hat das Recht dich in eine Form zu pressen, in die du nicht passt, nicht mal deine Eltern." versuchte ich Taehyung wieder hochzuziehen, denn sein Gesicht wirkte aufeinmal so finster, dass nicht mal ich es noch ertragen konnte und ich hatte schon finstere Gesichtsausdrücke gesehen.
Taehyung lachte leise und seine Mine hellte sich wieder auf. "Danke." meinte er nur. Ein wenig verdattert sah ich ihn an. "Danke, dass du meiner Meinung bist. Wenn ich mit Jimin oder den anderen darüber rede, heißt es immer nur, dass meine Eltern nur mein bestes für mich wollen." ließ er mich wissen.
Ich lachte auf. Wenn Freunde die Taten der eigenen Eltern befürworteten und gut fanden, musste das echt tief sitzen. Verdammt tief. Ich würde Yugyeom seine Eier rausreißen, würde er befürworten, dass Hoseok mich dazu zwang gute Noten zu schreiben und keinen scheiß zu bauen oder zu sagen.
Geschickt schaffte Taehyung es schließlich das Thema auf die Hausaufgaben zu wechseln, die über das Wochenende aufwaren und die wir jetzt schon erledigen wollten, um über Samstag und Sonntag keinen Stress zu bekommen, doch die ganze Zeit ließ mich das, was Taehyungs Eltern ihm antaten nicht mehr los. Es war die schlimmste Folter, die man über sein eigenes Kind ergehen ließ, da sie nicht wussten, oder es ihnen egal war, was Taehyung selber davon dachte, oder ob er auch das gleiche vorhatte, wie es seine Eltern für ihn vorsahen.
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be quiet
Fanfiction2. Be Loud Es war einmal eine wunderbare und glückliche Familie. Eltern die liebevoller nicht hätten sein können und Kinder die der Sonne Konkurrenz machen, wenn sie lachten. Die Eltern liebten ihre Kinder abgöttisch und taten alles für sie, sobald...