be quiet

♤24♤

Nie hatte ich es nach einem Freestyle Battle so ruhig erlebt wie eben. Bestimmt bald eine gefühlte Ewigkeit herrschte Ruhe, sogar Wonho hielt dicht. Ich hatte mächtig mühe meinen Mund wieder zu zu bekommen. Namjoon und Yoongi brachen die Stille, standen auf und jubelten und klatschten. Die Eltern der beiden hatten sich ebenfalls interessiert dem Geschehen zu gewendet und musterten Taehyung und Wonho.

Die anderen Jungs im Saal stimmten mit Yoongi und Namjoon ein und standen ebenfalls auf. "Der kleine hat was drauf." murmelte Tinashe und zog anerkennend eine Augenbraue hoch. Wohl oder übel musste sich Wonho eine gewaltige Niederlage eingestehen, denn der Applaus und die Aufmerksam war einzig an Taehyung gerichtet. Der ein wenig überfordert um sich blickte und schließlich ziemlich zügig den Speisesaal verließ.

Ich stand auf und wollte ihm nach, doch Hoseok hielt mich zurück. Im Saal wurde es wieder ruhiger und einige entgeisterte Eltern hatten es aufeinmal wirklich eilig sich aus dem Staub zu machen. Auf ihren Wegen zu Tür konnte sich keiner von ihnen einen missbiligenden Blick an unserem Tisch verkneifen.

"Das nenn ich mal haushoch verloren." grinste ich Wonho an, der sich auf seinem Stuhl wieder fallen ließ. Er lachte auf. "Du hast ihm doch nach geholfen." motzte er. Ich schüttelte den Kopf. "Garantiert nicht. Du kennst meine Einstellung zum Thema 'rappen lernen'" ich zog eine Augenbraue hoch und wollte erneut aufstehen, um nach Taehyung zu sehen, doch wieder hielt mich mein Bruder mit einem grimmigen Blick zurück.

Seufzend blieb ich wieder sitzen. "Wie kommts das so einer rappen kann." murmelte Wonho verzweifelt und fuhr sich durch die blau schwarzen Haare. "Das wüsste ich auch zu gerne." lachte ich und sah meinen Bruder eindringlich an. Er war noch immer alles andere als begeistert davon, dass ich Taehyung an unseren Tisch geholt hatte und hätte mich wohl an Ort und Stelle am liebsten umgebracht.

"Wir machen los." grummelte er schließlich und zog Tinashe mit auf die Beine. "Ich bin mir sicher Jungkook hat noch eine Menge Schulsachen um die er sich kümmern muss." deutlich verstand ich die spitze die er in seine Worte gelegt hatte. Ich senkte meinen Blick. "Ich hoffe doch sehr, dass du das nächste mal deine Hausaufgaben schon erledigt hast." Er warf Wonho einen eindringlichen Blick zu und die drei verschwanden schließlich aus dem Speisesaal.

Ich hätte Tische umschmeißen können! Hoseok meinte doch selber ich sollte mich mit Taehyung anfreunden, jetzt hatte ich es einigermaßen geschafft und er maulte mich voll? Was sollte das?

Zehn Minuten nachdem sich meine Bruder aus dem Staub gemacht hatte verließ ich ebenfalls den Saal. Was sollte ich denn auch noch hier? Glückliche Familien mit ihren reichen scheiß Kindern beobachen?

Eilig lief ich aus dem Hauptgebäude, in dem sich ebenfalls die Schule befand, und machte mich auf die Suche nach Taehyung. Er hatte seinen Gedanken vor der ganzen Schule Luft gemacht, was ich echt schätzte und bewundernd fand. Langsam fing ich an zu begreifen, dass nicht alles, was eine glückliche Hülle hatte, wie Taehyung, auch wirklich glücklich war. Den Hass den ich ihm in den ersten Tagen gegenüber gehegt hatte war nun überhaupt nicht mehr vorhanden, dagegen hatte ich jetzt den Hass meines Bruders zu spüren bekommen.

Taehyung saß vor den Treppen zu unserem Wohnhaus. Wie ein Häufchen Elend hatte er seinen Kopf auf die angezogenen Knie abgelegt. Er schien wohl seine Schlüssel verloren, oder im Haus zu vergessen haben.

"Alles klar?" fragte ich und setzte mich neben ihm. Er hob den Kopf und sah mich mit einem vertränten Gesicht an. Ein aufgezwungenes Lächeln umspielte seine Lippen und er nickte. Ich lachte auf. "Ja nee ist klaa." meinte ich und zog eine Augenbraue hoch. "Ich hab mich blamiert." seine Stimme war nicht mehr als ein tiefes Hauchen. "Hast du nicht." machte ich ihm klar. "Doch hab ich. Die ganze Schule wird mich auslachen, meine Eltern werden das erfahren und ich bin weg von hier." murmelte er traurig.

Ich seufzte. Er machte sich jetzt tatsächlich Gedanken um seine Eltern, obwohl er ein Freestyle Battle gewonnen hatte? Der Junge war echt ein wenig eigenartig. "Du wolltest etwas machen was dir widerspricht und das hast du. Taehyung du hast dich selbst übertroffen. Keiner von den anderen hätte damit gerechnet, dass du sowas auf Tasche hast." versuchte ich ihm zu ermutigen. "Ich kann dir sagen, dass es alle, bis auf die entsetzten Eltern, gefeiert haben." ich haute ihm brüderlich auf die Schulter und ließ meine Hand dort.

Jetzt lachte er. "Wirklich?" Ich nickte. "Sogar Yoongis und Namjoons Eltern haben sich interessiert nach dir umgeschaut. Vielleicht bieten sie dir ja jetzt einen Traineevertrag oder so an, dann müsstest du es nur noch nach oben schaffen und du kannst deinen Eltern zeigen, dass dir ihre Firma am Arsch vorbei geht." ermutigte ich ihn. Wieder lachte er. Es war tief und hörte sich wirrklich an. Nicht gestellt wie so viele andere Lachen die ich gehört hatte. Es war mir schon in den ersten Tagen aufgefallen, dass Taehyung ein Lachen hatte was sich aus den anderen hervorhob. Es wirkte so, als hätte er noch nie dem düsteren und traurigem der Welt in die Augen gesehen, dabei hatte er auch diese Seite an sich, wenn es um seine Eltern ging. Manchmal waren die, die am unscheinbarsten wirkten die, die am meisten zu kämpfen und zu verstecken hatten.