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Der Freitag vor dem Konzert zog sich einfach nur unnötig lange in die Länge, dass ich am liebsten durchgedreht wäre und meine Aufregung trug auch nicht wirklich dazu bei, dass ich im Unterricht ruhiger wurde und mal nicht wie verrückt herum hüppfte. Wie Taehyung es schaffte ruhig zu bleiben, blieb mir ein Mysterium, zumal ich morgen bestimmt zum hundertsten Mal auf ein Konzert gehen würde und er zum ersten Mal. "Jetzt reg dich doch mal ab." zischte Tae mir in Bio zu. Ich schüttelte den Kopf und grinste. "Bring mich dazu." zog ich ihn auf. "Geht hier leider schlecht." kicherte er und konzentrierte sich darauf, was der Leherer vorne vor sich hinschwafelte.

Ich nutzte die Unnötigkeit des Unterrichtsfaches und zückte mein Handy, um ein Taxi für morgen Abend zu reservieren, was uns morgen Abend wieder zur Schule bringen würde, da weder ich noch Taehyung ein Auto hier hatte und meine ganzen Kontakte zum busaner Untergrund dank Yugyeoms peinlich kindischem Verhalten gekappt wurden. Ich gab als Abholort eine Straße wenig entfernt vom Busan Stadion ein und als Ziel die Koordinate von der Stelle, an der die Schulmauer endete.

Als ich alles bestellt und vorläufig über Tinashes Konto bezahlt hatte steckte ich mein Handy wieder zurück und begann eilig das abzupinseln, was Taehyung sich eben notiert hatte. Irgendetwas über Gene und DNA und so einen Kram. Das Thema hätte interessant sein können, doch so wie es vom Lehrer gestaltet wurde, kam es einfach nur langweilig und tausend Mal erzählt herüber. Als man uns nach der letzten Schulstunde endlich ins heißersehnte Wochenende befreite waren Tae und ich mehr als nur glücklich uns nun auf das anstehende Konzert zu freuen. Es wäre das erste mal, das wir abends wirklich etwas alleine Unternahmen, ohne dass es etwas mit Film schauen oder rumknutschen zu tun hatte, was Taehyung wirklich gut konnte und mittlerweile nicht mehr ganz so unschuldig rüberkommen wollte, wie er auf mich immer wirkte, selbst wenn ich bei seinen Händen tierisch aufpassen musste.

Gemeinsam schlenderten wir über das Schulgelände, als uns Jimin und Taemin abfassten und breit angrinsten. "Ihr wollt die Karten echt nicht an uns abgeben?" harkte der kleinere der beiden nach. Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss mein Weihnachtsgeschenk für Taehyung einlösen." ließ ich Jimin wissen. "Das kommt aber reichlich spät." grinste Taemin. "Ich bin ehrlich, ich hatte nichts für ihn und hab die Initiative ergriffen und ihm zu dem Konzert eingeladen, weil ih dachte es wäre ein gutes Geschenk." erklärte ich. "Oh! Jungkook teilt." lachte Jimin. Ich schnippste ihm gegen den Kopf. "ich würde alles teilen, außer Taehyung." Ich legte einen Arm um seine Schultern und zog ihn an mich. Taemin lächelte selig. "Ihr passt so gut zusammen."  Ich musste meinen Freund nicht mal ansehen, um zu wissen, dass er rot wurde.

"Ihr dagegen seit das blanke Chaos." grinste ich und lief mit Taehyung weiter zum Haus zurück, was ich in dem letzten neun Monaten als mein Zuhause bezeichnen konnte. Ich musste in den letzten Tagen immer daran zurück denken, wie viel eigentlich in den letzten Monaten passiert war und mit welcher Einstellung ich letzten September hier her gekommen bin. Ich hatte alles gehasst und alles hatte mich angekotzt, auf Schule hatte ich so gar keinen Bock, doch nun schien es zu meinem gewohnten Tagesablauf dazu zu gehören, so wie die ein oder anderen Hausaufgaben und Taehyung. Ich lachte leise und musste immer, wenn ich ihn morgens neben mir liegen sah, daran denken, dass ich alles in Seoul geschworen hatte mich hier nicht zu verlieben und jetzt war ich seit gut vier Monaten mit dem zusammen, den ich am anfang am aller wenigsten mochte. Doch er hatte mich jeden Tag mehr in seinen Bann gezogen und wurde mir immer wichtiger. Solange, wie ich die Zeit noch mit ihm hatte, genoss ich sie auch. Er hatte sich dazu entschieden mit mir nach Seoul abzuhauen, nachdem in gut einem Monat die ganzen Prüfungen durch wären. Taehyung wollte seinen Eltern einen Denkzettel dafür geben, dass sie ihn sein ganzes Leben lang auf etwas vorbereiteten, was er nie haben wollen würde. Ich dagegen wusste, dass diese Entschlossenheit in dem Moment verfliegen würde, wenn ich ihn Hoseok aushändigte und ich ihm sagen musste wer und was ich wirklich war. Doch das ganze hatte seine kleine Sonnenseite. Mein Bruder und ich würden endlich das wieder bekommen, was uns unser ganzes Leben lang gehören sollte.

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