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"Vom Zehner? Mit Saltos? Kook spinnst du?" lachte Namjoon beim Abendessen und häufte sich Reiß auf. "Ohne Scheiß! Der ist gesprungen, als würde er das jeden Tag machen." beteuerte Jimin und spießte sich ein Stück Filet auf seine Gabel. "Ist Sehun dann gesprungen?" wollte Jin wissen. Ich nahm einen Schluck Wasser und rülpste unelegant, eh ich ihm antwortete. "Hat den Schwanz eingezogen und ist mit seinem Hyung zurück gegangen." ich zuckte mit den Schultern.

"So war Sehun aber schon immer." meinte Taehyung mit vollem Mund und schmatzte. "Reißt das Maul auf und ist danach klein mit Hut." katschte er weiter. Jin haute sein Glas etwas zu laut auf den Tisch. Er war definitiv ein Tischmanierenfetischist. Wenn es nach ihm ginge, dass dürfte man beim Kauen nicht mal atmen, um einen Ton von sich zu geben. Zu gut erzogen, mehr konnte man da nicht mehr sagen.

Am Tisch herrste wieder stille, bis punkt acht mein Handy klingelte, eilig ging ich an Yeoms Anruf, klemmte mein Handy unter mein Ohr und räumte neben bei mein Besteck ab, während er von irgendwelchen Dingen schwafelte, die ihn aufregten. Ich stürmte in mein Zimmer und ging auf seine Aufregungen ein. Lisa hatte sich einen Schlüssel zu der Wohnung von Yugyeom nach machen lassen und tauchte mitten in der Nacht völlig blau auf, um im Wohnzimmer zu pennen.

Und vor wenigen Monaten dachte ich noch das Mädchen wäre vernünftig, aber ein solcher Absturz war nicht selten. Man brauchte Leute die an einem festhalten. Man konnte das auf und absteigen im Underground wie Eisbergklettern vergleichen. Man muss sich auf seine Leute verlassen, um sicher an der Spitze anzukommen. Würde man sich auf keinen verlassen oder verließ sich seiner auf dich, würde man eiskalt in die tiefe brettern und genau das versuchte ich meinem Freund am Telefon zu erklären.

"Dafür hat sie BamBam, die beiden sind in der selben Straße aufgewachsen, wenn er sich noch immer um sie kümmern würde, würde sie sich jetzt nicht selber so zerstören." meckerte er. Ich hörte Kapi miauen und konnte es kaum bis Samstag erwaten, damit ich sie wieder sehen konnte. "Weiß Bam bescheid?" wollte ich wissen und ließ mich aufs Bett fallen. "Ja! Verdammt ich sag ihm das seit einer Woche, dass er herkommen soll, damit sie wieder grade fährt, sonst geb ich ihr nicht mehr lange." murmelte er. "Vielleicht sollte er einfach mal herkommen, wenn er Lisa anruft bringt das nicht viel. Am Handy kann man viel versprechen, aber nicht einhalten." gab ich den Tipp und fuhr durch meine Haare. Definitiv musste ich am Wochenende zum Friseur, meine Haare waren viel zu lang und die Haarfarbe war auch dabei raus zu wachsen. "Bam hat kein Auto." murrte er. "Dann hol du ihn doch ab." ich zuckte mit den Schultern.

Wir wechselten das Thema auf Weihnachten. Dieses Jahr würde es an einem Samstag stattfinden. In der Schule war nichts, hatten mir meine Mitbewohner erzählt, da durch die kurzen Ferien eh ein großer Teil weg war, also könnte ich mir so ein Ferienausgangdingens holen, Hopes Unterschrift fälschen und über die Tage zu Yeom. Denn zu Weihnachten wollte ich garantiert nicht in der Schule gammeln, geschweige denn an Silvester.

Gegen Ende unseres Telefonats erzählte ich ihm was heute so passierte und ließ den Vorfall mit dem Stolpern und Starren aus. Yugyeom würde sich nur unnötig aufspielen. Er war die höchte Steigerung von purer Eifersucht, jetzt da wir seit bald drei Monaten zusammen waren und Besserung war keine in Sicht. Auf der eine Seite verstand ich es.Ich ging in eine Schule voller Typen, bei denen viele hätten als Götter mit ihren Körpern durchgehen könnten. Auf der andern Seite war seine Eifersucht unbegründet was sollte mir den passieren? Hatte er angst ich würde ich in einen der Typen hier verlieben? Garantiert nicht. Der einzige der gepasst hätte wäre Yoongi, aber definitiv wollte ich nicht als schwul abgestempelt werden, denn das hier war eine Jungenschule und das musste ich mir heute beim Schwimmen wieder vor Augen führen.

Allerdings würde mir die arme Frau leid tun, die irgendwann Namjoon abbekommen würde. Er konnte ja nicht mal Zwiebeln richtig schneiden, oder bis zur Schule laufen, ohne dass er nicht mindestens zwei mal stolperte. Klar so ein Tollpatsch konnte ganz niedlich sein, aber wenn er dann mal mit einem klatschen das Haus abfackelte war es eher nicht mehr ganz so süß.

"Oh mein Gott! Hörst du grade Gras Is Always Greener?" hörte ich es bei Yeom im Hintergrund laufen. "Kann sein." deutlich konnte ich sein grinsen vor mir sehen. Der Song wurde lauter und ich konnte mir nicht verkneifen leise vor mich hin zu rappen. "Immernoch dein Lieblingssong?" harkte Yugyeom bei mir nach. "War es jemals ein anderer?" grinste ich. "Let the story begin. The grass is always greener on the other side, always searching for another high. The grass is always greener on the other side. Caterpillar to a butterfly." Ich liebte diesen Refrain, da er einfach sofort im Ohr blieb und der Song an sich auf gewisse Art gute Laune bereitete

Yeom ließ den Song auslaufen, bevor wir uns verabschiedeten und ich ihm riet, dass er BamBam wirklich mal nach Seoul holen sollte, sollte Lisa nicht selber wieder Anschluss finden, aber dass soetwas passierte, war selten.

Kaum hatte ich aufgelegt erschütterte ein ziemlich lauter Schrei das Haus. "Scheiße!" Genervt legte ich mein Handy weg und tappste aus dem Zimmer. Taehyung saß haareraufend auf dem Sofa und sah verzweifelt in meine Richtung. "Ich hab den Englisch Aufsatz vergessen." murmelte er. Ich rollte mit meinen Augen. Wer wurde denn da mal vergesslich? "Kannst du mir helfen Kook?" fragte er mich und funkelte mich mit Hundeaugen an, bei denen man unmöglich nein sagen konnte. "Du kannst meinen haben, aber musst ihn nochmal abschreiben." Sofort sah er auf. "Das musst du nicht machen, wirklich nicht. Ich will besser in Englisch werden und das schaff ich nicht vom Abschreiben." lehnte er ab. So schlau er auch war, in diesem Fall war er mal der dumme. Er lehnte eine fertige Hausaufgabe ab, nur um sich selber nochmal daran zu setzen.

"Für welches Buch hast du dich eigentlich entschieden? Eins von der Liste oder ein eigenes?" wollte Taehyung schließlich wissen. "N eigenes." murmelte ich und setzte mich zu ihm. Wir haben vor einem Monat die Aufgabe ein komplettes englisches Buch zu lesen und dazu noch einen Aufsatz über Handlung und entweder Personenprofile oder die Beziehungen zwischen den Personen im Buch. Auf der Liste standen so klassiker wie Harry Potter oder Stephen King. Das einzige was mich persönlich angesprochen hatte und auch nicht ganz der Klassiker war, war 13 Reasons Why. Aber es wären definitiv zuviele Personen, die man Beschreiben müsste, oder die Verbindungen zu einander erläutern. Ich hatte das Buch im originalen schon tausende male gelesen, doch als uns dann noch gesagt wurde, dass wir uns auch einen eigenen Roman aussuchen durften, entschied ich mich für mein absolutes Lieblingsbuch: Morgen lieb ich dich für immer, oder im Originalen The problem with forever, von Jennifer L. Armentrout. Für einen Jungen war das Buch zwar unüblich, aber ich kannte genügend, die es selber gelesen hatten, wie zum Beispiel meinen Bruder, von dem ich es vor zwei Jahren zu Weihnachten bekommen hatte, oder Wonho, so wie Youngjae von JBs Jungs hatte das Buch gelesen und fand es wirklich gut.

Es ging darum, dass die siebzehnjährige Mallory in einer Pflegefamilie aufgewachsen ist, in der man sie geschlagen hatte. Sie ist zusammen mit einem Jungen dort aufgewachsen. Irgendwann wurde sie aus der Familie geholt und von dem Jungen getrennt. Jetzt will sie auf die High School, obwohl sie noch immer total verschüchtert ist und kaum spricht. Auf der Schule trifft sie dann den wieder, mit dem sie aufgewachsen ist und ein super süßes und spannendes Drama fängt an seinen lauf zu nehmen.

"Was für ein Buch hast du?" wollte ich von Taehyung wissen. "13 Reasons why." antwortete er. Augenrollend stand ich auf und lief in die Richtung von seinem Zimmer, er eilte mir hinterher und hielt mich an meiner Schulter fest. Ein widerliches Kribbeln zog durch meinen Körper und ich schüttelte seine Hand weg. "Was hast du vor?" wollte er wissen. "Du scheibst, ich diktiere. Du hast dir so ziemlich das schwierigste herausgesucht, was es gibt." machte ich ihm klar. Ein paar mal blinzelte. "Aber du hast doch keins von der Liste genommen." fiel ihm ein. "Ich hab das Buch oft genug durch, um alles auswenig zu können, aber mach dich darauf gefasst, dass wir die ganze Nacht dran sitzen werden, so wie Clay an den Kasetten von Hannah." führte ich vor Augen. Er lachte kurz und stimmte mir dann zu.

be quietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt