Mittlerweile waren weitere Tage vergangen und ich hatte noch keine Antwort von Leon erhalten. Papá und Angie hatten mir zur Feier des Tages ein neues Handy geschenkt, in dem ich die Nummern aller Mädchen und auch der Jungs eingespeichert hatte. Auf die sozialen Netzwerke wollte ich jedoch die nächsten Wochen noch verzichten. Ich hatte mich bei den Mädels dann auch sofort gemeldet und jede hatte sich für mich gefreut, ins Besondere Ludmila. Ihr hatte ich es ja schließlich auch damals am See versprochen. Camila war natürlich beim ganzen Prozess präsent und hatte mich in allem unterstützt. Sie war jetzt immerhin nicht nur meine beste Freundin, sondern auch meine Schwester.
Seit Montag war ich dann auch wieder ins Studio gegangen, wo mich jeder herzlich willkommen hieß. Jeder außer Leon. Er war kein einziges Mal diese Woche hier gewesen und sonst hatte er auch nicht von sich hören lassen. Ich fragte mich auch schon langsam, ob er den Brief überhaupt gelesen hatte. Pablo hatte mir bei meiner Rückkehr auch freudig erzählt, dass sie dieses Duett - Battle verschoben hatten, sodass Gaston und ich auch daran teilnehmen konnten. Und so kam es, dass Gaston und ich die letzten Tage unser Duett noch einmal überarbeitet und geprobt hatten. Inzwischen saß es wieder vollkommen perfekt und ich freute mich darauf allen zu zeigen, wer ich wirklich war.
Zu Hause angekommen schmiss ich meine Schuhe in eine Ecke und ging nach oben in mein Zimmer, wo ich mich kurz umzog und einen passenden Film suchte. Als ich endlich fündig wurde, holte ich mir noch etwas zu essen. Angie und Papá waren essen gegangen und Cami und Brodouey, den ich übrigens die letzten Monate auch nicht gesehen hatte, waren in ihrem Zimmer. Verwirrt stand ich von meinem Sofa auf, als es an der Haustür klingelte. Hatte ich jemanden eingeladen oder erwartete Camila noch jemanden? Da jedoch niemand nach unten ging, machte ich das nun. Langsam öffnete ich die Haustür und hätte sie vor Schock fast wieder zugeschmissen. Dort stand doch tatsächlich Leon. Mit offenem Mund sah ich ihn sprachlos an. „Kann ich vielleicht hereinkommen?", fragend musterte er mein Gesicht, was mich aus meiner Schockstarre lösen ließ und ich ihm andeutete herein zu kommen. Im Flur deutete ich ihm an mit nach oben zu kommen, wo ich den Fernseher dann auch ausmachte. „Was führt dich her?", ich wusste nicht so recht was ich sonst sagen sollte. „Ernsthaft? Das ist das erste das dir in den Sinn kommt?", grinste Leon nun, was mich leicht lächelnd mit den Schultern zucken ließ. „Ich bin wegen deinem Brief hier.", er zog besagten aus feiner Jackentasche und hielt ihn hoch. Nickend sah ich ihn an. Na gut, dann lasse die Spiele beginnen. „Er kam dann doch etwas überraschend nach den 3 Monaten Funkstille.", begann er. „Ich habe bis heute keinen Plan warum du den Kontakt abgebrochen hast. Klar wir waren jetzt nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen, aber deswegen musstest du ihn doch nicht gleich alle aus deinem Leben verbannen. Ich weiß ich hätte dich im Restaurant damals nicht so anfahren dürfen und das tut mir leid. Das ist mir dann aber erst so richtig bewusst worden, als du dann weg warst und dein Vater meinte, dass es dir nicht so gut ging.", verwirrt sah er mich an, als er sich neben mich auf das Sofa gesetzt hatte. „Ich glaube ich muss da was richtigstellen.", begann ich. „Ich habe den Kontakt mit den anderen nicht abgebrochen, weil das mit uns vorbei war. Ich habe dir meine Gründe damals nach unserer gemeinsamen Nacht zu erklären versucht, aber ich schätze du kannst dich daran nicht mehr erinnern.", ich sah nun von meinen Fingern hoch in sein Gesicht. „Ich hatte Probleme Leon und ich wollte dich nicht noch mehr verletzen, als ich es ohnehin schon getan hatte.", versuchte ich zu erklären. „Wie du hattest Probleme? Du kannst doch jeder Zeit mit mir darüber sprechen.", verwirrt sah er mich an. „Ja Leon, aber es war nicht so einfach mit jemandem darüber zu sprechen geschweige denn überhaupt darüber zu reden. Ich habe dich von mir gestoßen, weil ich von dir nicht verlangen konnte mich zu lieben, wenn ich mich noch nicht einmal selbst geliebt habe. Ich liebe dich so sehr, dass ich dein Glück vor das Meine gesetzt habe. In mir hat ein reines Chaos an Gefühlen geherrscht, die ich nicht verstanden habe und an denen ich schier zerbrochen bin. Meine Essstörung wurde auch immer ausgeprägter und ich fühlte oftmals gar nichts. Weder Schmerz, Trauer, Wut noch Freude oder Liebe. Nichts. Und darum konnte ich nicht von dir verlangen bei mir zu bleiben. Das hätte nicht nur mich, sondern auch dich gebrochen. Mehr als du vielleicht gerade denkst.", machte ich ihm von meiner Situation klar. Sprachlos sah er mich an und so fuhr ich einfach mal fort. „Ich habe den Kontakt abgebrochen, weil mir an dem Abend, an dem das Abendessen stattgefunden hat, klar geworden ist, dass es mir nicht gut geht und ich mich erst einmal wieder selbst finden muss. Ich musste mit mir selbst wieder im Klaren sein und mich selbst lieben lernen. Und darum habe ich an dem Abend mit meiner Familie gesprochen. Es wurde entschieden, dass ich mir eine Auszeit von all dem hier nehmen und eine Psychologin aufsuchen würde, was ich dann auch sofort gemacht hatte. Angeles hatte mich die letzten Monate bei meiner Psychologin/Therapeutin abgesetzt und ich hatte etliche Sitzungen. Emilia half mir von vorne zu beginnen und lernte mir mich selbst zu lieben und all diese schönen Emotionen zuzulassen und damit umgehen zu können. Sie hat mir geholfen über den Verlust meiner Mamá klarzukommen und sie hat mir gezeigt wie schön das Leben sein kann, wenn man einfach nur lebt. Der letzte Schritt für mich glücklich zu werden war dir diesen Brief zu schreiben.", die ganze Zeit über sah ich fest in seine Augen, in denen ich nun sämtliche Emotionen ablesen konnte. „Ich konnte meine Liebe zu dir kaum in Worte fassen, doch ich habe es versucht und Emilia hat mir geraten diese einzigartige Liebe nicht zu verschwenden, sondern daran festzuhalten und genau das möchte ich machen. Aber nur, wenn du sagst, dass du dazu bereit bist und mir Zeit gibst mich in unserer Beziehung zu entfalten.", ich schluckte hart. Leon saß immer noch ruhig vor mir und betrachtete mich einfach nur. „Und das alles musstest du in den letzten Monaten durchmachen?", meinte er nun leicht geschockt, was mich nur Nicken ließ. „Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo ich anfangen soll. Ich habe mir deine Worte von damals immer wieder durch den Kopf gehen lassen und ich habe sie nie verstanden. Ich meine was war das bitte für eine Logik, dass du mich liebst, mich aber trotzdem von dir stoßt. Ich habe nach einer Weile aufgehört mir diese Frage zu stellen und dachte, dass dieser Schmerz, diese Leere irgendwann vergehen und ich nicht mehr ständig an dich denken muss, aber dem war nicht so. Ich habe mir immer wieder Gedanken gemacht, warum du nicht an dein Handy gehst, warum du den Kontakt zu allen von heute auf morgen abgebrochen hast, ich habe es aber nie verstanden. Und das Schlimmste an dem ist, dass mir unsere ganze Beziehung über nicht klar war, dass es dir nicht gut geht, dass du so mit dir selbst zu kämpfen hast. Ich dachte ich kenne dich und jetzt das. Ich meine ...", er brach den Satz ab und sah mich traurig an. „Du konntest es nicht wissen Leon. Niemand konnte das. Nur ich und ich verstand es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht unbedingt. Aber ich habe einen gewissen Punkt erreicht, an dem es mir wie Schuppen von den Augen fiel und mir bewusst wurde, dass ich professionelle Hilfe brauchte.", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Als ich den Brief gesehen hatte, wollte ich ihn zuerst gar nicht lesen.", gestand er mir nach einer Weile. „Ich kann es dir ehrlich gesagt gar nicht verübeln.", lächelte ich leicht. „Aber Fede hat mich dazu überredet zu lesen, was du zu sagen hast. Im Nachhinein bin ich sogar echt froh, dass er mich dazu gebracht hat.", er lächelte warm. „Ich bin froh, dass ich dein letzter Schritt war und dass du dich mir gegenüber endlich geöffnet hast. Ich bin froh, dass es dir jetzt besser geht und ich verspreche dir, dass ich ab jetzt genaustens auf dich achte. Ich liebe dich Violetta und nicht und niemand kann das jemals ändern.", offenbarte er mir. „Und ich werde dir in unserer Beziehung Zeit geben. Ich gebe dir alle Zeit der Welt, solange wir zusammen sind.", lächelte er, ehe er meine Hand in seine nahm und mich sachte an sich zog. Ungläubig legte ich meine Hände um seinen Nacken und umarmte ihn so fest ich konnte. Als wir uns lösten, wischte er mir sanft eine Träne von den Wangen. „Ich hoffe das sind Freudentränen, weil wir wieder zusammen sind.", grinste er, was mich auch zum Lachen brachte. „Ja das sind sie.", lächelte ich und ehe ich mich versah lagen seine Lippen auch schon sanft auf den meinen. Sachte erwiderte ich den Kuss und ich musste sagen, ich hatte mich nie besser gefühlt.
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Gibt es Liebe ? {Violetta ff}
Fanfic„Ich kann von dir nicht verlangen mich zu lieben, wenn ich mich noch nicht einmal selbst liebe!" ~ Vilu