Kapitel Sechsundvierzig

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Ich fahre jetzt gleich ins Kino, um mir die deutsche Version von "The Fault in Our Stars" anzuschauen und wenn ich schon an den Film denke, kommen mir die Tränen. John Green ist einfach ein fantastischer Autor.

PS: George R.R. Martin ist aber immer noch am besten! ;)
PPS: Jetzt sind noch vier Kapitel
übrig...
PPPS: ich beantworte alle Kommentare, wenn ich durch meine Tränen den Bildschirm wieder sehen kann.

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Louis' P.O.V.

Ich war Zayn unglaublich dankbar dafür, dass er mich nicht einfach alleine lies. Ich wusste, wie anstrengend ich manchmal sein konnte, das hatte mir schon damals meine Mutter gesagt. Und doch verlies Zayn mich nicht. Er blieb bei mir.

Irgendwann war ich wohl eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, schien die Sonne durch mein Zimmer und ich konnte die Vögel draußen zwitschern hören.

Ich wollte aufstehen, doch ein Arm, der um meinen Oberkörper geschlungen war, hielt mich davon ab. Erst dann bemerkte ich, dass Zayn noch immer im Zimmer war. Ich drehte mich in seinen Armen um und legte meinen Kopf auf seinen Arm.

Warum hatte ich mich nicht in Zayn verlieren können? Mein Leben wäre so viel einfacher gewesen, wenn ich ihn gewählt hätte. Er hätte mir ganz sicher nicht all diese fiesen Sachen gesagt, die Harry mir an den Kopf geworfen hatte. Und selbst wenn er meine Gefühle nicht erwidert hätte, dann hätte er mich bestimmt nicht so sitzen gelassen.

Doch das Leben lief meistens nicht so, wie man es gerne hätte. Ich denke nicht, dass ich mich in Harry verliebt hätte, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Ich hätte mir vermutlich die möglichen Konsequenzen durch den Kopf gehen lassen und mich dann dagegen entschieden.

Doch dummerweise hatte ich nicht die Wahl gehabt, und nun befand ich mich hier. Mental am Ende, der Körper übersät von Narben und nur ein Wunsch in meinem Kopf: Sterben.

Langsam aber sicher war mir in meinem Kopf klar geworden, dass es für mich nicht mehr wirklich einen Grund zum Existieren gab. Harry erwiderte meine Gefühle nicht, und ich war sowieso nur nutzlos. Ich war eine Platzverschwendung. Ich könnte mich genauso gut von der nächsten Brücke stürzen.

„Mach' ein Foto, das hält länger.", riss mich Zayns Stimme aus meinen Gedanken und ich schreckte auf. Zayns Augen waren geöffnet und er sah mich mit einem nicht identifizierbaren Gesichtsausdruck an. „Ach, hör doch auf." Ich schlug Zayn leicht auf die Brust, doch er lachte nur.

„So, und jetzt gehen wir etwas essen." Ich sah Zayn an. Musste das wirklich sein? „Schau mich nicht so an, Louis. Du musst etwas essen, du hast gestern gar nichts gegessen. Genau so wenig wie ich, denn ich war ja die ganze Zeit bei dir. „Entschuldigung", murmelte ich. „Wofür entschuldigst du dich?" „Weil du gestern die ganze Zeit bei mir warst und so nichts essen konntest." „Louis!", rief Zayn empört. „Sag so etwas doch nicht! Ich würde noch mal den ganzen Tag mit dir hier im Bett liegen und nichts essen, wenn es dir dadurch besser ginge!" Ich lächelte leicht. Das war echt lieb von Zayn.

Zayn stand auf und zog mich mit sich hoch. „Komm, wir essen jetzt etwas." Ich zog mir noch eine alte Jogginghose und einen Pullover an, bevor Zayn mich aus meinem Zimmer scheuchte. Der Pullover war mir viel zu groß, weswegen ich die Ärmel ein paar Mal umkrempeln musste, damit meine Hände zu sehen waren.

Zayn zog mich am Arm in die Küche und drückte mich auf einen der Küchenstühle. Er selbst setze sich gegenüber von mir hin. „So, was würdest du denn gerne essen?", fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich gar nichts essen. „Ich weiß was. Ich mache dir einen Fruchtsalat.", sagte Zayn und erhob sich vom Stuhl, um kurz darauf im Kühlschrank nach Obst zu suchen. Ich sah ihm dabei zu. Ich musste zugeben, dass ein Fruchtsalat gar nicht mal schlecht klang.

Ein paar Minuten später war Zayn fertig und stellte mir eine Schüssel, randvoll mit allerlei Früchten gefüllt, vor die Nase. „Iss das." Er setzte sich wieder auf den Stuhl, wo er vorher schon einmal drauf Platz genommen hatte. „Alles?" Zayn nickte. „Und ich werde hier so lange sitzen bleiben, bis du alles aufgegessen hast."

Ich seufzte. Mir blieb wohl nichts anderes übrig. Also griff ich nach der Gabel, die in der Schüssel stand, und langte zu. Die erste Hälfte des Salates fiel mir leicht, doch als ich etwa 2/3 gegessen hatte, wollte ich nicht mehr. „Kann ich aufhören?", bat ich Zayn. „Ist die Schüssel leer?" Ich schüttelte zögerlich den Kopf. „Dann kannst du dir sicherlich die Antwort denken."

Also aß ich weiter. Es dauerte zwar mehr als 10 Minuten, aber schließlich war die Schüssel vor mir leer. Ich schob sie von mir weg und legte eine Hand auf meinen Bauch. Ich fühlte mich so voll.

„Bist du fertig?" Ich nickte. „Bist du jetzt zufrieden?" „Noch nicht. Aber das war schon mal ein guter Anfang." Zayn stand auf und stellte die Schüssel ins Spülbecken. Dann fuhr er mir durch die Haare und strich mir über meine Wange. „Du musst etwas essen, Louis." „Nein, ich-" Zayn hielt mir den Mund zu.

„Jetzt sag' nicht, dass du fett bist. Du und ich wissen beide, dass das eine Lüge ist. Du bist dünn, viel zu dünn, Louis. Und glaub' mir, wenn du so weitermachst, dann brauch' ich mir bald keine Sorgen mehr um dich zu machen, dass du zu wenig ist." Ich sah ihn verwirrt an. „Wenn du so weiter machst, dann stirbst du, Louis. Und ich kann dich nicht verlieren, dafür bedeutest du mir viel zu viel."

Mein Mund fühlte sich plötzlich trocken an und ich konnte nichts mehr sagen. Es war, als wenn ein Kloß in meinem Hals war. Ich schluckte und entfernte Zayns Hand von meinem Gesicht. „Sag' so was nicht, Zayn. Ich bin leicht zu ersetzen und-" „Also jetzt reicht's aber!", rief Zayn und zog mich hoch, sodass ich vor ihm stand.

Und was als nächstes geschah, überraschte mich.

Zayn drückte mich fest an sich und lies mich nicht mehr los. „Du darfst so etwas nicht sagen, Lou." Er strich mir über den Rücken. „Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich kann nicht dabei zusehen, wie du dich selbst zerstörst. Du kannst dich nicht einfach so runtermachen, Louis."

Zayn schniefte und drückte mich noch enger an sich. „Du bist mir so unglaublich wichtig, Louis, das weißt du gar nicht. Ich könnte ohne dich wahrscheinlich nicht mehr weitermachen, du bist doch mein bester Freund. Wir sind doch 'Partners in Crime', hast du das schon vergessen?" Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte ich das auch vergessen? „'Für immer und ewig', hast du damals gesagt. Bitte lass es das auch sein. Für immer und ewig."

Und dann kam die zweite Überraschung des Tages: Zayn schluchzte auf und krallte sich an meinem Pullover fest. Und dann weinte er. Er weinte. Das hatte er erst ein einziges Mal gemacht, und das war gewesen, nachdem wir erfahren hatten, dass wir bei X Factor nicht gewonnen hatten.



Doch nun weinte er. Er weinte in meinen Armen und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.

Rejection Hurts [German Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt