Kapitel Drei

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Letztendlich war es doch darauf hinausgelaufen, dass ich den kleinen Part bekommen hatte. Okay, ich hatte ihn auch widerspruchslos angenommen, nachdem ich wieder zu den anderen zurückgekehrt war. Sie haben nicht einmal gefragt, wo ich war. Was muss ich ihnen doch wichtig sein. Pff. Aber das ist ja eh nichts neues für mich. Dennoch war es ein wenig verletzend gewesen.

Im Anschluss an die Aufnahmen hatten wir noch beschlossen, auf Nialls Wunsch hin zu Nandos zu fahren, da er sowieso nicht eher Ruhe geben würde, bis er sein Lieblingsessen in der Hand hatte. Auch ich hatte mir etwas bestellt, obwohl ich nicht wirklich Hunger hatte. Ich wusste so oder so, dass ich das Essen nachher, nachts, wenn niemand mich sah, ausbrechen würde und es die Toilette hinunterwandern würde. Und nein, es war nicht, weil ich mich zu fett würde, ich hatte eine kleine Magenverstimmung und konnte nicht wirklich festes zu mir nehmen. Ich vermutete es zumindest, da ich bei keinem Arzt gewesen war. Und ich tat es noch nicht, weil ich mich zu dick fühlte. Noch nicht. Lange würde es aber nicht mehr dauern.

„Hey Lou, willst du nichts mehr von deinem Essen essen?", unterbrach mich Niall aus meinen Gedanken. „Hm? Oh, nein, ich bin heute nicht so hungrig, aber wenn du willst, kannst du es gerne nehmen." Ich wusste, dass ich damit genau das ausgesprochen hatte, was der kleine Ire wollte. Nämlich mein Essen. Er griff schnell über den Küchentisch in meiner und Harrys Wohnung und stopfte dann schon in der nächsten Sekunde Essen in sich rein. Aber es sah auf irgendeine Weise süß aus.

„Ja, ist wohl auch besser, wenn du auf Diät gehst, Louis, denn wir wollen ja nicht, dass du aus der Band wegen deinem Körper auffällst, weil du... nun ja, ein bisschen betagter bist.", sagte Jake und ich hätte kotzen können. Sofort fühlte ich mich wieder schlecht und ich wollte nur noch aus der Küche raus und das Essen loswerden, was ich so mühevoll in mich reingeschaufelt und auch drin behalten hatte.

„Ach hör doch auf, Lous Körper ist toll und er muss gar nicht auf Diät gehen!" meinte Liam, während er erneut von seinem Sandwich abbiss. „Nein, da gebe ich Jake vollkommen Recht, Louis könnte wirklich mal etwas trainieren oder so.", mischte sich Harry ein und natürlich stellte er sich auf Jakes Seite. Doch ich wollte gar nicht weiter mithören und konnte das auch notgedrungen nicht, da sich in diesem Moment wieder mein Magen meldete und ich zum Badezimmer stürzte, wo ich grade noch rechtzeitig die Tür hinter mir abschloss, den Klodeckel hochriss und mich dann erbrach. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich so abhängig von meinem Körper war. Ich konnte nichts dagegen tun.

Nach einiger Zeit hörte der Brechreiz auf und ich legte mich auf den kalten Marmorboden im Badezimmer. Mir ging es so schlecht, ich konnte nicht einmal mehr aufstehen. Also blieb ich einfach auf dem Boden liegen und driftete ein wenig ab.

Ich konnte mich noch genau erinnern, wann ich mich das erste Mal geritzt hatte. Das war an dem Tag gewesen, an dem Harry mir seinen Freund vorgestellt hatte. Beziehungsweise Jake. Und ich konnte nichts anderes tun, als dazusitzen und zuzusehen, wie Jake mir Harry Stück für Stück entzog. Abends hatte ich mich dann irgendwann im Bad eingeschlossen und durch Twitter gescrollt, und da fand ich dann einfach so viel Hass auf mich, dass ich mir kurzerhand eine Rasierklinge geschnappt und mir Striemen aufs Handgelenk gezeichnet hatte.

Das war einer meiner Momente gewesen, wo ich so am Boden zerstört war, dass man mich theoretisch als Scherben zusammenkratzen hätte können. Doch seit diesem Abend hatte ich immer mehr von diesen Momenten. Momente, die zu Minuten wurden, Minuten, die zu Stunden wurden, Stunden, die zu Tagen wurden.

Doch was sollte ich auch schon dagegen tun? Harry liebte Jake, Jake liebte Harry und ich störte da nur. Ich konnte es auch in gewissen Maße verstehen, dass Harry ausziehen wollte. Ich meine, wer wollte denn schon mit so einem Jammerlappen zusammenwohnen? Ich würde das jedenfalls nicht, da konnte ich Harry auch verstehen.

Ich wusste nicht, wie lange es her war, dass ich auf die Toilette gerannt war, doch ich beschloss, wieder zu den anderen zurückzugehen. Also stand ich auf, wusch meine Hände und öffnete die Tür, um wieder nach draußen zu gehen. Doch da stand schon jemand.

Rejection Hurts [German Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt