Kapitel Dreiundvierzig

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Kaum, dass ich wieder in Deutschland bin, geht die Hitzewelle los. Na super.

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Louis' P.O.V.

Ich hatte mir ja so einige Gedanken darüber gemacht, wie ich am nächsten Morgen aufwachen würde, doch wie es dann wirklich passierte, hätte ich nun wirklich nicht erwartet.

Das erste, was ich am nächsten Morgen verspürte, war ein stechender Schmerz im Rücken, als ich von meinem Bett herunter geschubst wurde. Ich kniff meine Augen zusammen und unterdrückte die Tränen.

„Oh mein Gott!"

Ich schlug meine Augen auf. Hatte ich gestern etwa jemanden mit nach Hause genommen? War ich wirklich so betrunken gewesen? Ich setzte mich auf und bemerkte sofort neue Schmerzen, dieses Mal allerdings vom unteren Bereich meines Rückens. Also war es ein Junge gewesen...

„Scheiße. Scheiße. Scheiße, Scheiße, SCHEIßE!", rief jemand links von mir und ich drehte mir zur Seite. Was mich dort erwartete, ließ mir beinahe die Augen aus dem Kopf fallen.

„Harry?! Was machst du denn hier?", rief ich erschrocken und versuchte, meinen nackten Körper mit der Bettdecke zuzudecken, doch Harry behielt diese fest in seinem Griff. Dieser saß auf dem Bett, die Bettdecke seine untere Hälfte verdeckend, und sah aus, als wenn er einen Geist gesehen hatte.

„Das Gleiche könnte ich dich fragen, Louis! Was zum Teufel machst du in meinem Bett?!" Ich sah mich um und bemerkte, dass ich mich wirklich in Harrys Zimmer befand. „Woher soll ich das denn wissen, ich war gestern so besoffen; ich kann mich an nichts mehr erinnern!"

Harry sah mich wütend an und stand dann auf. Erst dann schien ihm aufzufallen, dass er nackt war, worauf er zum Schrank auf meiner Seite herüberging und sich eine Jogginghose herausholte. Ich hatte leider keine Zeit, seinen Körper ausreichend zu bewundern, denn kaum, dass Harry sich die Hose angezogen hatte, sah er zu mir und erstarrte.

Ich sah verwirrt zurück. Was hatte er denn...?

„Louis... WARUM ZUM TEUFEL BIST DU NACKT?!" Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Harry..." Ich schluckte und sah in Harrys vor Wut glitzernde Augen. „Ich glaube, du und ich-" „Wage es ja nicht, diesen Satz zu beenden, Louis! Als ob das wirklich passiert ist! Bilde dir doch nichts ein!"

Ich stand wütend auf und griff mir meine Boxershorts, die neben dem Bett lag. „Weißt du, Harry", sagte ich, während ich sie mir anzog. „Ich würde es ja auch gerne leugnen, aber es gibt einige Tatsachen, die dafür sprechen, dass wir miteinander geschlafen haben. Erstens liegen wir zusammen nackt in einem Bett, zweitens tut mein Arsch weh wie Sau, drittens riecht es hier wie Sex im Raum und viertens bin ich mir sicher, dass auch du die Flecken auf der Bettdecke nicht übersehen hast." Ich sah hoch und Harry sah nun einfach nur noch sprachlos aus. Doch nach ein paar Sekunden fing er sich wieder und sah mich erneut stinksauer an.

„Das mag ja alles stimmen, doch ich habe das bestimmt nicht gemacht, weil ich dich liebe! Ich liebe nämlich Jake, und nicht dich! Das hast du doch bestimmt alles geplant, oder? Du miese kleine Ratte! Nur, weil du mir meine Beziehung nicht gönnst. Ich bin mir sicher, dass dich nie jemand haben will, schau dich doch selbst einmal an!"

Mein Mund klappte auf und ich starrte Harry entgeistert an. Woher kam das denn alles auf einmal? Doch entgegen meines Willens sahen meine Augen an mir herunter und mit einem Mal konnte ich sehen, was Harry meinte. Nun gut, das konnte ich auch schon vorher, doch wenn die Person, die du am meisten auf der ganzen Welt liebst, dir so etwas ins Gesicht sagt, dann wird es einem doch noch deutlicher bewusst.

„Ja genau, Louis. Schau dich an. Wie hältst du es eigentlich mit dir selbst den ganzen Tag aus? Wie schaffst du es, jeden Tag aufs neue so hässlich auszusehen? Ich sage dir, wie du es hinbekommst: Du isst. Du isst und isst und du hörst nie auf. Weißt du noch das eine Mal, wo wir Pizza bestellt haben und du hast eineinhalb Pizzen verdrückt?"

Ich konnte mich noch genau daran erinnern. Das war einer der letzten Abende gewesen, bevor ich mich in den Hungerwahn gestürzt hatte. Das war einer der letzten Tage gewesen, wo ich noch in den Spiegel schauen konnte, ohne mich angewidert wieder abzuwenden.

„Damals habe ich mich gewundert, warum jemand so viel Essen in sich herein stopfen würde. Doch nun ist es mir klar geworden: Du machst das mit Absicht. Du weißt genau, dass irgendwer in der Band der Hässliche sein muss, oder? Das wusstest du von Anfang an."

Ich schluckte und wischte mir die Tränen, die aus meinen Augen herabliefen, weg. Ich wusste nicht, warum Harry mir alle diese Sachen mitteilte, doch mir war bewusst, dass er die Wahrheit sagte.

„Du wusstest aber auch genauso, dass wir alle zu gut sind, um der Schlechte zu sein. Deswegen warst du so edel und hast diesen Job auf dich genommen. Doch um ehrlich zu sein, Louis: Du hättest dich nicht anstrengen brauchen. Du warst immer schon hässlich und ich kann bis zum heutigen Tag nicht verstehen, warum Simon dich in die Band geholt hat. Wir können alle so gut singen, und dann gibt es noch dich. Weißt du, es hat einen Grund, warum du die wenigsten Fans hast. Du bist einfach wertlos für die Band. Wir kämen genauso gut ohne dich klar. Oh nein, lass mich das verbessern: Wir wären ohne dich viel besser dran. Aber ich schätze, es ist wie es ist, oder? Einer muss der Schlechte sein."

Ich schluchzte laut auf und hielt mir meine Hand vor den Mund. Ich stürmte an Harry vorbei und riss die Zimmertür auf. So schnell, wie ich konnte, lief ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab.

Ich sackte an der Tür herunter und vergrub meinen Kopf in meine Arme, welche ich auf meine angewinkelten Knie gelegt hatte. Und dann weinte ich. Und weinte und weinte. Es war, als wenn Harrys Worte eine Träne herausgelassen hätten und nun konnte ich nicht mehr aufhören. Immer und immer wieder kreisten mir seine Worte im Kopf herum.

Er hatte Recht.



Einer musste der Schlechte sein.

Rejection Hurts [German Larry Stylinson]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt