Als wir an die Luft traten, roch es lediglich nach Tod. Es war ein stechender Geruch, den ich versuchte zu verdrängen, indem ich meine Hand an meine Nase hielt. Mein Herz schmerzte bei dem Gedanken, dass Leute in meinem Zuhause ihr Leben lassen musste. Allmählich fragte ich mich, was der Grund für all das war.
"Derrick, warum passiert das alles?" fragte ich meinen Begleiter. Wir schritten die Auffahrt hinunter und näherten uns dem Krieg immer näher. Misstrauisch überdachte ich die Situation. "Wir sollten stehenbleiben. Wo laufen wir denn hin?" ich schaute nach hinten und musste feststellen, dass Derrick nicht länger neben mir lief.
Panisch schaute ich mich um, doch er war nirgends zu sehen. Angst schlich sich in meine Brust. Ich hatte ganz und gar ein schlechtes Gefühl dabei allein auf dem Schlachtfeld zu stehen. Ich war gerade einmal fünfzehn Jahre alt. Wo war Derrick bloß geblieben?
Als ich mich das nächste Mal dem Schloss zudrehte, blieb mein Blick an einem Mann hängen, der mit bedachten Schritten auf mich zu lief. Seine Haare waren blond, sein Körper von schwarzer Kleidung bedeckt. "Was eine Ehre die junge Prinzessin persönlich kennenlernen zu dürfen" zischte er. Seine Stimme war erschreckend tief.
"Wer sind Sie?" fragte ich und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu überspielen, indem ich eine aufrechte Haltung annahm. Er grinste und kam immer näher, auch, wenn er schon längst bemerkt haben sollte, dass ich immer weiter zurücktrat.
,,Unwichtig. Wo sind deine Eltern?" donnerte er. Seine Stimme war knallhart. Allerdings ließ ich mich weder von seiner Stimme, noch von seiner unerwarteten Frage einschüchtern. "Ich kann Ihnen diese Frage nicht beantworten" entgegnete ich mit fest Stimme und schaute ihn ausdruckslos an.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und wieder trat er näher auf mich zu. Bevor ich diesmal einen Schritt zurückgehen konnte, packte er mich am Arm. ,,Überlege es dir gut. Wir könnten schon bald ganz friedlich auseinandergehen, du musst mir bloß diese Frage beantworten" er spielte es herunter, als hätte er mich nach meinem Lieblingsessen gefragt. Auch, wenn ich wüsste, wo meine Eltern waren, würde kein einziges Wort darüber meinen Mund verlassen.
Schweigend starrte ich ihn an. Sein Griff wurde fester. ,,Ich weiß es nicht" zischte ich ihm entgegen. Innerlich war ich von meiner Selbstsicherheit überrascht, denn mein Herz pochte mir bis zum Hals. Er löste seine Hand von meinem Arm, doch bevor ich mich zu früh freuen konnte, griff er gleich danach in meinen Kragen und schob mich nach hinten.
"Unsinn" fauchte er und zückte langsam seinen Zauberstab. Ich wandte den Blick von seinen grauen Augen ab und verfolgte jede Bewegung des Stabs. Im Augenwinkel erkannte ich, wie sich seine Mundwinkel hoben, bevor er deutlich hörbar murmelte: "Crucio."
Er ließ von mir ab und schubste mich mit ein wenig Schwung zu Boden. Ein greller Schrei entfuhr meiner Kehle, so laut, dass es schmerzte. Hunderte Blitze durchfuhren meinen Körper, beförderten meinen Körper in ein Flammenmeer, dem man nicht entkommen konnte. Ich windete mich auf dem Boden, meine Gliedmaßen waren alle verkrampft. Ich befürchtete zu ersticken. Und dann hörte es auf.
Erschöpft ließ ich meinen Kopf zu Boden gleiten und nahm tiefe Atemzüge. Meine Gliedmaßen waren allesamt taub als wäre ich nicht länger lebendig. Wie aus dem Nicht erschien das Gesicht des Mannes wieder vor mir. "Sie sind im Schloss" nuschelte ich. Die Lüge platzte geradezu aus mir heraus, ich konnte nur hoffen, dass sie nicht tatsächlich im Schloss waren.
,,Schau, das war gar nicht schwer" grinste er und hielt mir ein weiteres Mal den Zauberstab vor mein Gesicht. "Nein" flüsterte ich panisch, doch spürte nur Augenblicke später, wie er damit vorsichtig eine Haarsträhne aus meinem Gesicht strich. Seine Augen musterten mich ganz genau. ,,Sie haben mit deiner Schönheit nicht gelogen. Ich sollte dich meinem Sohn vorstellen" wisperte er leise.
,,Malfoy, kommst du?" ertönte plötzlich eine Stimme von weiter entfernt. Hoffnungsvoll sah ich zu ihm auf und betete, dass er mich endlich allein lassen würde. Doch alles, was er tat war weiter zu starren. Leise Schritte näherten sich uns. Ich erkannte nur den Schatten im Augenwinkel von der Person, die sagte: "Töte sie". Der blondhaarige schnaubte: "Wir brauchen sie noch" und schaute mich angewidert an als er endlich kehrt machte und sich von mir entfernte.
Plötzlich griff etwas meine Hand und ich wurde durch eine unangenehme Enge gepresst. Sekunden später stand meine Welt wieder still. Auch, wenn ich nur den Himmel sehen konnte, wusste ich, dass wir appariert waren. Es waren keine Schreie zu hören. Die Atmosphäre des Krieges umschlang mich nicht, wie eine kaltblütige Leere, nein. Es war lediglich das Gezwitscher der Vögel zu hören und augenblicklich stieg mir der Geruch von frischen Blumen in die Nase. Doch viel mehr wunderte ich mich, wie ich hergefunden hatte.
"Es tut mir so unfassbar leid, ich wurde aufgehalten" kam es von Derrick. Er lehnte sich über mich und schob vorsichtig einen Arm unter meine Kniekehlen, während er die andere unter meinem Rücken positionierte. Als ich ihn anschaute, entdeckte ich eine Platzwunde an seiner rechten Schläfe.
"Das sollte behandelt werden" flüsterte ich. "Zuerst müssen wir Sie in Sicherheit bringen" entgegnete er und hob mich hoch. Er tat es, als wäre ich noch immer fünf. Seine starken Arme hatten mich schon an etliche Orte getragen und ich war mir sicher, dass er auch diesmal wusste, was er tat.
Überarbeitet: 01.10.2020
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Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF)
FanfictionIhr Leben ist alles andere als magisch. Es ist kalt und vom Schicksal bis auf das Letzte geplant. Die junge Prinzessin von Castellia stürzt von einem Ereignis in das nächste und verliert dabei beinahe den Sinn für die Realität. Jedes Mal, wenn sie d...