Die Rückkehr✔

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"Guten Morgen! Sie müssen Hagrid sein" begrüßte ich den Mann, der verschlafen vor mir in der Tür stand. Sein Kopf war vor lauter Haaren fast nicht mehr zu kennen und er war groß - sehr groß. Er nickte und schaute mich verwundert. "Ja. Hab ich dich hier schonmal gesehen? Ich denke nicht - ach doch! Dir gehört das Pferd, es steht an der Grenze zum Wald dort hinten, ich kann dich hinbringen" entgegnete er monoton. Ich schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Ich finde den Weg schon" meinte ich und trat einige Schritte zurück, bevor ich mich endgültig abwandte.

Schon aus weiter Entfernung konnte ich sie sehen und erkannte, dass sie vollkommen unversehrt war. In der gestrigen Eile hatte ich sie zurückgelassen, ohne auch nur einmal an sie zu denken. Das könnte ich mir sicherlich niemals verzeihen.

"Hey meine Große" flüsterte ich als ich vor ihr zum Stehen gekommen war und streichelte ihr sanft über die Nüstern. Es war ein kalter Morgen, ich hatte mir meine wärmsten Klamotten herausgesucht, denn ich hatte Großes vor. Derrick hatte keine Ahnung wo ich war, schließlich war es auch erst sechs Uhr am Morgen. Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen.

Vorsichtig entknotete ich das Seil von dem Zaun, an welchem sie gebunden war und führte sie davon weg. "Wir werden zurückkehren Rosalie. Wir werden Mom und Dad retten" flüsterte ich entschlossen und stieg auf sie. Ich hatte letzte Nacht davon gelesen, dass es in Hogwarts eine Appariergrenze gab, die man zuerst überschreiten musste, doch das hielt mich nicht auf. Wir erreichten sie schnell, denn wir wollten auf keine Fälle erwischt werden.

Im Nu befanden wir uns im Königreich. Es war kaum wiederzuerkennen. Was einst mein Zuhause war, wurde nun zu einem Leichensammelplatz. Ich schaute mich panisch um, doch alles war still. Ich wollte den Anblick nicht ertragen und ritt weiter. Meine Augen suchten mein Blickfeld nach meinen Eltern ab, nicht anderes war in diesem Moment wichtig.

Unser Weg führte schließlich bis auf unseren Vorhof. Dort sah ich sie mit letzter Kraft gegen zwei Todesser kämpfen, wobei einer von beiden sich als der Vater von Draco entpuppte. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, trabte ich auf sie zu und griff eilig den Arm meiner Mutter. Ihre Augen weiteten sich, als sie mich erblickte, doch trotz allem ließ sie sich von mir auf das Pferd ziehen. Wir entfernten uns einige Meter.

Ich zückte meinen Zauberstab und richtete sie auf die Todesser. "Petrificus Totalus" rief ich und feuerte einen Fluch ab, doch leider konnten beide ausweichen. Mit einem Mal flogen Flüche auf mich zu, doch ich wehrte diese ab und gewann damit ein wenig Zeit. ,,Vater, reiche mir deine Hand!" rief ich und streckte sie ihm entgegen. Als er sie ergriff, apparierte ich, ohne zu zögern. Ich bemerkte allerdings nicht, dass Malfoy sich in letzter Sekunde in Rosalies Mähne vergriff und mit uns apparierte.

Wenig später landeten wir vor der Appariergrenze von Hogwarts. Kaum war ich dem Gefühl der Enge entkommen, wurde ich mit gewaltiger Kraft vom Pferd herunter gezerrt. Ruckartig schaute ich mich um und entdeckte zunächst graue Augen, doch ich musste schnell feststellen, dass es das Augenpaar war, welches ich zutiefst hasste.

,,Malfoy" zischte ich hasserfüllt und windete mich in seinen starken Armen, die mich nicht loslassen wollten. Er drückte mich fest an sich, um mich erneut vom Fliehen abzuhalten. "Rosalie, bring Mom und Dad sicher nach Hogwarts" krächzte ich, denn allmählich mangelte es mir an Luft. Sie ritt davon und ich blieb mit ihm allein zurück

,,So sieht man sich also wieder" flüsterte er und lachte daraufhin höhnisch. ,,Nehmen Sie ihre dreckigen Finger von mir" fauchte ich und versuchte mich wieder mit aller Kraft aus seinem Griff zu befreien, doch er war noch immer stärker. "Nein", meinte er mit einer Stimme, als würde er zu einem Kind sprechen, "es geht um soviel mehr als du weißt. Es geht um Leben und Tod und deine Eltern sind die Nächsten". Ich versuchte um mich zu schlagen und zischte: "Sie verdammter Mistkerl".

"Schweig" befahl er mit einer tiefen Stimme, doch ich war nicht in der Stimmung um zu schweigen. "Wissen Sie, wen Sie vor sich haben? Ich werde die nächste Königin von Castellia sein" donnerte ich und versuchte, mich ein weiteres Mal zu befreien - vergeblich.

Im nächsten Moment griff er ohne Vorwarnung nach meinem rechten Unterarm und bohrte seine Finger in mein Handgelenk. Dann lief er los und zog mich einfach hinter ihm her. Wie ein Hund, den man an der Leine hinterherziehen würde. Nach und nach bohrten sich seine Finger immer tiefer in mein Handgelenk, doch ich biss meine Zähne zusammen, denn ich wollte auf keinen Fall Schwäche zeigen.

Während wir dem Schloss immer näher kamen, stieg mein Wunsch nach einem Wunder. Doch alles was geschah waren Malfoys verlangsamte Schritte. Etwas stimmte nicht und das bestätigte er mir, indem er mich im nächsten Moment von sich schubste.

Er sagte nichts, zückte lediglich seinen Zauberstab und hielt ihn mir entgegen. Als ich im nächsten Moment entferntes Galoppieren hörte, läuteten meine Alarmglocken. Ich entledigte mich einem Handschuh und feuerte einen Eisblitz auf Malfoy. Eine dünne Eisschicht legte sich um ihn, genug Zeit, um auf Rosalie aufzuspringen als sie vor mir zum Stehen kam. Mom und Dad saßen nicht länger auf ihr, also deutete ich es als einen Hilferuf von Rosalie.

Sie ritt angsteinflößend schnell. Wir überwunden den Wald, ritten durch das Viadukt. Als wir uns dem Innenhof näherten, konnte ich meine Eltern bereits erkennen. Sie lehnten an einer Steinsäule. Ich stieg ab, noch bevor Rosalie zum Stehen gekommen war. Mom starrte regungslos geradeaus und rutschte langsam zu Boden. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und Dad - er lag auf dem steinernen kalten Boden. Seine Augen waren geschlossen, seine Gliedmaßen von sich gestreckt.

Mit zitternden Händen umfasste ich sein Handgelenk. Kein Puls. "Dad! Ich brauche hier Hilfe!" schrie ich unter Tränen und schaute panisch zu meiner Mom. "Nein Mom, halte durch. Bleib bei mir" flüsterte ich verzweifelt.

Ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, ihre Augen konnte sie kaum noch offenhalten. Ich griff fest nach ihrer Hand. Ihr Puls war schwach, aber vorhanden. "Warum hilft mir denn niemand?" rief ich wieder dem Schloss entgegen. Jemand musste mich hören. Bei der Anzahl der Schüler war es unmöglich, dass meine Worte nicht gehört wurden.

Mom drückte plötzlich leichte meine Hand. Dann krächzte sie: "Sie dürfen dich niemals in die Finger bekommen. Pass auf dich auf, sie wollen dich schon seit Jahren" und schloss ihre Augen. Mein Herz setzte einen Moment aus. "Mom?" flüsterte ich verzweifelt und fiel auf die Knie. "MOOOM"

Überarbeitet: 05.10.2020
Bin noch nicht ganz zufrieden :/

Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt