Als die Dämmerung endete schlich sich der Impuls in meinen Kopf durch das Schloss zu streifen. Ich musste sehen, was ich angerichtet hatte. Aus meinem Kleiderschrank holte ich eine einfache Winterjacke, die ich über meinen Pyjama zog. Ich wollte so wenig wie möglich auffallen.
Es kostete mich eben jetzt noch viel mehr Überwindung hinaus zu gehen, doch gleichzeitig hatte mich mein Umfeld noch nie so wenig interessiert. Allein die Tatsache, dass Draco mir nicht einmal gefolgt ist und zumindest versucht hat, sich zu rechtfertigen, schmerzte unendlich. Schnell durfte ich fest stellen, dass sich auf dem Gang kein einziger Schüler befand und so war es doch ziemlich befreiend durch die eisigen Korridore zu laufen.
Mein Weg führte auch an der Großen Halle entlang, doch als ich dort schließlich angelangt war, konnte ich nicht anders, als anzuhalten und zu lauschen, denn alle vier Haustische waren voll besetzt. Die Schüler hatten sich in ihre dicksten Klamotten eingewickelt und schauten hoffnungsvoll zu Dumbledore.
,,Ich weiß, dass Ihnen furchtbar kalt sein muss, doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass diese Situation nur durch die Person rückgängig gemacht werden kann, die sie verursacht hat. Der Unterricht wird reduziert werden, um Ihnen die Situation so angenehm, wie möglich zu machen". ,,Aber wer hat es getan, Professor?" fragte plötzlich ein Schüler aus Gryffindor. ,,Sollen wir etwa in nächster Zeit nur noch frieren?" rief ein anderer Schüler aus Hufflepuff.
Dumbledore würde es den Schülern nicht erzählen, darauf vertraute ich. Ich vertraute ihm mit meinem letzten Stück Vertrauen in die Menschheit. ,,Dieser Zustand wurde durch die Prinzessin hervorgerufen. Sie verfügt über eine ganz besondere Art von Magie. Sie ist sehr emotionsgebunden und deshalb sehr gefährlich. Haltet euch von ihr fern, wenn ihr könnt" erklärte er.
Entsetzt starrte ich ihn an. Ich fand nicht einmal Worte, die das Gefühl in mir beschreiben konnten. ,,Prinzessin!" ertönte plötzlich ein Ruf aus entfernter Nähe. Ich schaute auf und erkannte Derrick. Sofort drehten sich die Köpfe in meine Richtung. Er lief eilig auf mich zu und wisperte, sobald er vor mir zum Stehen gekommen war: ,,Wer hat Ihnen das Herz gebrochen?". Erst, als er diesen Satz ausgesprochen hatte, wurde mir bewusst, dass er Bescheid wusste. Ich schaute ihm trocken in die Augen und zischte: ,,Malfoy".
Dann drehte ich mich um und lief in einem schnellen Schritt zurück in die Treppenhalle. Weg von den Problemen und denen, die mich verachteten. Mit aller Kraft versuchte ich die Tränen zurückzuhalten, die hinter meinen Augen brannten und dabei fühlte ich mich so leer. Es war schwer zu unterscheiden, was noch richtig und was falsch war.
Mein Beine trugen mich in den Kerker. Die Dunkelheit umschlang mich und gab mir für einen Moment das Gefühl frei zu sein. Umso tiefer ich in den Kerker lief, desto kälter wurde es, allerdings bestätigte die Kälte mir, nur noch eine leere Hülle zu sein. Ich spürte nicht einmal die aufsteigende Panik als ich bemerkte, dass ich den Orientierungssinn verloren hatte.
Ich wollte rufen, doch kein Ton verließ meinen Mund. Meine Augen starrten ins Schwarze, doch sie waren offen. Sanft tastete ich meine Jackentaschen nach meinem Zauberstab ab, doch ich musste schnell feststellen, dass er nicht dort war. Erschöpft sackte ich zusammen und vergrub meinen Kopf unter meinen Armen. Ich konnte nicht mehr.
,,Lilly" hörte ich plötzlich eine sanfte Stimme. Sie kam mir seltsam bekannt vor. Ich sah auf und es war, als würde mich ein Blitz treffen. Das weiße Licht leuchtete mir direkt entgegen.
,,Mom?"
Überarbeitet: 16.10.2020
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Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF)
FanfictionIhr Leben ist alles andere als magisch. Es ist kalt und vom Schicksal bis auf das Letzte geplant. Die junge Prinzessin von Castellia stürzt von einem Ereignis in das nächste und verliert dabei beinahe den Sinn für die Realität. Jedes Mal, wenn sie d...