Wendungen✔

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Im nächsten Moment öffnete sich die große Flügeltür. Dumbledore schritt hindurch, gefolgt von einer Lehrerin mit besorgtem Gesichtsausdruck. Sie mussten meine Schreie gehört haben, doch sie waren zu spät. Es war alles zu spät. Plötzlich kam Derrick zum Vorschein und lief mit schnellem Schritt an den beiden vorbei. Mein Herz blieb stehen. Ich wollte nicht, dass er das sehen musste.

Minerva, holen Sie mir die Oberschwester und Mr. Malfoy wisperte Dumbledore der Frau zu. Sie nickte und wirbelte augenblicklich herum, um in das Schloss zu eilen, während Dumbledore und Derrick näherkamen. Schnell schaute ich zurück zu meinen Eltern. Sie sahen so friedlich aus, wie sie dalagen. Hand in Hand. Im Hintergrund war leises Plätschern des Brunnens zu hören.

Im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme fest um mich. Ich spürte, dass es Derrick war. Wo warst du bloß? Ich habe dich im ganzen Schloss gesucht, er schluchzte, Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ein Funke schoss durch meinen Körper als ich realisierte, wie persönlich seine Worte waren. Noch nie hatte er mich geduzt, aber der Situation geschuldet fühlte ich mich mehr als wohl dabei. Sein Körper erschütterte regelrecht, ich beschloss meine Hand aus seine zu legen

Wir werden der Opferung ihrer Eltern alle Ehre erweisen, das verspreche ich kam es nun auch von Dumbledore. Ich nickte, ohne zu realisieren was vor sich ging. Ich war, wie weggetreten. Erst als die Flügeltür sich erneut mit einem Quietschen öffnete, sah ich auf. Draco lief mir entgegen, an der Seite von den zwei Frauen. Er schaute mich mit gemischten Blicken an, doch ich fühlte dabei absolut nichts.

Plötzlich kam mir bei seinem Anblick ein überraschender Gedankenblitz und ich sprang auf. Malfoy ist noch hier. Er ist am Osteingang. Rufen Sie die Auroren richtete ich mich mit fester Stimme an Dumbledore. Dieser zückte seinen Zauberstab und schwang seinen Zauberstab, genau wie die beiden Frauen, allerdings richteten sie den Zauberstab in den Himmel und murmelten immer wieder leise Worte. Innerhalb weniger Sekunden errichtete sich über Hogwarts eine Kapsel, die so grell strahlte, dass ich meine Augen zusammenkneifen musste.

Auf einmal tauchten in Entfernung von einigen Meter blaue Lichtsäulen auf, die dann schwächer wurden und an dessen Stelle standen nun Menschen. Wir wurden gerufen sagte eine Frau mit rosafarbenen Haaren und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen Ganz Recht meinte Dumbledore und schritt auf sie zu. Er murmelte etwas Unverständliches und Sekunden danach brachen sie auf.

Ich bemerkte, wie eine der Frauen weiße Tücher über meine Eltern legte und sie in die Luft hob. Sie schwebten auf der Stelle. Es war Gänsehaut erregend. Wie von selbst griff ich ruckartig nach Dracos Hand, welcher sich mittlerweile neben mich gestellt hatte. Was passiert mit ihnen? fragte ich, die Augen mit Tränen gefüllt. Derrick räusperte sich neben mir: Sie bereitet sie für die Beerdigung vor. Seine Worte waren wie ein Stich ins Herz und gleichzeitig ein Fingerschnipsen, um mich zurück in die Realität zu holen. Doch – das sollte die Realität sein?

Die Frau schritt vorwärts, gefolgt von den leeren Hüllen meiner Eltern. Kein Blut floss mehr darin, kein Funke von Leben war enthalten, keine Seele. Es war alles vorbei. Sie waren tot.

Wurde Ihnen weh getan? erreichte mich die Frage. Die Stimme klang, wie ein weit entferntes Echo. Ich zwang mich zu einem Lächeln und antwortete: Das ist nicht wichtig. Die Stelle an meinem Handgelenk, an welcher er seine Fingerspitzen hineinbohrte, pochte jäh unangenehm. Dracos Hand drückte meine plötzlich ungewöhnlich fest. Ich realisierte erst jetzt, dass ich sie noch immer fest umschloss. Peinlich berührt ließ ich von ihm ab. Es dauerte einige Sekunden, bis er meine Bewegung realisierte und ebenfalls losließ.

Unbeirrt drehte ich mich Derrick zu: Kannst du Rosalie bitte zurückbringen, ich werde in meinem Schlafsaal sein. Er nickte und wandte sich nach dreifach überprüfenden Blicken Rosalie zu. Sanft ergriff er den Halfter und lief in das Viadukt. Ich sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war.

"Mr. Malfoy bringen Sie Ms. Ice sicher in ihren Schlafsaal" äußerte Dumbledore mit weicher Stimme. Ich schaute ihn nicht an. Ich befürchtete, dass Mitleid in seinem Blick lag und das war bei der danebenstehenden Frau sicherlich nicht anders. Allerdings war Mitleid das Letzte, was ich brauchte.

Draco legte seinen Arm um meinen Rücken und schob mich nach vorn, um den ersten Schritt ins Schloss zu machen. Das Laufen erschien mir schwer, meine Beine waren taub - mein ganzer Körper war taub. Ich ertrank. Meine Lunge ächzte nach Luft. Wir liefen durch viele Räume, viele Treppenstufen, viele verschiedene Lichter.

Noch nie habe ich mich so entfremdet von der Welt gefühlt. Alles schien so weit weg. Erst als wir die dunklen schmalen Korridore erreicht haben, kehrte ein Gefühl von Wärme in meinen Körper zurück. Wir liefen am Eingang des Gemeinschaftraums vorbei, um unsere Räume anzusteuern und umso tiefer wir in den Kerker liefen, desto stärker wurde mir bewusst, dass wir ganz allein waren.

"Er hat dir wieder weh getan, nicht wahr?" begann Draco. Ich schaute weiterhin geradeaus, versuchte seinen Worten keine Beachtung zu schenken. Lediglich die Fackeln an der Wand beleuchteten nun noch die Korridore. Es waren nur noch wenige Ecken bis wir unser Ziel erreichen würde. Bis dahin hoffte ich, dem Gespräch aus dem Weg gehen zu können.

Draco seufzte. "Schau, es tut mir leid, dass ich weggerannt bin. Ich konnte dir nicht in die Augen schauen und wissen, dass mein eigener Vater dir geschadet hat" entschuldigte er sich. Noch immer beachtete ich ihn nicht. Wir bogen um eine Ecke.

"Könntest du vielleicht antworten? Du weißt gar nicht, welches Privileg es ist, wie ich mit dir rede. Ich bin ein Malfoy, mir wurde beigebracht, dass es niemanden gibt, den ich mehr respektieren sollte als mich selbst" fuhr er fort. Allmählich waren seine Worte wie Gift für meine Ohren. Konnte er nicht einfach still sein?

Sekunden später hatten wir unsere Schlafsäle erreicht. Der Weg kam mir unendlich lang vor. Eilig öffnete ich die Tür und wollte gerade hinein stürmen, als Draco mein Handgelenk packte. Er umfasste es genauso grob, wie sein Vater. "Autsch" stöhnte ich auf und versuchte ihm meine Hand zu entziehen, doch er hielt sie fest. Ein misstrauischer Blick traf mich, bevor er meinen Ärmel hochschob und den blauen Flecken entgegenblickte. Durch die einzelnen länglichen Punkte war eindeutig eine Hand zu erkennen. Die Hand von Lucius Malfoy.

Dracos Blick verwandelte sich in einen mitleidigen und schuldigen. "Nein, bitte nicht", schnaubte ich bevor es zu spät war, "Ich habe wichtigere Probleme. Gute Nacht Draco". Seine Augen funkelten traurig als er sanft von meiner Hand abließ. Wieder umfasste ich die Türklinke und warf währenddessen einen Blick nach hinten. Er schluckte schwer und brachte schließlich: "Gute Nacht Lilly. Ich bin da, falls du irgendwas -" hervor, doch bevor seinen Satz beenden konnte, war ich bereits durch die Tür getreten. Leise Schritte waren zu hören - dann das Zufallen einer Tür. Ich war allein.

Überarbeitet: 07.10.
Bin noch nicht ganz zufrieden, aber das alte Kapitel war um Welten schrecklicher

Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt