,,Du bist schon wieder total gestresst. Du musst dich entspannen" meinte Daphne, während sie mir dabei zusah, wie ich den Raum auf und ab lief. "Entspannen?" lachte ich mit einem ironischen Unterton. Daphne hatte ja keine Ahnung, was in mir vorging. "Wenn ich gestresst bin machen meine Schwester und ich immer einen Mädelsabend" merkte Daphne an. Ich blieb für einen Moment stehen. "Einen Mädelsabend?". Sie nickte. "Wir-" begann sie, doch ich unterbrach sie: "Dann machen wir eben einen Mädelsabend. Bis wann hast du Unterricht?".
Sie kramte ein Pergament aus ihrer Tasche und ließ ihre Augen darüber gleiten. "Nach dem Abendessen könnten wir uns im Gemeinschaftsraum treffen, wenn dir das passt" schlug sie vor. "Alles klar", stimmte ich zu und ließ mich auf dem Bett nieder, "Musst du nicht zum Unterricht?". Sie erhob sich vom Sessel und schulterte ihre Tasche "Da hast du absolut Recht". "Beeil dich" rief ich ihr hinterher, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. "Klar" prustete sie und ließ die Tür ins Schloss fallen.
Essen konnte ich nichts. Meine Gedanken machten mich bewegungsunfähig. Ich fühlte mich so unter Druck gesetzt und das, obwohl ich nur noch mich selbst hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass ich so vielen Pflichten nachkommen müsste. Deshalb kam mir der heutige Abend geradezu gelegen.
Ich hatte alles erwartet, aber definitiv kein Joghurt und Gurken auf dem Tisch. ,,Ich habe etwas vorbereitet" erklärte sie strahlend. Etwas perplex antwortete ich: "Das sehe ich, aber ich habe eigentlich keinen Hunger".
"Wir essen das nicht. Es sorgt für reine Haut im Gesicht" erklärte Daphne begeistert. "Wir schmieren uns Lebensmittel ins Gesicht?" wiederholte ich mit anderen Worten. Daphne seufzte. "Jetzt hab dich nicht so. Das ist entspannend" entgegnete sie und ich beschloss, mich kurzerhand darauf einzulassen.
Zuallererst band sie meine Haare zusammen. ,,Warte eine Sache fehlt noch" Daphne sprang auf und rannte zum Beistelltisch in der anderen Ecke das Raumes, um eine Platte in den Plattenspieler zu legen. ,,So jetzt kann es losgehen!", strahlte sie, als sie wieder zurückkam.
Gerade verteilte sie den ersten Strich Joghurt auf meinem Gesicht, als sie meinte: "Jetzt erkläre mir bitte, was es mit der Hochzeit wirklich auf sich hat. Ich dachte du liebst nur Draco". Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass ich nicht noch einmal darüber reden musste.
Allerdings ließ ich mich darauf ein, weil es Daphne war. Ich erzählte ihr noch mehr als gestern und während ich das tat, wurden mir Sachen klar. Den Sinn mancher Dinge erkannte man meist erst im Nachhinein. Auch, wenn ich dachte es würde mich wieder in eine Stresssituation versetzen, tat es überraschenderweise gut, mir alles von der Seele reden und vorallem zu wissen, dass jemand da war, der mir zuhörte.
Nachdem wir uns schließlich mit Gurkenscheiben auf den Augen zurückgelegt hatten, erzählte auch Daphne mir von ihren Problemen. Leider hatte sie gerade einen furchtbaren Streit mit ihrer kleinen Schwester. Bevor sie mir davon erzählte, hätte ich niemals gedacht, dass etwas sie so sehr bedrückte. Offensichtlich war sie eine wahre Künstlerin darin, ihre Gefühle zu verstecken.
Die Lieder der Platte passten ironischer Weise immer zu unserer Stimmung, doch plötzlich wechselte es zu meinem Lieblingslied. Ich sprang auf und Daphne zuckte vor Schreck zusammen, worüber ich nur lachen konnte. Ich nahm die Gurkenscheiben von meinen Augen ,,Das ist mein absolutes Lieblingslied" jubelte ich.
Ich nahm mir meine Haarbürste zur Hand und ich stellte mir vor, die Bürste wäre ein Mikrophon. Mit ganzem Herzen sang ich den Text. Als gäbe es kein Morgen und als hätte es nie ein gestern gegeben. Ich liebte diese Vorstellung immer wieder.
Im Refrain stieg auch Daphne mit ein. Wir sprangen auf dem Sofa, tanzten durch den ganzen Raum und zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich erfüllt. Plötzlich endete der Song. "Hey" beschwerte ich mich und sah mich im Raum um. Das Lied war definitiv noch nicht zu Ende und schnell erkannte ich, warum es so abrupt geendet hatte.
Bei dem Anblick wäre mir mein Herz beinahe in die Hose gerutscht. "Jungs, ist das euer Ernst?" beschwerte sich Daphne. Blaise und Draco standen in der anderen Ecke des Raumes. Während Blaise die Belustigung geradezu ins Gesicht geschrieben stand, schaute Draco ein wenig bedrückt.
"Das könnte ich euch genauso fragen". "Was bei Merlins Bart, habt ihr im Gesicht?" prustete Blaise. "Tzz" schnaubte Daphne und war offensichtlich beleidigt. "Schönheit, im Gegensatz zu euch" entgegnete sie wütend und machte einen Schritt auf ihn zu.
Ich simulierte ein Gähnen und fragte: ,,Bist du auch so müde wie ich Daph?", um sie von der Situation wegzuzerren. Ein Glück verstand sie meinen Appell und drehte sich mir ohne ein weiteres Wort zu. "Ja, wir sollten jetzt wohl besser schlafen" meinte sie und räumte die Sachen zusammen. Ich nahm mir ein Tuch, um den Joghurt aus meinem Gesicht zu wischen.
"Danke für den Abend", sagte ich, "Es hat trotzdem Spaß gemacht". Auch wenn das Ende ziemlich unerwartet kam, war ich froh, dass ich mir ihr anvertrauen konnte. "Das will ich doch hoffen. Gute Nacht Lilly" dann lief sie die Treppe hinunter, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen.
Verwirrt schaute ich ihr nach. Ihr Verhalten war ziemlich abweisend. War es nur wegen Blaise und Draco, die übrigens noch immer im Raum standen? "Was guckt ihr so?" zischte ich und machte auf der Stelle kehrt.
Überarbeitet: 28.10.2020
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Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF)
FanfictionIhr Leben ist alles andere als magisch. Es ist kalt und vom Schicksal bis auf das Letzte geplant. Die junge Prinzessin von Castellia stürzt von einem Ereignis in das nächste und verliert dabei beinahe den Sinn für die Realität. Jedes Mal, wenn sie d...