Am nächsten Morgen wurde ich durch dieses eine Gefühl geweckt, das ich so sehr hasste: Beobachtet zu werden. Ich schreckte hoch, noch bevor ich meine Augen öffnete und erkannte kurz darauf zwei Personen, die ich als Dumbledore und Derrick identifizierte.
,,Was machen Sie denn hier?" fragte ich überrascht instinktiv. Um Dumbledores fragenden Blick zu beantworten, hängte ich mit heran: ,,Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein. Guten Morgen Professor Dumbledore!". Während sie zuvor noch im Türrahmen standen, schritt Derrick nun in den Raum und gab bekannt: "Die Beerdigung Ihrer Eltern findet heute statt. Dumbledore wird uns dorthin begleiten. In zwei Stunden brechen wir auf". Daraufhin machte er auf der Stelle kehrt und schloss die Tür hinter sich, nachdem er den Raum verlassen hatte.
Der Gedanke daran war wie ein Stich ins Herz. Mom sagte immer, dass jeder Tag einen Neuanfang bereithielt doch in diesem Fall verfolgte mich die Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Aber morgen - morgen war vielleicht der Augenblick, um einen Neuanfang zu wagen. Jetzt musste ich erst einmal meine Vergangenheit überleben.
Mein Weg führte unter die Dusche, wo ich krampfhaft versuchte meinen Gedanken zu entfliehen, die mich hier immer heimsuchten. Es war als würde das Wasser meine Maske abspülen, die ich mir täglich aufsetzte, um makellos und unantastbar zu wirken. Ich versuchte mich mit meinem Atem abzulenken, in dem ich auf jedes Ein - und Ausatmen konzentrierte. So schnell, wie nur möglich, stieg ich aus der Dusche und wickelte ein Handtuch um meinen Körper.
Als ich mein Reflektion im beschlagenen Spiegel beobachtete, atmete ich schwer. Ich fühlte mich, als wäre ich soeben einem tiefen Loch entkommen, in welches ich beinahe gezogen wurde. Ein Loch voller Dunkelheit und Schmerz. Doch ich war hier.
Die Zeit flog geradezu an mir vorbei, als ich meinen Körper trocknete und mich Schritt für Schritt zurecht machte. Jede Bewegung fühlte sich schrecklich falsch an. Ich versuchte das Gefühl mit einem einfachen schwarzen Kleid und einer simplen Frisur zu kompensieren. Mein Diadem ließ ich in meinem Kleiderschrank, denn heute wollte ich nicht die Prinzessin von Castellia sein, sondern nur Lilly. Ein Mädchen, das ihre Eltern verloren hatte und sich nicht sehnlicheres wünschte als Abschied nehmen zu dürfen. Ich wollte mich heute nicht über andere stellen, das mochte ich noch nie - stattdessen wollte ich heute mit allen Anwesenden auf einer Länge sein.
Erst als Dumbledore und Derrick zwei Stunden später an meiner Tür klopften, ahnte ich zu verstehen, was vor sich ging. Meine Eltern waren tot und ich sollte Abschied von ihnen nehmen. Ich schaffte es mir ein Lächeln aufzuzwingen als ich aus der Tür trat und Dumbledore mit Worten auf mich einredete, die jedoch kaum zu mir durchdrangen.
Meine Tür fiel ins Schloss. Dumbledore streckte mir seine Hand entgegen, ich wusste worauf das hinauslief. Vorsichtig platzierte ich meine Fingerspitzen in seine Handflächen und nur Sekunden nachdem Derrick es mir gleichtat, apparierten wir.
Ich fand mich auf der Spitze eines Berges wider, sie war von einem wunderschönen Wald umrandet. Es war so still und friedlich hier, dass man meinen könnte, dies wäre der perfekte Ort zum Entspannen. Jedoch wurde dieser Eindruck durch die lauten Stimmen oder Schluchzer anderer Verwandten, Bekanntschaften oder Volksleute durchbrochen als wir hinunter in das Berg Tal liefen.
Beim genaueren Hinsehen wurde mir bewusst, dass dieser Ort mir bereits bekannt war, denn dies war eindeutig der royale Friedhof. Hier begrub man einst all meine Vorfahren. Und irgendwann würde auch ich an der Reihe sein, das wusste ich. Als wir den Anwesenden näher kamen, schnürte sich plötzlich meine Kehle zu. Mein Magen drehte sich und mein Körper fühlte sich schwerelos an. Angestrengt biss ich die Zähne zusammen, gewillt keine Emotionen zu zeigen.
Es war ein Schlag ins Gesicht in all die verweinten Gesichter der Beistehenden zu sehen. Viele waren sich gegenseitig in die Arme gefallen und an den ruckartigen Bewegungen der Schultern erkannte ich, dass sie weinten.
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Die Eisprinzessin (Draco Malfoy FF)
FanfictionIhr Leben ist alles andere als magisch. Es ist kalt und vom Schicksal bis auf das Letzte geplant. Die junge Prinzessin von Castellia stürzt von einem Ereignis in das nächste und verliert dabei beinahe den Sinn für die Realität. Jedes Mal, wenn sie d...