Kapitel 3

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Was zuletzt geschah:

Nach einem erfolglosen Vorstellungsgespräch, versucht Jonas das Tix und insbesondere dessen kaufmännischen Leiter aus seinen Gedanken zu verbannen. Dummerweise entscheiden seine Freunde, ein erkrankter Barmann und vielleicht auch das Schicksal, dass es wesentlich lustiger ist, ihn viel zu bald wieder in die Augen seiner nächtlichen Fantasie blicken zu lassen. Und warum klang deren ‚Nein' so verflucht nach einem ‚Ja'?

Kapitel 3

Bässe hämmerten, Gesang dröhnte, Menschen schoben sich über die Tanzfläche. Mit jeder Minute, die Jonas' Körper Zeit hatte, den Alkohol in seinem Blut abzubauen, wurde ihm die Unwirtlichkeit seiner Umgebung bewusster.

Esther stupste gegen seinen Arm, wollte seine Aufmerksamkeit erregen. „Wir ziehen weiter!" Ihre Stimme klang heiser, seine vermutlich nicht besser. „Die schließen um drei."

„Wie spät isses jetzt?"

„Kurz nach zwei", antwortete Kemal nach einem Blick auf sein Handy.

„Ich bleib noch."

„Bist du sicher? Ist doch fast nichts mehr los hier."

„Aber ich steh auf die Musik!"

„Die ist doch woanders auch gut. Komm schon!" Erneut zog Esther an Jonas' Arm, dieses Mal, um ihn aus dem Laden rauszubekommen, in den sie ihn erst hatte reinschleppen müssen.

„Nun lass ihn doch mal", rief Kemal sie sanft zur Räson. „Er kann ja nachkommen, sobald es ihm hier zu blöd wird."

Jonas nickte bekräftigend. „Sonst sehen wir uns eben am Montag in der Uni."

„Na schön, na schön!" Augenrollend gab Esther sich geschlagen, grinste dann aber von einem Ohr zum anderen. „Ich wette, du willst nur eine aufreißen und hast Angst, dass wir sehen wie sie dich abblitzen lässt."

„Quatsch", wehrte Jonas ab. „Ihr sollt bloß nich' merken, was für einen beschissenen Frauengeschmack ich hab."

Esther lachte und winkte zum Abschied, während sie Kemal zum Ausgang schleifte. Jonas steuerte die Bar an, seinen letzten Fünfer in der Hand. „'Ne Cola, bitte."

Die junge Frau, die den Laden inzwischen alleine schmiss nickte und reichte ihm eine Flasche samt Strohhalm. Kolb hatte sich offenbar in den Angestelltenbereich des Clubs zurückgezogen.

Erschöpft ließ sich Jonas auf eine durchgewetzte Ledercouch fallen, die einen ausgezeichneten Überblick über den gesamten Club gewährte. Seine Füße schmerzten, er war völlig durchgeschwitzt und sehnte sich nach seinem Bett, aber er war fest entschlossen bis zum Ende durchzuhalten. Das war vermutlich seine einzige Chance, noch einmal mit Kolb zu sprechen. Vorausgesetzt, er schaffte es, dessen Aufmerksamkeit zu erregen, bevor er nach Ladenschluss vom Sicherheitsdienst hinaus eskortiert wurde.

Als hätte er ihn heraufbeschworen, tauchte Kolb keine zehn Minuten später hinter der Bar auf und wechselte ein paar Worte mit der Thekenkraft. Jonas verstand natürlich kein Wort, glaubte aber, anhand der Gesten zu erahnen, was vor sich ging. Zunächst schüttelte Kolbs Mitarbeiterin den Kopf, nach ein paar weiteren Sätzen lächelte sie jedoch und begann, die Bar aufzuräumen, während Kolb die verbliebenen Gäste betreute. Jonas vermutete, dass er seiner Mitarbeiterin angeboten hatte, etwas früher Schluss zu machen und tatsächlich verschwand sie bald in den hinteren Bereich, um kurz darauf mit Jacke und Tasche bewaffnet zurückzukehren. Sie schenkte Kolb ein letztes Lächeln, bevor sie von der Nacht verschluckt wurde.

Das war Jonas' Gelegenheit. Zielstrebig lief er zur Bar, stellte seine leere Flasche auf die Theke und kämpfte darum, nicht wegzulaufen, als Kolb ihn bemerkte sich dieses süffisante Lächeln auf seine Lippen stahl. „Was darf ich dir noch bringen?

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt