Was zuletzt geschah:
Jonas' lange überfälliges Gespräch mit Erik verläuft weitestgehend ergebnislos. Um für ein wenig Ablenkung zu sorgen, ziehen zwei neue Mitbewohner in seine Wohnung, die sich allerdings als recht schweigsam (und in Daisys Fall auch kränklich) entpuppen. Just, als Jonas endlich Maria sein Herz ausschüttet, meldet sich Erik und bittet um ein Date.Kapitel 19
„Nee, das geht echt gar nich'!" Ungeduldig riss sich Jonas das Karohemd vom Körper.„Ich fand's eigentlich recht niedlich", kommentierte Maria vom ihrem Platz auf dem Schreibtisch aus. Die Lautsprecher des Notebooks verwandelten ihre ohnehin schon hohe Stimme in blechernes Piepsen.
„‚Niedlich' is' nich' grad der Eindruck, den ich vermitteln will."
„Sondern?"
„Keine Ahnung. Heiß? Geil? Unwiderstehlich?"
„Da bin ich die falsche Ansprechpartnerin", erinnerte ihn Maria. „Aber was auch immer dein Look aussagen soll, sofern dein Date pünktlich ist, hast du noch etwa zehn Minuten, um ihn zu erreichen."
„Was? Fuck!" Verzweifelt musterte Jonas die Klamottenberge, die er neben, auf und stellenweise unter seinem Bett verteilt hatte. Wahllos griff er nach dem ersten schwarzen Hoodie, den er zwischen die Finger bekam und schlüpfte hinein. „Dann eben so ..." Wenigstens war das Oberteil schön warm und erfüllte damit die Anforderung, die Erik gestellt hatte.
„Ich will ja nicht meckern", mischte sich Maria ein, „aber unter ‚heiß' verstehe ich dann doch etwas Anderes."
„Ja, ja", nuschelte Jonas. „Deshalb zieh ich dazu ja auch die hier an." Er befreite eine graue Jeans von mehreren Lagen Stoff und präsentierte sie seiner Webcam.
Maria schnaubte. „Wie lange hast du das Teil jetzt schon? Seit der achten Klasse?"
„Zehnte", presste Jonas zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte, sich unter beständigem Fluchen in das widerspenstige Kleidungsstück zu quetschen. Am Ende drehte er Maria triumphierend den Rücken zu. „Na, was sagst du?"
„Ich bin bekehrt. Urplötzlich fühle mich zu Männerhintern hingezogen", erwiderte sie trocken. „Nein, im Ernst. Du siehst gut aus."
„Jetzt noch 'nen passenden Gürtel und dann ..."
„Hast du noch etwa fünf Minuten, um dieses Chaos zu beseitigen."
„Fuck!"
Jonas' Klingel ertönte, während er damit beschäftigt war, sich gegen die Türen seines Kleiderschranks zu werfen, in der Hoffnung, sie endlich schließen zu können.
„Oh, er ist pünktlich", stellte Maria fest. „Das gibt Pluspunkte."
„Nich' bei mir!" Eilig betätigte Jonas den Summer, sprintete zurück zu seinem Schrank und stopfte einen überstehenden Ärmel ins Innere.
„Ich lasse euch mal ein bisschen Privatsphäre", sagte Maria. „Aber ich will Fotos sehen!"
„Vielleicht noch Lebenslauf und Führungszeugnis?"
„Warum eigentlich nicht?"
„Maria!"
„Ja, ja, ist ja gut. Viel Spaß!" Maria unterbrach die Verbindung und das keine Sekunde zu früh. Ein sanftes Klopfen wies Jonas darauf hin, dass sein Besucher die Wohnungstür erreicht hatte und geduldig wartete, bis ihm geöffnet wurde.
Erik sah aus wie immer. Groß und athletisch, mit goldenem Haar, das an seinem Hinterkopf zu einem strengen Knoten gebunden war und die klaren Linien seiner attraktiven Züge betonte. Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen, deutete einen Hauch Unsicherheit an und imitierte damit Jonas' eigene Mimik.
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Raupe im Neonlicht
Storie d'amoreDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...