Kapitel 41

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Was zuletzt geschah:
Alles hat ein Ende und so verlassen Erik und Jonas Stuttgart nach drei gleichermaßen schönen wie anstrengenden Tagen. Die Zeit dort hat ihnen eine Menge Anlässe gegeben über ihre Beziehung nachzudenken, aber sie finden nicht nur einen guten Weg, sich davon abzulenken, sondern sind sich auch überraschend einig, an welchem Punkt sie gerade stehen und wohin ihre gemeinsame Reise gehen soll.

Kapitel 41
Hektisch griff Jonas nach seinen Schlüsseln, wandte sich aber an Erik, bevor er die Haustür öffnete. „Okay, ich wiederhol's ein letztes Mal, damit wir uns auch wirklich einig sin' und nich' irgendein Scheiß passiert: Ich hol jetzt Maria, Christine und Nick vom Bahnhof ab, begleite sie zum Hotel, damit sie sich erst mal ausruhen können und komm wieder in die Wohnung."

„Soweit richtig."

„Du gabelst in der Zeit deine Cousine auf und bringst sie direkt hierher."

„Mhm."

„Wenn sich alle ein wenig eingelebt haben, sammeln wir die drei anderen ein und gehen essen. Du verschwindest irgendwann in die Arbeit, der Rest lässt den Abend ausklingen und ich sorg dafür, dass Sophia wieder heil hierher kommt."

„Das ist die Idee, ja."

„Okay." Jonas schnaubte. „Dass die aber auch wirklich alle in derselben Woche auftauchen müssen. Als ob der August nicht lange genug dauern würde."

Erik hob eine Braue.

„Jaah! Ich weiß! Es sin' meine Freunde, die sich eingebildet haben unbedingt zu dritt hierher fahren zu wollen!"

„Ich habe kein Wort gesagt."

„Tu nich' s–" Jonas' Antwort wurde vom Vibrieren seines Handys unterbrochen. Beim Anblick des Displays entkam ihm ein Geräusch zwischen Lachen und Würgen.

Eriks spöttischer Ausdruck verwandelte sich in Sorge. „Was ist los?"

„Hab 'ne Nachricht von Clemens. Du weißt schon, mein ehemaliger Nachbar."

„Weiß ich. Was will er?"

Vielleicht bildete sich Jonas das nur ein, aber seit er Erik von seiner Schwärmerei für Clemens und ihrer neuerlichen Versöhnung erzählt hatte, glaubte er, eine gewisse Eifersucht durchzuhören, wann immer dessen Name fiel. Ob das wirklich so war, würde er vermutlich bald herausfinden. „Der blöde Arsch hat echt beschlossen, nach Berlin zu kommen. Dieses Wochenende. Also heute. Fuck! Das darf doch nich' wahr sein!"

„Und?"

Und? Das heißt, dass ich jetzt noch jemanden hab, um den ich mich kümmern muss! Jemanden, der garantiert von mir erwartet, durchs Berliner Nachtleben geführt zu werden. Was ja nich' weiter schlimm is', aber so langsam weiß ich echt nimmer, wann ich eigentlich noch schlafen soll!"

„Lass es doch einfach bleiben. Er hatte genug Vorlauf, um sich anzukündigen. Sein Pech, wenn er das nicht für nötig befunden hat. Dann hast du diese Woche eben keine Zeit für ihn." Diese Erwiderung war für Erik so untypisch, dass sie eine ziemlich klare Antwort auf Jonas' Vermutung lieferte. Offensichtlich gefiel ihm der Gedanke an ein Treffen zwischen ihm und Clemens nicht im Geringsten.

Unbegründete Eifersucht war nicht gerade geeignet, Jonas' ohnehin schon belastete Nerven zu entspannen. „Is' das dein verfickter Ernst?", fragte er. „Wir haben unsere Scheißfreundschaft gerade so gekittet, das setz ich garantiert nich' aufs Spiel, indem ich ihn ignoriere, wenn er extra nach Berlin kommt! Scheiße, erwartest du grad echt von mir, mich zwischen meinen Freunden zu entscheiden?"

Hätte Jonas Erik ohne Vorwarnung ins Gesicht gespuckt, er hätte kaum verletzter aussehen können. „Ich erwarte gar nichts von dir."

„Dann is' das ja geklärt", giftete Jonas. „Ich muss endlich los, bin eh schon verfickt spät dran!" Die Türklinke bereits in der Hand, hielt er inne. Was war da gerade passiert? Ja, Eriks Reaktion war vielleicht nicht die Beste gewesen, andererseits hatte Jonas es nie für nötig befunden, ihm seine Ängste bezüglich Clemens zu nehmen. Jetzt einfach aus der Wohnung zu stürmen, würde die Sache garantiert nicht besser machen. Er atmete einmal tief durch und warf einen Blick über die Schulter. Erik stand im Gang – die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, starrte er auf seine eigenen Füße.

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt