Kapitel 21

506 44 13
                                    

Was zuletzt geschah:
Jonas' und Eriks erstes Date geht in die zweite Runde und treibt dabei die Wasserrechnung in beeindruckende Höhen. Allerdings ist nicht alles eitel Sonnenschein – völlig unabhängig vom Regen, der ungezähmt gegen die Fenster prasselt. Immer wieder bricht Jonas' Unsicherheit hervor und auch, wenn Erik ihm einen Teil davon nehmen kann, pflanzt Maria einen Gedanken in seinen Kopf, den er nicht los wird. Egal, wie sehr er das will.

Kapitel 21
Die ersten Worte, die Erik an Jonas richtete, nachdem dieser ihm die Tür geöffnet hatte lauteten: „Da klebt Kaugummi auf deiner Klingel."

Angewidert verzog Jonas das Gesicht. „Schon wieder?"

„Passiert das häufiger?"

„Hm. Ich hab 'ne Vermutung, wer's is', aber eigentlich gehofft, es wär was Einmaliges. Hab ich mich wohl getäuscht." Jonas zuckte mit den Schultern, wollte nicht darüber nachdenken. „Naja, scheiß drauf. Essen is' gleich fertig." Er dirigierte Erik zu dem uralten Klapptisch aus Holz, den seine Eltern früher bei schönem Wetter in den Garten gestellt hatten, bevor er durch ein größeres Modell ersetzt worden war.

„Riecht gut", bemerkte Erik.

„Schmeckt hoffentlich auch so." Obwohl sich bisher noch niemand beschwert hatte, war Jonas immer schrecklich nervös, wenn er zum ersten Mal für jemanden kochte. Er wollte zurück zu seiner Küchenzeile eilen, aber Erik griff seinen Ärmel und hielt ihn fest.

„Hast du nicht eine Kleinigkeit vergessen?"

„Hab ich? Ach so, deinen Mantel kannst d–oh!" Eriks Lippen, die sich auf Jonas' legten, waren Erinnerung genug. „Wie dumm von mir", nuschelte er. „Ich sollt aber wirklich mal die Soße ..."

„Mhm." Erik knabberte an Jonas' Unterlippe.

„Wenn's anbrennt, isses deine ..."

„Mhm." Eine freche Zunge fand ihren Weg.

Ach, scheiß drauf! Jonas genoss den kühlen Körper, der sich an seinen schmiegte, die Finger, die seinen Nacken kraulten. Nur das lauter werdende Blubbern hinter ihm störte die friedliche Szene. Ein letztes Mal sog er den erdigen Duft ein, der ihm inzwischen so vertraut war, dann schob er Erik resolut von sich. „Jetzt aber wirklich. Setz dich endlich!"

„Hmm, na schön."

Nachdem er sichergegangen war, dass Erik tatsächlich Platz genommen hatte und ihn nicht wieder ablenken würde, schmeckte Jonas ein letztes Mal die Soße ab, arrangierte alles auf schlichten, weißen Tellern und balancierte sie mitsamt der Gläser elegant zum Tisch. „Bitteschön. Semmelknödel in Schwammerlrahm." Er stutzte. Für eine Sekunde war ein Ausdruck über Eriks Gesicht gehuscht, den er nicht einschätzen konnte. „Nich' gut?"

„Doch, doch", versicherte Erik rasch. „Sogar sehr gut. Das war ... eines der Lieblingsgerichte meiner Mutter."

„Oh." Kritisch beäugte Jonas sein Essen. Plötzlich wirkte der Knödel verformt, die Soße grau und die eilig darüber gestreute Petersilie lächerlich. „Das is' 'ne harte Konkurrenz."

„Eigentlich nicht", erwiderte Erik. „Meine Mutter hatte viele Begabungen, aber Kochen gehörte nicht unbedingt dazu." Jonas bemühte sich, ihn nicht zu offensichtlich zu beobachten, als er den ersten Bissen probierte. „Mhm. Schmeckt fantastisch. Hast du das in eurem Restaurant gelernt?"

„Teilweise. Wirklich gelernt hab ich's aber, als Christine verkündet hat, dass sie kein Fleisch mehr essen mag. Da war sie zwölf oder so. Jedenfalls meinte meine Mum, dass sie da gern drauf verzichten kann, solang es ihr gefällt, sie ihr aber sicher nix extra machen wird. Nachdem sie sich dann 'ne Woche lang von Käsebroten ernährt hatte, konnte ich mir das nich' länger mitansehen und hab zum Topf gegriffen."

Raupe im NeonlichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt