Was zuletzt geschah:
Eine Begegnung mit Jonas' altem Freund und unerwiderter Liebe, Clemens, bietet nur eine kurze Ablenkung von seinen Sorgen um Maria, die den Wechsel vom Schulleben zum Studium nicht gut zu verkraften scheint. Sein Besuch endet mit überhörten Silvesterknallern.
Das Herz halb in der alten Heimat und halb bei jemand anderem, kehrt Jonas nach Berlin zurück.Kapitel 13
Kaum war Jonas durch die Haustür und hatte seine Einkäufe vor der winzigen Küchenzeile abgestellt, holte er sein Handy hervor. Es war, als hätte Silvester einen Neustart in seinem sozialen Umfeld durchgeführt. Maria rang sich täglich wenigstens eine kurze, oft aber auch längere Nachrichten ab, Larissa war so redselig wie immer und sogar Esther und Kemal machten Anstalten, ihre heilige Zweisamkeit ein wenig für weitere Personen zu öffnen. Und dann war da noch Erik ...Pünktlich um Mitternacht hatte dieser Jonas ein Foto des vor dem Tix abgefeuerten Silvesterfeuerwerks geschickt und auch wenn Jonas' Reaktion darauf deutlich verspätet ausgefallen war, war ihr Kontakt seither nicht mehr abgerissen. Täglich gingen Nachrichten zwischen ihnen hin und her – Jonas versorgte Erik mit Bildern des mal mehr mal weniger genießbaren Mensaessens, Erik informierte ihn, wie viele Worte noch zum Abschluss seiner Hausarbeit fehlten. Sie wünschten sich eine gute Nacht, oder bemitleideten sich gegenseitig dafür, viel zu früh aufstehen zu müssen. Es mochte oberflächlich und albern sein, aber es reichte, um Jonas' Herz beim Klang einer eingehenden Nachricht flattern zu lassen.
Präzise stapelte er seine Einkäufe in einem ansprechenden Arrangement, bevor er ein Foto davon knipste und an Erik sandte:
Du, 18:07 Uhr
genug kantinenfraß. heute wird gekocht!Zur Antwort klingelte sein Handy.
„Hey."„Hi!" Jonas versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Seit Weihnachten hatte er Eriks Stimme nicht mehr gehört. „Bist du noch gar nich' im Club?"
„Wir öffnen erst in drei Stunden. Nicht, dass es nicht genug zu tun gäbe, aber im Augenblick habe ich wenig Lust, allein im Büro zu sitzen und Papierkram zu erledigen."
„Ist vielleicht auch besser so. Das klingt nämlich nach 'nem verfickt guten Anfang für 'nen beschissenen Horrorfilm. Tix – Blutbad in Berlin, oder so."
„Danke, das ... hilft nicht wirklich dabei, mich für die Arbeit zu motivieren."
„Ein Zombie auf dem Dancefloor, vielleicht?", fuhr Jonas ungerührt fort. „Oder Possessed Paperwork? Ich weiß! The Bills Have Eyes!"
„Genug!", schnaufte Erik nach einem ausführlichen Lachanfall. „Sonst traue ich mich gar nicht mehr hin."
Jonas grinste zufrieden. „Wie läuft die Hausarbeit?"
„Ganz gut. Bis zum Wochenende sollte ich sie fertig haben, dann noch ein paar Korrekturen, Literaturverzeichnis überarbeiten und so weiter. Das Übliche eben."
„Klingt doch gut."
„Ich bin im Zeitrahmen." Dafür klang Erik allerdings recht unzufrieden. „Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, schon früher fertig zu werden und das Wochenende über frei zu haben, aber da war ich wohl zu optimistisch."
Jonas bemühte sich, seine Enttäuschung zu überspielen. „Immerhin is' so langsam 'n Ende in Sicht. Bald haste den Scheiß hinter dir."
„Mhm." Erik räusperte sich. „Einen ganzen Tag habe ich keine Zeit, aber ... Hättest du Lust, dich unter der Woche mal auf einen Kaffee oder so zu treffen?"
„Klar!" Betont gelassen fügte Jonas hinzu: „Morgen müsste ich eh Zeit zwischen zwei Vorlesungen totschlagen. Wie schaut's da bei dir aus?"
„Wann?"
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Raupe im Neonlicht
RomanceDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...