Was zuletzt geschah:
Jonas stellt fest, dass so ein paar gebrochene Knochen ganz schön einschränkend sein können und Erik einen gewissen Hang zum Gluckentum besitzt. Nichts davon will ihm so recht gefallen. Dass er sich auch noch von seiner geliebten Lederjacke trennen muss, versetzt seiner Laune einen zusätzlichen Dämpfer.
Ein paar positive Aspekte kann er seiner Situation dennoch abgewinnen. Erik lässt ihn nicht nur ein paar Tage bei sich wohnen, er überlässt ihm dabei sogar seinen Zweitschlüssel. Selbstverständlich nur auf Zeit ...Kapitel 33
Jonas schob seinen Teller von sich und dehnte seine verspannten Muskeln. Noch vor einem Monat hatte er keine Vorstellung gehabt, welcher Luxus es war, sich schmerzfrei bewegen zu können. Sicher, auch jetzt musste er vorsichtig sein und der blöde Gips nervte ihn jeden Tag etwas mehr, bis ihn nicht einmal die inzwischen beeindruckend bunte Verzierung desselben trösten konnte, aber die Zahl potenziell möglicher Tätigkeiten stieg unleugbar. Jetzt musste er nur noch Erik ebenfalls davon überzeugen, denn der behielt wie angekündigt seine Finger gänzlich bei sich. Was nicht unerheblich zu Jonas' Frust beitrug.„Suchst du eigentlich noch nach einer neuen Wohnung?", riss ihn Larissas Stimme aus seinen Gedanken. Sie schaufelte eine Gabel undefinierbaren Mensa-Auflauf in ihren Mund und nahm den – zugegebenermaßen süßen – Typen zwei Tische weiter unter die Lupe, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Jonas zuwandte.
„Ähm, ja. Bisher hatte ich nich' wirklich viel Glück." Nicht, dass er besonders gründlich gesucht hätte.
„Hättest du Bock, zu uns zu ziehen?"
Fragend zog Jonas die Brauen hoch. „In eure WG?"
„Nein, Jonas, in unseren Keller", antwortete Larissa. „Natürlich meine ich unsere WG." Sie tätschelte seinen Arm, wie eine Lehrerin dem Kind, das einmal zu oft vom Wickeltisch gefallen war. „Mara zieht zu ihrem Freund und wir brauchen einen Nachfolger. Ich habe schon mit Ling gesprochen und sie hätte grundsätzlich nichts dagegen, wenn du das Zimmer bekommst."
„Oh, ähm, das ... Lass mich drüber nachdenken, ja?", bat Jonas ein wenig überrumpelt. „Und schreib mir noch mal wegen Miete, Quadratmeter und sowas, damit ich mir halbwegs 'n Bild davon machen kann, was da so auf mich zukommt."
„Du machst die Sache echt komplizierter als nötig."
„Nee, ich ..." Jonas stockte. Er machte es kompliziert, oder? Sollte er nicht lieber Luftsprünge machen, weil sein Nachbarschaftsproblem damit endlich gelöst wäre? „Ähm, ich will doch bloß sichergehen, dass wir uns nich' wegen irgendnem Scheiß zoffen. Freunde vor Wohnung und so."
„Ach, komm." Larissa winkte ab. „Das wird ja wohl kaum passieren."
„Nee, glaub ich auch nich'." Jonas lächelte breiter als sich echt anfühlte.
„Bin wieder daaaa!", flötete Jonas in die Wohnung und stellte seinen Rucksack zusammen mit den beiden Plastiktüten auf dem Küchenboden ab.
„Hey."
Jonas zuckte zusammen. Erik hatte sich wie eine Katze aus seinem Büro geschlichen und war plötzlich hinter ihm aufgetaucht. Kühle Lippen streiften Jonas' Nacken.
„Du warst einkaufen?"
„So langsam kann ich mich ja auch mal nützlich machen." Entgegen ihres ursprünglichen Plans, waren aus wenigen Tagen vier Wochen geworden, seit denen Jonas wie selbstverständlich in Eriks Wohnung ein und aus ging. Aber es war nicht selbstverständlich und es wurde Zeit, dieses Nest wieder zu verlassen. Völlig egal, wie gemütlich es auch sein mochte.
„Bist du dann auch fit genug zum Kochen?" Eriks Finger hakten sich in Jonas' Kragen und zogen den Stoff nach unten, um den Weg für seine Zungenspitze freizumachen.

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Raupe im Neonlicht
RomansaDas Abitur frisch in der Tasche, entschließt sich Jonas, das beschauliche Dorfleben gegen die flitternden Lichter der Großstadt zu tauschen. In Zukunft soll Berlins Luft seine Lungen mit Feinstaub und Freiheit füllen. Zum ersten Mal auf sich selbst...